Der Schwimmbadbau boomt. Kein Wunder – in vielen Städten und Gemeinden sind die örtlichen Schwimmbäder in die Jahre gekommen. Häufig sind sie heute nicht nur unwirtschaftlich und technisch veraltet, auch die Ausgestaltung und Ästhetik der Schwimmbad-Architektur entspricht nicht mehr den Wünschen der Badegäste. So entstehen vielerorts beeindruckende moderne Schwimmbäder mit kreativen und ökologischen Konzepten. Wir möchten Ihnen drei davon vorstellen.
Kosten, Ökologie, Atmosphäre: Schwimmbadbau braucht Weitblick
Die Architektur und Planung von Schwimmbädern hat gegenüber üblichen Gebäuden einige Besonderheiten. Effizient bauen ist nur die halbe Miete – auf das effiziente Betreiben kommt es an. Für moderne Schwimmbäder gilt außerdem das Gebot der Ökologie, schließlich wird hier allein durch das Beheizen von Wasser und Räumlichkeiten eine Menge Energie benötigt. Darüber hinaus spielen Ästhetik und Atmosphäre eine große Rolle. Unterschiedliche Zielgruppen etwa Kinder, Sportler, Senioren oder Wellnessfans müssen sich in der Architektur wiederfinden können. In unseren Beispielen sind all diese Faktoren auf unterschiedliche Weise berücksichtigt worden.
Das Innovative: Das Ökobad Bambados in Bamberg
Es gäbe viel zu berichten über das Bambados in Bamberg – sein farbenfroh grünes Erscheinungsbild, der dialogorientierte Planungsprozess, seine vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Doch zum Gesprächsthema wird derSchwimmbadbau vor allem durch sein Energiekonzept: Als erstes Passivhaus-Hallenbad in Europa ist es konsequent ökologisch konzipiert. (Architekten: pbr Planungsbüro Rohling).
Sein Baukörper ist stark gedämmt und luftdicht, die Wasseraufbereitungstechnik außergewöhnlich energiesparend. Hinzu kommt die Heiztechnik aus Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis klimaneutraler Holzhackschnitzel. Sie ist so effizient, dass sogar noch Energie in das örtliche Netz eingespeist werden kann. Auf dem Dach der Anlage befindet sich eine Photovoltaik-Anlage, die zu 60 Prozent den Bamberger Bürgern gehört. Ökologische Innovationen finden sich in vielen Details der Gebäudetechnik. So wurde etwa eine eigene Beckenüberlaufrinne entwickelt, um die Wasserverdunstung zu reduzieren. Ein rundum außergewöhnlicher und mehrfach ausgezeichneter Schwimmbadbau.
Das Symbolische: Die Emser Therme
Die Kurstadt Bad Ems ist ohne eine eigene Therme kaum denkbar. Doch das alte Bad aus dem Jahr 1971 entsprach in keiner Weise den Anforderungen moderner Schwimmbäder. Nach seinem Rückbau entstand an gleicher Stelle eine neue Therme (4a Architekten). Bei der Gestaltung zieht sich die Form eines Flusskiesels als Leitthema durch das Gebäude. Es liegt am Fluss Lahn, der Standort soll sich bewusst in der Optik des Bads wiederfinden. Im Schwimmbecken, bei der Form der Baukörper, der Wandgestaltung, der Fassade – überall begegnet dem Besucher die Kieselsymbolik.
Für ein angenehmes Wellnessambiente sorgt viel Holz in Wänden und Decke, Rundungen und geschwungene Wege bringen zusätzliche Harmonie in das Erscheinungsbild. Mit seiner Eröffnung 2012 war die Bautätigkeit nur kurz beendet: Zwei Jahre später eröffnete Deutschlands erste schwimmende Flusssauna auf der Lahn, im Jahr 2017 wurde die Anlage noch einmal vergrößert.
Das Weitläufige: Die Auster, Sport- und Wellnessbad Eggenberg, Graz
Dass die herkömmlichen Grenzen zwischen Sportbad und Therme zusehends verschwinden, zeigt die Auster in der Steiermark besonders eindrucksvoll. Das Architekturbüro fasch&fuchs hatte das Glück, ein besonders üppiges Areal bespielen zu dürfen, allein der blickgeschützte Wellnessbereich nimmt 2.000 Quadratmeter in Anspruch. Die Auster leistet sich außerdem in ihrer Hallenbad-Architektur ein 50-Meter-Wettkampfbecken mit 10 Bahnen.
Ob Neubau oder Sanierung – im Schwimmbadbau tut sich einiges. Nicht immer muss ein veraltetes Schwimmbad übrigens rückgebaut werden. In unseren Beispielen für innovative Umbauprojekte sehen Sie, wie ein früheres Stadtbad auch einmal ganz anders in neuem Glanz erscheinen kann.