Ein Loft auf dem Land mit Wäldern und sanften Hügeln vor bodentiefen Fenstern, so weit das Auge blickt – für viele ein Lebenstraum, der sich mit dem Umbau einer Scheune erfüllen lässt. Welche Klippen es dabei zu umschiffen gilt, zeigen diese spannenden Umbauprojekte.
Alte Scheunen rücken derzeit in den Fokus vieler Architekten und Bauherren. Ihr Vorteil gegenüber dem Umbau von Bauernhäusern: Ihre hohen Decken und das Fehlen von Wänden machen sogar loftartige Grundrisse möglich. Die Probleme: Um trotz der großen Raumtiefen lichtdurchflutete Räume zu erhalten, sind zusätzliche Öffnungen in Fassade oder Dachkonstruktion ein Muss. Notwendige energieeffiziente Maßnahmen sind baulich oft nur schwer, teuer oder gar nicht umsetzbar. Und viele Scheunen stehen unter Denkmalschutz und können nur von innen gedämmt werden – das ist enorm kostspielig.
Stall mit Stapellandschaft
Es sei denn, man lässt sich etwas einfallen - so wie Frank Schönberger. Er implementierte einer Scheune einen Wohnkubus. Der Bauingenieur durfte die elterliche Scheune im hessischen Groß-Bieberau äußerlich nicht verändern. Not macht kreativ: Die Darmstädter Architektin Chris Dähne entwickelte für Schönberger das Konzept einer „Stapellandschaft“ – drei Wohnebenen, wie aus Kisten aufeinander gestapelt und äußerst modern. Die Scheune wurde entkernt, das Gebälk gesichert. Große Fenster, Lichtschächte und einige Lichtbänder im Dach lassen jetzt viel Helligkeit ins Innere. Der energetische Vorteil: Die dicke Scheunenmauer ist ein perfekter Klimapuffer, so dass das neue Haus keine weitere Isolation benötigt.
Alte Scheune, neue Effizienz
Auch Bauherrin und Architektin Anja Klinger setzte in eine riesige Scheune im sächsischen Frankenthal eine Haus-in-Haus-Holzkonstruktion mit eigener Wärmedämmung. Damit löste sie das Problem der Isolierung. Von außen ist die Scheunenfassade mit ihren Zierelementen aus Klinkersimsen und Stürzen unverändert. Hinter dieser ländlichen Verpackung überrascht den Besucher dann das moderne, neue Domizil.
Souverän und schnörkellos wurden in dem alten Gemäuer 150 Quadratmeter Raum zum Wohnen, Arbeiten und Spielen geschaffen. Weitere 400 QuadratmeterWohnreserven können noch ausgebaut werden – aktuell lagert hier noch Brennholz. Das Erdgeschoss ist zudem barrierefrei ausbaubar. Anja Klingers „Scheunenhaus“ wächst nicht nur mit, es wurde wegen seines architektonischen und energetischen Standards sogar mit dem Award der KfW-Förderbank 2015 ausgezeichnet.
Grandiose Aussicht in Weiß-Tanne
In dem zwölf Meter hohen Tenne im Schweizer Kanton Thurgau, wo einst die Heuwagen einfuhren, erinnern noch mächtige Futtertröge an die frühere Nutzung. Darüber, auf den Mauern der ehemaligen Ställe, sitzt ein schwarzer Kubus, zu dem eine Treppe und eine Empore führen – das eigentliche Haus. Bei der Umnutzung der ehemaligen Scheune durften 90 Quadratmeter Wohnfläche nicht überschritten werden. Die Bereiche Kochen, Wohnen und Essen hat Architekt Andreas Zech ohne Trennwände im Hauptraum untergebracht. Die der Wohnung vorgelagerte Veranda schützt die Räume perfekt vor Wind und Wetter und ist im Sommer der liebste Aufenthaltsort. Die Bauherren und ihre Gäste genießen hier grandiose Ausblicke. Das alles dominierende Material ist Weiß-Tanne. So bekommt die lichte, moderne Architektur einen Touch von ländlichem Stubencharme.
Letzten Endes hat jede Scheune ihren eigenen Charakter und jeder Bauherr ganz persönliche Bilder vom ländlichen Wohnen im Kopf. Beides sensibel zusammenzubringen, ist für den beauftragten Architekten eine Herausforderung, die Kreativität erfordert und nach individuellen Lösungen ruft.