Einfach, natürlich und verantwortungsvoll: 3 Bauwerke der Slow Architecture

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Als Bauhandwerker im besten Sinne sehen sich die Stars der Slow Architecture Armando Ruinelli, Martin Rauch und Francis Keré. Ihre Projekte stehen für Nachhaltigkeit und bewussten Verzicht auf überflüssige Technologie. Für sie zählt vor allem der zentrale Gedanke der Slow Architecture: Das Material so zu lassen, wie es ist. Vergänglichkeit und Verwitterung sind hier ausdrücklich erlaubt. Mit viel Respekt vor lokalen Traditionen und Materialien gestalten sie wunderbar einfache Gebäude, die sich organisch in die Siedlungsstruktur einfügen und mit Charme und Würde altern dürfen.

 

Armando Ruinelli: „Dem Ort verpflichtet“

Die Verbundenheit mit ihrer Heimat haben die drei bekanntesten Vertreter der Slow Architecture gemeinsam. „Ich fühle mich dem Ort verpflichtet. Form, Material und Funktion müssen exakt zu diesem Ort passen“, sagt Armando Ruinelli. Er bezeichnet sich als Autodidakt, der in den Beruf des Architekten „hineingerutscht“ sei. Der gelernte Bauzeichner hat mit einer Urnenmauer des Friedhofs seines Bergdorfs Soglio begonnen und nach und nach den gesamten Ort bebaut. Ruinellis Häuser verzichten bewusst auf vorfabrizierte oder industriell gefertigte Baustoffe. Seine Gebäude – sie sind vorwiegend im Alpenraum zu finden – wurden mit Preisen überhäuft.

Martin Rauch: Meister des Lehmbaus

Ähnlich wie Ruinelli ist auch der Österreicher Martin Rauch kein Architekt, sondern gelernter Keramiker, Bildhauer und Ofenbauer. Mit seinem Studio „Lehm Ton Erde“ sowie als Honorarprofessor des UNESCO Lehrstuhls „Earthen Architecture“ versucht er, dem Stampflehmbau das „Arme-Leute“-Image zu nehmen und ihm wieder Anerkennung zu verschaffen. Viel Beachtung fand seine Mitarbeit an Matteo Thuns Vigilius Mountain Resort in Südtirol und seine „Kapelle der Versöhnung“ in Berlin.

„Für mich ist der Lehmbau das Synonym für Slow Architecture, weil das Bauen mit der lokalen Erde ein zentrales Thema ist“, sagt Martin Rauch. „Es ist mit sehr viel Handarbeit verbunden und es ist eine uralte, ursprüngliche Bautechnik.“ Er hat diese Technik weiterentwickelt und 2015 mit dem Ricola Kräuterzentrum(Entwurf: Herzog & de Meuron) der Welt das erste Industriegebäude aus vorgefertigtem Stampflehm und den größten Lehmbau Europas geschenkt.

Francis Kéré: Afrikanisches Handwerk und deutsche Ingenieurskunst

Die Besinnung auf Manufaktur ist auch in der Biografie von Francis Kéré angelegt. Er stammt aus Burkina Faso und hat in Berlin Architektur studiert. Kéré ist weltweit dafür bekannt, seine Kenntnisse im afrikanischen Handwerk mit deutscher Ingenieurskunstzu verbinden. Mit der „Kéré Foundation“, seiner eigenen Stiftung, engagiert er sich für die Umsetzung nachhaltiger Architektur in seiner Heimatregion.

Auf seinen Baustellen beschäftigt Kéré stets heimische Arbeiter mit einfachen Werkzeugen. Ihm ist die Verbundenheit der Leute mit den Gebäuden ihres Dorfes wichtig. Das hat seine Handschrift – Architektur von meisterhafter Einfachheit und großer kultureller Tiefe – geprägt. In Deutschland wurde Kéré durch den Bau des Operndorfs von Christoph Schlingensief in Burkina Faso bekannt. Aber es sind seine Schul- und Krankenhausprojekte, die ihm den Ruf des Vertreters einer sozial engagierten Architektur eingebracht haben. 2017 wurde Kéré zum Professor für „Architectural Design and Participation“ an die TU München berufen.



Häuser sollten altern dürfen

Slow Architecture ist nicht zuletzt die Kunst, Material sein zu lassen, was es ist. Vergänglichkeit und Verwitterung sind erlaubt. Ruinelli behauptet sogar, Materialien, die keine Patina ansetzten, seien ihm „suspekt“. Das ist es auch, was Martin Rauch an der Stampflehmtechnik schätzt. Es ist ein Verfahren, das Material nicht nachträglich verkleidet oder schönt: „Das Verändern zulassen, was über die Jahrzehnte erfolgt. Das sollte man einfach so akzeptieren und sagen, ein Haus kann alt werden. Wenn es schön und ehrlich mit guten Materialien gebaut ist, dann muss man keine Angst haben.“ 

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