Früher waren sie die „Shoppingcenter” der Städte: Markthallen für frische Lebensmittel. Auch heute sind sie wieder im Trend. Durch neue Konzepte wird die moderne Markthalle von heute zum multifunktionalen Treffpunkt und architektonischen Hingucker.
Torrent bei Valencia: Eine neue Markthalle in bester Tradition
Südeuropa ist weltweit Vorbild für Markthallen-Kultur, die hier immer lebendig blieb. Der Sevillaner Architekt Guillermo Vázquez Consuegra1 hat sich seinerseits Orientierung gesucht: Die italienische Renaissance inspirierte ihn zu einer Markthalle, in der auch Gemeinderäume zur vielfältigen Nutzung untergebracht sind. Direkt neben Valencias Wahrzeichen, einem maurischen Befestigungsturm, entstand eine Halle, die Markt, Supermarkt und Mehrzweckräume vereint.
Große Schiebetüren ermöglichen eine unabhängige Nutzung auf allen Ebenen. Die gläserne Eingangshalle des mit Metalllamellen vor Hitze geschützten Gebäudes führt direkt in den Markt. Bei Veranstaltungen wird sie zum Foyer, das von einem repräsentativen Balkon im Obergeschoss eingesehen werden kann. Durchdachte Architektur für eine Markthalle: Kommunaler Treffpunkt und Einkaufsmöglichkeiten in einem.
Die Rotterdamer Markthalle: Farbenprächtiger Ort zum Shoppen und Leben
Auch bei der Rotterdamer „Markthal” stand die Belebung des städtischen Quartiers auf dem Plan. Dazu entwickelte das Architekturbüro MVRDV ein einzigartiges Konzept. Die neue Markthalle beherbergt neben dem Platz für 100 Marktstände auch einen eigenen Wohnkomplex mit 228 Wohneinheiten.
Im Untergeschoss des Gebäudes befindet sich außerdem ein Supermarkt und ein Parkplatz für 1.200 Fahrzeuge. Die Architektur der Markthalle ist bemerkenswert: Die Stahl-Glas-Fassade des 40 Meter hohen, 120 Meter langen und 70 Meter breiten Neubaus kann auf Wind flexibel reagieren. An Vorder- und Rückseite kann sie bis zu 70 Zentimeter nach innen ausweichen.
Der farbig gestaltete Bogen des Dachs wurde in vier aufwendigen Bauphasen umgesetzt. Die Fenster der Wohnungen sind teilweise in die Markthalle ausgerichtet, so dass die Bewohner dem lebendigen Treiben folgen können. Binnen kürzester Zeit entwickelte sich die Rotterdamer Markthalle zu einem Treffpunkt der Einheimischen und einem begehrten Fotomotiv für die Generation Instagram.
Die temporäre Saluhall in Stockholm: Neu schlägt alt
Die Saluhall im Stockholmer Stadtteil Östermalm ist eine Institution. Seit 1888 gehen die Stockholmer hier auf die Suche nach frischem Obst und Gemüse. Eine umfassende Sanierung machte jedoch ein Ausweichquartier nötig. Seit April 2016 befindet sich direkt gegenüber dem historischen Backsteingebäude die temporäre Saluhall, konzipiert vom Architekturbüro Tengbom2.
Leichte, kostengünstige Materialien wie Furnierschichtholz, Sperrholz oder Gipskarton ermöglichten ein Gebäude, das jederzeit ab- und anderswo wieder aufgebaut werden kann. Die gesamte Holzkonstruktion ist mit Stahlwinkeln verarbeitet, die sich problemlos lösen lassen. Das Dach ist als Gitterkonstruktion konzipiert, die Material einspart. Vier Eingänge sorgen dafür, dass die neue Markthalle von Passanten durchströmt werden kann. So entstand ein helles, hohes und offenes Gebäude, das großen Anklang findet. Das Besucherplus gegenüber der alten Markthalle: 100%. Der temporäre Bau soll noch bis 2020 genutzt werden.
Weitere interessante Konzepte zum Trendthema „Retail” finden Sie in unserem Beitrag zu Architektur und Shopping.
1 Architekt Guillermo Vázquez Consuegra: www.vazquezconsuegra.com
2 Architekturbüro Tengbom: tengbom.se/projekt/tillfalliga-saluhallen-pa-ostermalmstorg/