In The Village von BIG verlassen die Studierenden der renommierten Johns Hopkins University ihre akademische Blase und erhalten praktisch eine Bildung „vom Dorf“.
Anders als Princeton, Harvard oder Yale – allesamt Namen, die jeder zumindest irgendwann schon einmal im Fernsehen gehört hat –, war die Johns Hopkins University hierzulande den meisten Menschen bis 2020 vermutlich noch kein Begriff. Im letzten Jahr dürfte sich das jedoch geändert haben, war sie doch über mehrere Monate praktisch täglich in den Medien mit den aktuellsten Zahlen zur Corona-Pandemie präsent. Ihren Hauptcampus in Baltimore, Maryland, will die private Forschungs- und Bildungseinrichtung demnächst um eine nichtakademische Begegnungsstätte für ihre Studierenden erweitern. Den gewissermaßen „rustikalen“ Entwurf dafür liefert BIG.
Ein Ort für alle
The Village nennt sich die Vision der Bjarke Ingels Group für das neue Hopkins Student Center am Homewood-Campus im Norden der Stadt, für dessen Wahl im Grunde auch das künftige „Dorf“ maßgeblich verantwortlich zeichnete: Über 1.200 Studierende sowie zahlreiche Universitätsangestellte nahmen in Form einer Umfrage an der Abstimmung über die vier Finalisten teil und stimmten mit überwältigender Mehrheit für BIG. Besser als die Bezeichnung „Student Center“ spiegelt der Name The Village auch die Funktion der Einrichtung wider. Diese soll nämlich als Bindeglied zwischen dem Campus und der „Welt da draußen“ fungieren. Ein Ort für alle – fürs ganze Dorf sozusagen.
Konglomerat aus verschachtelten Kuben
Architektonisch hebt sich der gut 13.900 Quadratmeter große Neubau von seinen altehrwürdigen massiven Nachbarn und deren Backsteinfassaden deutlich ab. Ein Konglomerat aus verschachtelten Kuben greift die hügelige Topographie auf und spiegelt gleichzeitig funktionale Unterteilungen wie Essen, Entspannung oder künstlerische Aktivitäten wider. Auch der Innenraum folgt terrassiert dem Anstieg des Geländes. Entsprechend der Nachhaltigkeitsagenda der Eliteuni ist das Zentrum konstruktiv als Holzbau ausgeführt, wobei die optischen Merkmale des Naturbaustoffes außen wie innen extensiv in Szene gesetzt werden. Jedes der Flachdächer ist darüber hinaus komplett mit Solarzellen überzogen, so dass es praktisch wie ein einziges großes Solarmodul wirkt.
Transparenz und Diffusion
Ganz im Sinne seiner Rolle als Begegnungsort spielen die Themen Transparenz und Diffusion im Entwurf eine tragende Rolle. Eine umlaufende Glasfassade macht das Gebäude buchstäblich durchsichtig. Der Haupteingangsbereich – ein öffentlicher Platz an der Charles Street, der den Übergang zwischen Campus und der nichtakademischen Außenwelt markiert – geht praktisch nahtlos in das offene Studierendenzentrum über. Hierzu trägt insbesondere auch der gepflasterte Pfad des Campus aus roten Ziegeln bei, der im Innern des Komplexes fortgeführt wird und sich über dessen Hauptverkehrswege quer durch den gesamten Bau zieht. Und letztendlich passen Durchsichtig- und Durchlässigkeit auch wieder hervorragend zum „Dorf“, wo ja bekanntlich jeder alles über jeden weiß.