Das lateinische Wort „papilio“ für Schmetterling soll Namensgeber für den Pavillon gewesen sein. Ob es an seinen oft flügelgleichen Dächern oder seiner leichten Konstruktion liegt, ist nicht geklärt. Sicher aber ist: Pavillon-Architektur hat nichts von ihrem Reiz verloren. Die meist temporären Bauwerke bieten Architekten neue Möglichkeiten des Gestaltens – Materialien und Formen dürfen Regeln durchbrechen, überraschen und inspirieren. So sind Pavillons heute oft auch Prestigeprojekte. Als Begegnungsstätten bei Ausstellungen oder Messen sorgen sie für Gesprächsstoff und bereichern den öffentlichen Raum. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen drei ungewöhnliche Beispiele moderner Pavillons.
Photones [CC BY-SA 4.0]; Pavillon of Reflections
Der Pavillon für die Serpentine Gallery von Herzog & de Meuron (2012)
Das Kunstmuseum der Serpentine Gallery in den Londoner Kensington Gardens pflegt seit dem Jahr 2000 eine bemerkenswerte Tradition: Jedes Jahr entsteht auf dem Gelände ein neuer temporärer Pavillon. Seine jeweiligen Gestalter sind renommierte Architekten und Künstler. Im Jahr 2012 schlossen sich der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei und das Architekturbüro Herzog & de Meuron zusammen. Ihr moderner Pavillon führte die Besucher unter die Ebene der Rasenfläche.
Elekhh [CC BY-SA 2.0]; Serpentine Gallery Pavillon 2012, London
Elf Säulen wiesen auf die bisherigen Pavillons hin, eine zwölfte stand für den aktuellen. Sie trugen eine runde Plattform, auf der sich Wasser befand, das den Himmel spiegelte. So wurde eine Verbindung zwischen Himmel, Wasser und Erde geschaffen und der Pavillon gliederte sich mit seiner organischen Architektur scheinbar unsichtbar in die Umgebung ein.
Loz Pyock [CC BY-SA 2.0]; Serpentine Gallery Pavillon 2012, London
Im Inneren befanden sich Sitzgelegenheiten aus Kork, auch der Boden war mit Kork ausgekleidet. Ein typisches Beispiel für den kreativen Umgang mit Materialien bei Pavillon-Architektur.
Der Pavillon of Reflections von Tom Emerson für Manifesta 11 in Zürich
150 Tonnen Holz und Stahl schwammen im Jahr 2016 anlässlich der Kunstbiennale wie ein riesiges Floß auf dem Zürichsee. Erbaut hatten es 30 Studierende des Departements Architektur der ETH Zürich unter der Federführung ihres Professors Tom Emerson. In 10 Monaten entstand die luftige Holzkonstruktion, die nicht nur alle Auflagen etwa zum Brandschutz erfüllen musste, sondern auch Platz für 300 Besucher bot und Medientechnik beherbergte.
Wikimedia Commons / Photones [CC BY-SA 4.0], Pavillon of Reflections 2016, Zürich
Die auffällige Struktur des Bauwerks erinnert an Fachwerk, aber auch an asiatische, filigrane Pavillon-Architektur. Mit Bar, Terrasse, Tribüne, Umkleiden, Toiletten und einem kleinen Pool brachte dieser moderne Pavillon Design und praktischen Nutzen gewinnbringend zusammen. Ein Raum für Kunst mit Erholungswert.
Quelle: www.youtube.com/watch
Der Pavillon für die Stiftung Martell von SelgasCano
Eine nicht enden wollende Welle aus glasfaserverstärktem Kunststoff füllte im Frühjahr und Sommer 2018 den Hof der Stiftung Martell in Cognac. 31 Bahnen, von denen jede 2,40 Meter breit und 17,5 Meter lang war, bildeten eine besondere Struktur. Besucher sollten sie entdecken und nach Belieben nutzen.
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Gelbe, mit Luft und Wasser gefüllte Kissen luden zum Verweilen ein und inspirierten Kinder zum Spielen und Verstecken. Niedrige, geschützte Räume wechselten sich mit hohen Hallen ab, in denen Foodtrucks oder Ausstellungen Platz fanden.
Das fröhliche Sommerlabyrinth war das Werk von SelgasCano, einer Partnerschaft der spanischen Architekten José Selgas und Lucía Cano. Genutzt wurde das temporäre Bauwerk vorwiegend für Events der Stiftung aber auch als Aufenthaltsort zum Entdecken. Ein moderner Pavillon, der zeigt, welche gestalterische Bandbreite Pavillon-Architektur heute haben kann.
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Weitere interessante Beispiele für außergewöhnliche Formen in der Architektur finden Sie auch in unserem Beitrag zu Bionischer Architektur und Experimentalbau sowie in unserem Artikel über skulpturale Architektur.