Architektur und Tourismus: Wenn Urlaub auf Nachhaltigkeit trifft

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Ein weiteres Kapitel in der Erfolgsgeschichte des nachhaltigen Tourismus: Am 18. Januar 2018 wurde in Stuttgart erstmals weltweit ein Urlaubsresort mit DGNB-Gold ausgezeichnet. Bei der Vorzertifizierung des Park Allgäu von Center Parcs kam das neu entwickelte Nutzungsprofil der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V. für „Resorts“ zur Anwendung. Welche effizienten Maßnahmen das Resort auszeichnen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Center Parcs Group; Center Parc Leutkirch im Allgäu

Park Allgäu in Leutkirch 

Bei dem Projekt handelt es sich um den größten Ferienpark Deutschlands. Auf einem 184 Hektar großen Gelände entstehen derzeit 1.000 Ferienhäuser mit 5.000 Betten. Früher befand sich auf dem Areal in Leutkirch zwischen Bayern und Baden-Württemberg das Bundeswehr-Munitionsdepot „Muna“. In Zukunft soll hier das weltweit erste nachhaltig geplante und gebaute Urlaubsresort mit Restaurants, einem Erlebnisbad, Einkaufszentrum plus Spa- und Wellness-Oase jährlich eine Million Touristen anlocken.



Nachhaltiges Bauen ist im Urlaubsresort angekommen

Das neue DGNB-Nutzungsprofil „Resorts“ ist eine Mischung aus dem bestehenden DGNB-System für Stadtquartiere sowie den Nutzungsprofilen „Hotel“ und „Wohngebäude“. Aus dem Nutzungsprofil „Stadtquartiere“ sind Kriterien wie Stadtklima, Freiraum, Partizipation und soziale Infrastruktur relevant. Entsprechend hat beim Bau von Park Allgäu die Integration von Architektur und Infrastruktur in den bestehenden Natur- und Landschaftsraum hohe Priorität. So wird etwa Artenschutz durch Vogelnisthilfen, Fledermauskästen und die Vernetzung mit dem angrenzenden Wildtierkorridor gewährleistet.

Folgende „grüne“ Features zeichnen den Park Allgäu aus:

Die Energieversorgung erfolgt durch ein Nahwärme-Netz.Der Park leitet kein Regenwasser in die Kanalisation ab, sondern lässt Niederschlag versickern und speist so das Grundwasser nach.Das tropische Badeparadies Aqua Mundo wird mit Brunnenwasser betrieben, das durch eine umweltschonende Umkehrosmose-Anlagegefiltertwird.


Gemeinsam mit staatlichen Stellen, Umweltverbänden und Tourismusanbietern wurde ein nachhaltiges Besucherlenkungskonzept installiert, das fortlaufend überprüft und weiterentwickelt wird.

Auch thermischer Komfort,Rückbau- und Recyclingfähigkeit, Barrierefreiheit, modernes Abfallmanagement und die Verwendung regionaler Produkte in den Küchen gehören zum Maßnahmenkatalog, der in die Praxis umgesetzt wird.

 

100 Prozent Recycling von Altmaterialien 

Als DGNB-Auditor bei der Vorzertifizierung fungierte das Beratungsunternehmen Drees & Sommer. Gregor Grassl, Teamleiter Green City Development, zeigte sich besonders beeindruckt von der gelebten Circular Economy beim Bauprozess. Beton und Holz aus dem Abbruch der ehemaligen militärischen Anlagen wurden zu 100 Prozent wiederverwendet für den Bau der Straßen sowie für die Fundamente und Außenanlagen des Ferienparks. Unzählige Tonnen Material und tausende von Lkw-Fahrten konnten dadurch gespart werden.

 

„Der Park im Allgäu ist nur der Anfang“

Die Zertifizierung des neuen Ferienparks setzt ein starkes Zeichen in der nachhaltigen Tourismusbranche. Laut Frank Daemen, Geschäftsführer von Center Parcs Deutschland, soll es nicht das einzige bleiben. „Bei künftigen Projekten wollen wir die DGNB von Anfang an dazuholen“, so Daemen. Mit den hohen DGNB-Anforderungen könnte sich das neue Zertifikat in Zukunft als Gütesiegel nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern auch für die Aufenthaltsqualität und den Gästekomfort von Resortsdurchsetzen. Noch wird auf dem Gelände fieberhaft gebaut. Rund 800 Arbeiter sind dort im Einsatz, pro Tag werden sechs Ferienhäuser aufgestellt. Die Eröffnung ist für den 1. Oktober geplant. Damit geht im Allgäu ein weiteres Highlight des Ökotourismus in Betrieb.

Lesen Sie in unserem Beitrag über naturverbundenes Wohnen mehr über Grüne Architektur und nachhaltige Baustoffe.