Nachhaltig, vielfältig, ausgefallen: Darum ist Glas als Baustoff so beliebt

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Glas gehört seit Jahrtausenden zur Geschichte der Menschheit. In der zeitgenössischen Architektur hat sich das Material in zahlreichen Variationen etabliert. Dank innovativer Technologien können sowohl ausgefallene Formen als auch nachhaltige Produkte mit Glas hergestellt werden. Warum dieser Baustoff so beliebt ist und wie Architekten ihn optimal einsetzen, erfahren Sie in diesem Beitrag.



Die optische Verschmelzung von Wohnraum und Natur

Aufgrund seiner Lichtdurchlässigkeit erzeugt Glas in der Architektur eine angenehme und luftige Raumatmosphäre. Das Material kommt dem Wunsch der heutigen Generation nach mehr Transparenz nach: Es ermöglicht sowohl den Blick nach außen als auch nach innen und verleiht ein Gefühl von Weite. Wohnraum und Natur bzw. Nachbarschaft werden zu einer Einheit.

Glas ist darüber hinaus ein widerstandsfähiger und formstabiler Baustoff, geruchsneutral, hygienisch und pflegeleicht. Deshalb findet er Anwendung bei Fenstern, an Fassaden und als Dach. Innerhalb von Gebäuden bestehen aus diesem Material durchsichtige Schiebeelemente, wie in Küche und Bad, oder transparente Trennwände in Großraumbüros. Glas wird in der Architektur ebenfalls für Fahrstühle oder Balkongeländer eingesetzt.

Innovative Architekturprojekte mit Glas

Der Berliner Designer Holger Jahns stellte fest, dass Architekten in ihren Entwürfen oftmals gebogene Verglasungen vorsahen. Die technischen Möglichkeiten zur Umsetzung entwickelten sich jedoch erst in den letzten Jahren. Entstanden sind außergewöhnliche Gestaltungskonzepte wie die geschwungenen Balkone an der Elbphilharmonie in Hamburg. Die Dachterrasse des ARoS Aarhus Kunstmuseum in Dänemark empfängt ihre Besucher auf einem gebogenen Pfad, mit einem sensationellen Ausblick über die Stadt. In Taiwan steht eine 17 Meter hohe Kapelle in Form eines weiblichen Absatzschuhs – ihre Fassade besteht einzig und allein aus geschwungenem blauem Glas.

Ähnlich gebogen präsentiert sich das gläserne Balkongeländer des Messner Mountain Museums Corones in Bruneck, Norditalien. Es handelt sich um einen Entwurf von Zaha Hadid. Mit einer innovativen Technologie, dem „Structural Glazing“ arbeiteten die Architekten des Bonner Post-Towers. Die Fassade wirkt wie aus einem Guss. Um diese Optik zu erreichen, sind die einzelnen Scheiben aus Sicherheitsglas miteinander verklebt und werden über Klemmprofile oder Verbindungspunkte gehalten.



Nachhaltiges Bauen mit dem High-Tech-Material Glas

Die Glasproduktion hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Heute stammen 30 Prozent der Rohstoffe aus eingeschmolzenem Altglas. Außerdem haben sich durch High-Tech-Mischungen die Wärmedämmwerte dieses Baustoffs erheblich verbessert. Bei 3-fach-ISO-Fenstern kann ein U-Wert von bis zu 0,4 W/m2K erreicht werden. Gebäude mit einer solchen Verglasung weisen also eine wesentlich höhere Energieeffizienz auf. Ein wichtiger Punkt für mehr Nachhaltigkeit.

Des Weiteren kommen Low-E- und Infrarotbeschichtungen zum Einsatz. Sie ermöglichen, dass das Glas nur bestimmte Farbspektren aus dem Licht absorbiert. In Kombination mit Verschattungs- und Belüftungssystemen sind Glasfassaden im Winter hochgradig effizient und spenden im Sommer angenehmen Schatten. Ein weiteres Beispiel für den nachhaltigen Einsatz von Glas ist der FBA-Campus der US-amerikanischen Bundespolizei FBI in Miramar. Die Architekten Krueck + Sexton wählten eine gläserne Fassade, welche die Lichtverhältnisse optimal ausnutzt: 75 Prozent der Arbeitsplätze sind tagsüber so gut beleuchtet, dass sie kein zusätzliches elektrisches Licht benötigen.

Gebogenes Glas für mehr Gestaltungsspielraum

Glas wird in der Architektur auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Technologien für gebogenes Glas sind derzeit noch zu teuer und verhindern damit einen großflächigen Einsatz. Kurvengängiges Profilglasoder Fluidglas könnten eine Lösung sein. Dann ergeben sich für Architekten und Ingenieure neue Chancen zur Gestaltung. Dies betrifft sowohl das Design als auch die Nachhaltigkeit von Bauprojekten.