Materialmix in der Architektur: Darf es noch etwas mehr sein?

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Im Interior Design und der Fassadengestaltung setzen Architekten heute auf mehr als ein Material. Für ein optisches Highlight werden verschiedene Baustoffe im Materialmix miteinander kombiniert. Lernen Sie hier zwei Beispiele kennen, die spannende Kontraste schaffen. 

Sant Martí House, Spanien

Das Francesc Rifé Studio1 nutzte den Materialmix, um ein dreistöckiges Bauernhaus neu zu strukturieren. In der katalanischen Region Vallès befindet sich das „Sant Martí House“, dessen Umbau 2018 abgeschlossen wurde. Aus den unabhängig voneinander bestehenden Gebäudeteilen entstand durch das Benutzen von weiteren Materialkomponenten ein in sich geschlossenes und stimmiges Konzept. Die wichtigste Rolle spielte dabei der Laubengang, der nun die Vorder- und Rückseite des Haupthauses mit den Nebengebäuden verbindet. Die Pergola ist anthrazit lackiert, wodurch sie einen Kontrast zu den traditionellen Baustoffen und den Mauerelementen aus Lehmziegeln bildet. Zugleich macht das dunkle, kalte Material in Verbindung mit den warmen Steintönen das Bauernhaus lebendig.

Der Materialmix findet sich in der Fassadengestaltung und setzt sich im Innenbereich fort. Dort wurden die ursprünglichen, hohen Gewölbedecken und das offene Mauerwerk im Original belassen. Die Fußböden wurden aus warmem Eichenholz verlegt, die einen Kontrast zu den funktionalen Möbeln bilden. Um eine harmonische Gesamtstimmung zu schaffen, wurden alle Wände und Decken mit einer weißen Glasurfarbe gestrichen. So wirken die Räumen hell und freundlich.

Im Zentrum des Haupthauses befindet sich der Treppenaufgang, dessen Form beibehalten wurde. Der Materialmix zeigt sich hier wiederum in der Kombination aus Holz und einem Stahlgeländer in dunkler Farbe. Auch im Nebengebäude werden Materialien kombiniert: Hier sorgt ein durchgehender Betonboden für eine ruhige Ausstrahlung und Eichenholz-Einbauten machen den Wohnbereich behaglich. Die von außen sichtbaren, ehemaligen Gewölbebögen sind durch Metall- und Glaselemente vom Innenbereich abgegrenzt, was eine warme Lichtstimmung ergibt. Der Materialmix im Sant Martí House stellt eine sinnliche Balance zwischen der alten, traditionellen Bauweise und neuen Materialien aus den Einflüssen der modernen Architektur her.

Flat Legerského, Slowakei

Zwischen September 2016 und April 2017 gestaltete das Büro architekti Šercel Švec2 eine Wohnung in Bratislava nach den Wünschen der zukünftigen Nutzer um. Die 71 Quadratmeter große Wohnung befindet sich im Mezzanin eines viergeschossigen Wohnhauses. Um die Räume neu zu strukturieren und offen zu gestalten, setzte das Architekturteam auf den Materialmix aus Holz, Beton und Stahl. Diese Materialien kommen in Verbindung mit den starken Farben der Möblierung in allen Räumen vor, so dass die Wohnung in sich geschlossen wirkt.

Das originale Buchenparkett wurde restauriert und strahlt eine warme Wohnatmosphäre aus. Einen Kontrast bilden die Zwischenwände aus Betonziegeln. Sie sind lediglich 90 Millimeter tief, was eine effektive Nutzung der gesamten Wohnfläche ermöglicht. Die Betonelemente sind rechteckig geschnitten, was der Altbauwohnung einen funktionelleren Industrial-Charakter gibt. Dazu passend sind die Möbel und verschiedene Bauteile wie etwa die Fensterbänke aus Stahl und Beton im Industrial Style gestaltet. Scharfe Ecken und Kanten strukturieren die Räume, Vorhänge und einzelne Details, wie farbige Sitzmöbel, mildern das klare Design in seiner Wirkung ab.

Der Materialmix ist eine wirkungsvolle Möglichkeit, um Innenräume und Fassaden vielseitig und abwechslungsreich zu gestalten. In dem Beitrag „Innovative Fassadenlösungen: Die Architektur von morgen hat viele Gesichter“ zeigen fünf Beispiele, dass Fassaden auch technische Highlights sein können.

1 Francesc Rifé Studio, www.rife-design.com

2architekti Šercel Švec, www.sercelsvec.sk