Das Strohballenhaus: Nachhaltiges Bauen mit natürlichen Rohstoffen

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Ökologisch bauen, regional nachwachsende Materialien verwenden und bei der Dämmung Passivbau-Standards erreichen – das möchten viele verantwortungsbewusste Bauherren. Seit kurzem haben sie eine attraktive Alternative mehr: das Strohballenhaus. Mit dem zunehmenden Trend zum Ökoheim entdecken Architekten alte Naturmaterialien neu. Ein Haus aus Stroh ist umweltfreundlich, günstig, raumklimatisch gesund und ausgesprochen angenehm zu bewohnen. Alles zum Revival des historischen Baustoffs.

 

Strohbau offiziell

Das Bauen mit Stroh hat seine Anfänge in den USA. Ende des 19. Jahrhunderts wurde in Nebraska die Ballenpresse erfunden. Weil es wenig Holz und viel Getreide gab, baute man die ersten Strohballenhäuser. Anfang des 21. Jahrhunderts entdeckte die Öko-Architektur Getreidehalme für die Dämmung. Seit 2014 ist Stroh als Baustoff zugelassen. Strohballen dürfen in nicht-lasttragenden Bauweisen ohne zusätzliche Genehmigung verwendet werden. Ein Strohhaus geht allen Vorurteilen zum Trotz nicht sofort in Flammen auf: Baustroh hat die Baustoffklasse B2 und gilt als normalentflammbar. In Verbindung mit einer acht Zentimeter dicken Lehmschicht wird es in die Feuerwiderstandsklasse F 30 („feuerhemmend“) eingeordnet. Eine spezielle Richtlinie soll einheitliche Qualitätsstandards für das Bauen mit Stroh schaffen.

Warum Stroh?

Stroh ist vielerorts regional verfügbar und das Paradebeispiel eines nachhaltigen, ökologischen Baustoffs. Die Halme von Weizen, Gerste und Co. sind ein Nebenprodukt der Landwirtschaft und wachsen innerhalb weniger Monate nach. Strohballen produzieren bei der Herstellung so gut wie keine Schadstoffe und lassen sich leicht, kostengünstig und umweltfreundlich entsorgen. Ein ausgezeichneter Dämmwert garantiert eine günstige Ökobilanz und spart Heizenergie. Ein Haus aus Stroh erreicht bei der Energieeffizienz mindestens den Standard eines Niedrigenergiehauses.

Wie aus Halmen ein Haus wird

Baustroh kommt in Form von verpressten Kleinballen in Quaderform zum Einsatz. Die Ballen dürfen dabei keine statische Belastung tragen. Als Wandbilder und Wärmedämmstoff werden sie zwischen oder vor ein Holzständerwerk eingebaut und verkleidet. Meist wird Lehmputz in mehreren Schichten aufgebracht. Alternativ kann ein Lehmunterputz und als Finishing ein Kalkputz verwendet werden. Auch Holzverkleidungen sind üblich. In jedem Fall ist die entstandene Wand sehr stabil und die Strohoberfläche vor Witterungseinflüssen geschützt. Das ist wichtig, denn wie alle Naturmaterialien ist Stroh anfällig für Feuchteschäden und Schimmelbildung.

Ökologisch bauen muss nicht teuer sein

Der Traum vom Ökohaus aus Stroh ist erschwinglich. Strohballengedämmte Gebäude lassen sich 5 bis 10 Prozent günstiger kalkulieren als konventionell gebaute Heime und sind in Sachen Baukosten vergleichbar mit anderen nachhaltigen, wohngesunden Bauformen. Stroh kann vor Ort zu sehr viel günstigeren Preisen als andere Dämmstoffe bezogen werden. Dadurch lässt sich trotz der höheren Kosten für die aufwendigere Verarbeitung im Schnitt Geld sparen. Zudem senkt die sehr gute Dämmung – insbesondere in Verbindung mit alternativen Heiztechniken wie Solarkollektoren und Photovoltaik – die Wohnnebenkosten immens.

Wunderbares Wohnklima

Dämmen mit Stroh sorgt für warme Innenwände, sehr gute Luftqualität und gleichmäßige Luftfeuchtigkeit – je nach zusätzlicher Heizung zwischen 50 und 60 Prozent. Ungefähr 300 Strohbauten gibt es laut Fachverband Strohballenbau Deutschland e.V. (FASBA) in Deutschland. Die realisierten Projekte sind sehr unterschiedlich. Das derzeit größte und mit fünf Geschossen höchste strohgedämmte Gebäude ist das Norddeutsche Zentrum Nachhaltig Bauen in Verden.

Ob Haus aus Stroh oder Domizil in der Erde – natürliche Baumaterialien schaffen ein wunderbar angenehmes Wohnklima, geben ein gutes Gefühl und leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.