Für viele eine Traumvorstellung: Es sich ein Wochenende lang in einer luxuriösen Therme gut gehen und verwöhnen lassen. Schon immer spielte dabei auch die Thermalbadarchitektur eine Rolle, denn sie wirkt auf die Sinne und trägt zur Entspannung und zur Wohlfühlatmosphäre bei. Die moderne Thermenarchitektur nimmt sich ganz diesem Bedürfnis an und schafft einzigartige Konzepte, die fernab des Alltags zum Träumen einladen. Drei beeindruckende Thermen stellen wir in diesem Beitrag vor.
Tamina Therme Bad Ragaz, Schweiz
Die historische Tamina Therme in Bad Ragaz war bei ihrer Eröffnung im Jahr 1872 Europas erstes Thermalwasserhallenbad. 2009 wurde das moderne Spa mit mehr als 7.300 Quadratmetern Fläche nach einem aufwendigen Umbau durch das Zürcher Architektenbüro Smolenicky & Partner Architektur1 fertiggestellt. Inmitten der Schweizer Berge strahlt seither die exklusive Wellnessarchitektur, in der Besucher ein Außenbecken, Sprudelliegen, Whirlpools, einen Wasserfall und Strömungskanal finden.
Das mehrgliedrige Gebäude besteht aus weiß lackiertem Fichten- und Tannenholz. 115 Stützen aus 2.200 Schweizer Tannen wurden verbaut, die einen Kontrast zu den großen Fenstern in eleganter Ellipsenform bilden. Im Zentrum steht die Quellenhalle, die mit einer Raumhöhe von 7,50 Metern die feierliche Wirkung einer Kathedrale hat.
Die Thermalbadarchitektur erinnert an die weißen Seebäder der Ostsee und die Traditionen der alpinen Grand Hotels. In die Vergrößerung und den Umbau des Grand Resorts Bad Ragaz wurden mehr als 230 Millionen Franken investiert.
Chairama Spa, Kolumbien
Im Zentrum von Bogotá befindet sich das exklusive Chairama Spa. Es wurde 2010 nach den Plänen der kolumbianischen Architekten Giancarlo Mazzanti (Giancarlo Mazzanti Architects)2 und Felipe Mesa von plan:b fertiggestellt. Für die Thermalbadarchitektur ließen sich die beiden von der Landschaft der kolumbianischen Sierra Nevada von Santa Marta inspirieren.
Benannt ist das Spa nach der Stadt Chairama – heute bekannt als „Pueblito“ – die in der Sierra liegt und die Heimat des indigenen Volkes der Tairona ist. Das Chairama Spa ist eine Hommage an die kolumbianische Kultur, was sich beispielsweise im ersten Stock zeigt. Dort finden sich in zarten Grauabstufungen botanische und tierische Zeichnungen aus der Sierra.
In den weiteren drei Stockwerken erinnern kräftige Farben und Muster an die Sierra und ihre Kultur. Das Gebäude ist von einer Membranfassade umgeben. Die erste Schicht besteht aus Glas und Beton, die zweite aus Blech, das mit einem Laser bearbeitet wurde. So entstand ein Lochmuster, das Steinen und Gesteinsschichten ähnelt. Die lichtdurchlässige Fassade ermöglicht, dass Besucher während der Behandlungen den Kontakt zur Außenwelt behalten, ohne dass die Thermenarchitektur an Intimität verliert.
Liepaja Thermal Bath, Lappland
Für den Entwurf des Liepaja Thermal Bath erhielt das kalifornische Büro Steven Christensen Architecture3 den AAP American Architecture Prize für internationale Architekturprojekte 2016. Im Zentrum der futuristischen Konzeption, die noch auf ihre Realisierung wartet, steht das Thema der Kuppel. Sie taucht in der Geschichte der öffentlichen Bäder immer wieder auf und verleiht jedem Gebäude eine herrschaftliche Ausstrahlung.
Die Architekten aus Santa Monica haben die Kuppel in ihrer Thermenarchitektur neu interpretiert. Sie taucht als Ein- und Ausbuchtung in der Fassade und innerhalb des Gebäudes auf. Die Fenster sind kreisförmig, wie auch die verschiedenen Thermalbecken. Das Thermalbad ist minimalistisch konzipiert und setzt auf eine zurückhaltende farbliche Gestaltung. Das Licht bestimmt die Atmosphäre der Räume, was vor allem an dunklen Wintertagen eine mystische Stimmung hervorrufen dürfte.
Ob das Thermalbad oder das moderne Schwimmbad: Während die öffentlichen Gebäude lange Zeit nur als zweckmäßige Einrichtungen galten, werden sie heute als Wellness-Tempel betrachtet. Das gilt auch für moderne Saunas, die heute mit ihrer Architektur kulturelle Statements setzen.
1 www.smolenicky-architektur.com