Immer mehr Menschen zieht es aufs Land, denn sie wollen frische Luft statt ödem Großstadt-Smog. Allerdings sind die besten Grundstücke oftmals schon bebaut: mit alten Scheunen und Bauernhäusern. Damit daraus Traumhäuser werden, stehen Planer vor der Herausforderung, die traditionelle Baustruktur mit den modernen Ansprüchen an Wohnkomfort zu verbinden. Wie drei Architekturbüros in Deutschland, Belgien und Tschechien ihren Scheunenumbau erfolgreich umgesetzt haben, erfahren Sie in diesem Beitrag.
© Simon Menges; „Haus Stein“
Besonders nachhaltig: „Haus Stein“ in der Magdeburger Börde
Die einstige Backsteinscheune „Haus Stein“ aus den 1930er Jahren ist nun ein großzügiges, modernes Ferienhaus. Jan Rösler Architekten ließen dabei die Hülle fast unverändert. Wenn die alten Fensterläden und Tore geschlossen sind, scheint das Haus wie in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt.
Dabei verbirgt sich im Inneren eine großzügige, moderne Raumaufteilung über drei Etagen, teilweise mit doppelter Höhe und einer Gesamtwohnfläche von 240 Quadratmetern. Hier treffen ursprüngliche Holzbalken auf verspielt gestaltete Stahlstützen und weiße Wände.
https://blog.allplan.com/de/umgebaute-scheunen-zum-staunen© Simon Menges; „Haus Stein“
Die Panoramafenster in den ehemaligen Scheunentoren eröffnen einen weiten Blick auf die ländliche Umgebung. Einen besonderen Blickfang bietet zudem die preußische Kappendecke im Erdgeschoss: ein sich wiederholendes flaches Rundtonnen-Gewölbe. Der leitende Architekt legte bei diesem Scheunenumbau einen starken Fokus auf nachhaltige Materialien. Neben Lehmputzen, Holz und Recyclingmaterialien kamen beispielsweise für die Dämmung Flach- und Holzweichfasern zum Einsatz.
https://blog.allplan.com/de/umgebaute-scheunen-zum-staunen© Simon Menges; „Haus Stein“
Klare Linien: Das Scheunenhaus Roeselare in Belgien
Eine umgebaute Scheune in Flandern, in der ein ganzes Einfamilienhaus steckt – das ist das Projekt des Architekturbüros B2Ai1 aus Belgien. Der Altbau präsentiert sich in einer reduzierten Holzfassade und ist an den Giebelseiten geöffnet. Die aufklappbaren Seitenwände dienen nicht nur als Fassade, sondern auch als Schattendach an heißen Tagen.
Für den Hof wählte die Architektin Rita Huys eine Dekoration aus Stapeln mit alten Ziegelsteinen. Das Gesamtkonzept soll neue Perspektiven zwischen Landschaft und Architektur aufzeigen, die natürliche Umgebung und lokale Bautraditionen innovativ verbinden.
Natürlich imperfekt: „Zwei Häuser, Hirsche und Bäume“ in Tschechien
https://blog.allplan.com/de/umgebaute-scheunen-zum-staunen© Lenka Míková / BoysPlayNice Photography
Den größten Scheunenumbau unter den vorgestellten drei Projekten verantwortete mit 365 Quadratmetern die tschechische Architektin Lenka Míková. Der Eigentümer wollte das Bauernhaus und die Scheune umbauen lassen. Entstanden sind zwei attraktive Wohngebäude mit gegensätzlichem Charakter. Das Haupthaus ist eher dunkel und intim gestaltet – raue, handgefertigte Oberflächen prägen das Interieur.
Die Außenhaut des umgebauten Bauernhauses zeigt sich sehr traditionell: eine Fassade aus horizontalen Holzbalken und Putzstreifen. Auch für die Innengestaltung verwendete die Architektin natürliche und handgefertigte Bauteile aus Holz, Stein und Erde. Sie verleihen dem L-förmigen Komplex seinen besonderen Charme – eine unvollkommene Natürlichkeit.
Die Suche nach Authentizität
Alle drei Architekturbüros haben die Herausforderung gemeistert. Sie haben es geschafft, die äußere, traditionelle Hülle der Scheunen zu erhalten. Im Inneren gestalteten sie, oftmals mit nachhaltigen Baumaterialien und -methoden, komfortable und moderne Wohnräume. Dieses authentische Lebensgefühl suchen die Menschen, die zurück aufs Land ziehen. Das zeigen auch zahlreiche weitere Beispiele für gelungene Scheunenumbauten.
Quellen:
1https://b2ai.com/