Krankenhausbau der Zukunft: Innovative Konzepte der heilenden Architektur

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Bauten im Gesundheitswesen stellen Architekten und Bauingenieure vor ganz besondere Herausforderungen. Einerseits muss der reibungslose Ablauf aller Behandlungen gewährleistet sein, andererseits benötigen Patienten eine angenehme Atmosphäre, in der sie genesen können. Wie der Krankenhausbau der Zukunft aussieht und was sich hinter dem Begriff „Heilende Architektur“ verbirgt, erfahren Sie in diesem Beitrag.



Funktionale Anforderungen beim Bau von Krankenhäusern

Krankenhäuser sind komplexe Gebäude, die zahlreiche Funktionen unter einem Dach erfüllen. So müssen etwa sterile und nicht-sterile Bereiche streng voneinander getrennt sein. Operationssaal und Intensivstation liegen dagegen in unmittelbarer Nähe zueinander. Der Hubschrauberlandeplatz sollte sich wiederum in geringer Entfernung zur Notaufnahme befinden, damit Ärzte und Pflegepersonal die Patienten schnellstmöglich versorgen können. Darüber hinaus gehören Aufenthalts- und Behandlungsräume, Labors, Büros oder eine Kantine zur Standardausstattung. Demgegenüber steht die Patientenfreundlichkeit, die Architekten und Ingenieure mit den funktionalen Aspekten in Einklang bringen müssen.

Sehen Sie aus Kundensicht, wie ALLPLAN Architecture in verschiedenen Projekten eingesetzt wurde und alle Projektbeteiligten maßgeblich unterstützt hat.

Neue Priorität: Hohe Aufenthaltsqualität für Patienten

Unter anderem durch den steigenden Wettbewerb zwischen Krankenhäusern in privater Trägerschaft nehmen attraktive Gestaltungskonzepte an Bedeutung zu. Der in Deutschland einmalige Lehrstuhl für das „Entwerfen von Krankenhäusern und Bauten des Gesundheitswesens“ an der Technischen Universität Berlin beschäftigt sich deshalb mit der Frage nach einer „heilenden Architektur“.

Die Krankenhausarchitektur der Zukunft soll Heilungsprozesse fördern sowie Orientierung, Klarheit und Sicherheit für die Patienten bieten. Dies lässt sich beispielsweise durch innovative Farb- und Lichtkonzepte, neuartige Materialien oder Blickbezüge erreichen. Bereits 1984 kam Roger Ulrich von der Texas A&M University in seiner bekannten Studie zu dem Schluss, dass ein Ausblick ins Grüne die Gesundheit der Patienten maßgeblich fördere. Entsprechende Pilotprojekte entstehen derzeit an der Charité in Berlin und in einem Kinderkrankenhaus in Freiburg.



Krankenhausarchitektur am Beispiel des Klinikums Frankfurt-Höchst

Eine ganzheitliche Planung stand beim Klinikum Frankfurt-Höchst im Mittelpunkt. Auftraggeber des Neubaus war die Stadt Frankfurt am Main und sie hatte ein ehrgeiziges Ziel: zukunftsweisend und nachhaltig bauen. Das Planungsbüro wörner traxler richter entwickelte daher das erste Krankenhaus Europas mit Passivhausstandard.

Eine gewaltige Herausforderung, denn Ausstattungen wie Beleuchtung und Aufzüge sowie ein weit verzweigtes Warmwasser- und Lüftungssystem benötigen viel Energie. Dank einer interdisziplinären BIM-Arbeitsweise und innovativer Gebäudetechnik konnten die Planer noch vor Baubeginn das thermische Verhalten des Krankenhauses simulieren und daraus Optimierungen für die technischen Ausrüstungen ableiten.

Heilende Architektur am Beispiel des Klinikums Offenbach

Im Jahr 2012 wurde das hochmoderne Klinikum Offenbach fertiggestellt. Das Planungsbüro wörner traxler richter war auch hier für den Neu- und Umbau des Komplexes verantwortlich. Es erfüllt die neuesten medizinischen Standards und überzeugt zugleich mit einer poetischen Architektur. Die Innenhöfe sind beispielsweise farblich unterschiedlich gestaltet und bilden mit den leuchtenden Fassaden ein harmonisches Ensemble.

Im Gebäude leitet ein speziell entwickeltes Wegeleitsystem Patienten und Besucher. Auch hier kommen attraktive Farben und Muster zum Einsatz. Darüber hinaus setzten die Planer auf anspruchsvolle Lichtlösungen, um den Patienten den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

Ganzheitliche und detaillierte Planung

Architekten und Bauingenieure müssen moderne Krankenhausbauten mit einem besonders hohen Detaillierungsgrad planen und strukturieren. Nur eine ganzheitliche und interdisziplinäre Herangehensweise ermöglicht es, Raumanordnungen, Wegebeziehungen und das gesamte organisatorische Konzept erfolgreich miteinander zu kombinieren. Wissenschaftler der Technischen Universität Braunschweig haben in diesem Zusammenhang eine neue Planungssystematik entwickelt, die Patientenflussdesigns, Bedarfsprognosen oder Flächenbedarfsermittlungen für den Bau von Krankenhäusern umfasst.

Die Krankenhausarchitektur wird zukünftig weitere Veränderungen durchleben. Aufgrund des schnellen medizinisch-technischen Fortschritts ist bereits heute der Lebenszyklus von Krankenhäusern auf 20 bis 30 Jahre gesunken. Demgegenüber steht eine älter werdende Gesellschaft, die neue Anforderungen stellt. Eine davon betrifft das barrierefreie Bauen und Wohnen.