Die Sauna gehört seit mehr als 2.000 Jahren zur skandinavischen Kultur. Das Schwitzbad ist insbesondere in Finnland fest in den Alltag verankert, dort existieren mehr private Saunen als öffentliche Schwitzanstalten. Neben der klassischen Holzsauna gibt es eine lebendige Sauna-Architektur, die zwei der wichtigsten Funktionen des Saunabaus betont: Den gesellschaftlichen Austausch und die Besinnung auf Traditionen. Entdecken Sie hier drei moderne Saunen aus dem hohen Norden.
The Bands von Scarcity and Creativity Studio, Norwegen
An der Oslo School of Architecture and Design ist das „The Scarcity and Creativity Studio“ angesiedelt. Es bietet Studenten die Möglichkeit, an dem kompletten Prozess eines Architekturprojektes teilzuhaben. So entstand in dem verlassenen Fischerdorf Kleivan auf den Lofoten im Jahr 2015 das Projekt „The Bands“. Die Aufgabe der Studenten bestand darin, passend zu den drei bestehenden denkmalgeschützten Gebäuden eine Sauna zu entwerfen. Neben einer Fischerkate, einer Lebertranproduktion und einer Kabeljau-Salzanlage gibt es in Kleivan nun eine moderne Sauna, die sich direkt am Ufer befindet. Für den Bau benötigte das Team lediglich 24 Tage.
„The Bands“ ist ein minimalistischer Bau, der aus drei namensgebenden „Bändern“ besteht, die sich zum Wasser hinab bewegen. Die breiten Stufen stellen eine Verbindung zwischen Architektur und Natur dar, dienen aber auch ganz simpel als Sitzgelegenheiten.
Wie die komplette Sauna, wurden die Bänder, die auf der obersten Ebene einen Terrassenbereich bilden, aus heimischem Lärchenholz gebaut. Das mittlere Band gliedert sich auf der oberen Etage in drei Bänder auf. So entstehen ein Tisch und zwei Bänke.
Der 15 Quadratmeter große Innenraum der Sauna ist minimalistisch gestaltet. Es gibt einen Holzofen, die Sitzmöglichkeiten nehmen das dreigliedrige Bänder-Motto wieder auf. Saunabesucher haben interessante Ausblicke in die umgebende Natur. Durch die unterschiedlich hohen Bänder, die dem Saunabau auch als Dach dienen, entstehen neben der großen Fensterfront auch Lichtgaden. Als Material wurde hier Glas und transparentes Polycarbonat genutzt.
Solar Egg by Bigert & Bergström for Riksbyggen, Schweden
Kiruna ist die nördlichste Stadt Schwedens. Der Name leitet sich vom samischen Wort für „Schneehuhn” ab. Da passt es ganz gut, dass nahe der Stadt ein goldenes Ei zu finden ist.
Das Stockholmer Künstlerduo Bigert & Bergström wurde vom Verband für Wohnungseigentümergemeinschaften „Riksbyggen“ mit der Konzeption des Projektes beauftragt. Das „Solar Egg“ besteht aus 69 Einzelteilen, ist etwa fünf Meter hoch und vier Meter breit.
Es ist eine Kunstinstallation, die in ihrem Inneren eine öffentliche Sauna verbirgt. Beim Saunieren sollen die Besucher miteinander sprechen, ein Thema ist sicher schnell gefunden: Die Stadt Kiruna soll nämlich bis 2040 etwa fünf Kilometer in den Osten versetzt werden, um das Eisenerz, das unter der Stadt zu finden ist, weiter abbauen zu können. Das Künstlerduo möchte mit dem „Solar Egg“ einen Beitrag zu dieser Debatte leisten.
In der Schale, die aus vergoldetem Edelstahl besteht, spiegeln sich die Silhouette der Stadt und das goldgelbe Licht am Polarkreis wider. Das „Solar Egg“ ist ein wanderndes Kunstprojekt. Nach der Eröffnung in Kiruna machte es bisher in Björkliden, Stockholm und Paris Halt.
„Árdna”, Norwegen
In der außergewöhnlichen Sauna „Árdna“ gehört zu jedem Saunagang ein eigenes Kulturprogramm. Poeten, Musiker, DJs oder Performancekünstler machen das Saunieren zu einem gesellschaftlichen Event. In der laut Veranstalter größten, öffentlich zugänglichen Sauna der Welt haben mehr als 100 Personen Platz, um den Blick auf die Osloer Oper zu genießen oder sich an der saunaeigenen Bar zu bedienen.
Die Weltrekord-Sauna ist Teil des nomadischen Kunstprojektes „SALT“. Neben dem Saunabau im Stil eines Amphitheaters gibt es weitere, kleine Saunen und den Eventraum „Den Arktiske Pyramiden” (Die Arktische Pyramide). Alle Holzkonstruktionen orientieren sich an den traditionellen Holzgestellen, an denen bereits vor Jahrhunderten Trockenfisch produziert wurde. Die Entwürfe stammen von Sami Rintala (Rintala Eggertsson Architects). SALT ist ein temporäres Projekt, das in Nordland und Bergen Station machte, bevor es an seinen aktuellen Standort in Oslo zog.
Die aktuellen Sauna-Trends setzen vor allem darauf, Menschen zusammenzubringen und auf die lokale Architekturgeschichte einzugehen. Diese Entwicklung lässt sich auch in der modernen Schwimmbad-Architektur erkennen. Die Emser Therme ist ein Beispiel dafür.