Die Tiny-House-Bewegung gewinnt im deutschsprachigen Raum immer mehr Anhänger. Auch Architekten und Ingenieure beschäftigen sich zunehmend mit diesen neuen Formen des minimalistischen und mobilen Wohnens. Sogar Einzelhändler wie Tchibo bieten mittlerweile Mini-Häuser mit einer Fläche von 10 Quadratmetern für 40.000 Euro an. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen drei spannende Projekte, die ein Leben auf kleinstem Raum ermöglichen, ohne dass die Bewohner auf Komfort verzichten müssen.
Das Tiny House Village im Fichtelgebirge
Im September 2017 wurde es eröffnet: das erste Tiny House Village in Deutschland. Die Initiatoren, ein junges Paar aus München, haben auf einem ehemaligen Campingplatz mitten im Fichtelgebirge bis jetzt drei Mini-Häuser errichtet und vermieten zwei davon als Ferienwohnungen. Langfristig sollen weitere Gebäude dieser Art entstehen – nicht nur zur Vermietung, sondern zum gemeinsamen Leben in einer Tiny House Community. Das naturnahe und minimalistische Konzept basiert auf der Tiny-House-Bewegung in den USA. Das Paar möchte diesen Trend hierzulande bekannter machen.
Die beiden etwa 16 Quadratmeter großen Mini-Häuser im nordischen Stil bieten Platz für bis zu vier Personen. Auf diesem kleinen Raum befinden sich jeweils zwei Schlafzimmer, ein Bad sowie eine Küche mit Essbereich. Das norwegische Haus verfügt sogar über eine Veranda.
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=93Ee7B3OSJ0&t=35s
Bevor dieses Projekt Form annahm, hatten die Gründer vor allem baurechtliche Einschränkungen zu überwinden. Nach deutschem Recht brauchen Eigenheime eine Baugenehmigung und ein erschlossenes Grundstück – Tiny Houses benötigen jedoch nur einen Stellplatz, da sie auf ein Fahrgestell montiert sind. Die Gemeinde Mehlmeisel, wo sich das Village befindet, unterstützt das Paar allerdings tatkräftig in ihrem Vorhaben.
aVOID – Platz für Leere
Dem italienischen Architekt Leonardo di Chiara diente sein Kinderzimmer von neun Quadratmetern als Grundidee für sein Tiny House: ein mobiles Mikroapartment, das derzeit durch Europa tourt. An dem Projekt arbeiten sowohl die Tinyhouse University (TinyU) in Berlin als auch 25 technische Partner in Deutschland und Italien mit. Entstanden ist der Prototyp eines Mini-Hauses in einem äußerst puristischen Stil.
Der tunnelförmige, weiße Raum gewinnt jedoch schnell an Gemütlichkeit, wenn das Bett oder der Esstisch ausgeklappt werden. Hier dominieren warme Holztöne. Das Bett ist beispielsweise auch als Sofa oder Sitzbank nutzbar und der Esstisch bietet Platz für bis zu vier Personen. Der Weg zur Dachterrasse eröffnet sich über eine Leiter.
Mit diesem Tiny House möchte di Chiara das gesellschaftliche Bewusstsein für minimalistisches und nachhaltiges Leben auf kleinen Raum öffnen. Für die Zukunft wünscht er sich städtische, wandernde Nachbarschaften. Angesichts der steigenden Mobilität der Arbeitnehmer und der Ein-Personen-Haushalte trifft diese Idee den Zahn der Zeit.
Loftcube – luxuriöse Mobilität
Etwas mehr Platz bieten die Loftcubes vom Studio Aisslinger: Sie existieren in zwei Ausführungen von 39 bzw. 55 Quadratmetern. Was bei diesen Tiny Houses besonders auffällt, ist ihre futuristische Architektur. Es handelt sich dabei um eine feuerverzinkte Stahlprofilkonstruktion mit glasfaserverstärkten Kunststoffkörpern und einer Holz-Glas-Fassade. Die große Fensterfront ermöglicht tolle Ausblicke auf die Umgebung und bringt zugleich viel Licht ins Innere.
Der Bausatz für dieses Mini-Haus wird in zwei 40 Fuß großen High Standard Containern geliefert, die Aufbauzeit beträgt nur drei Tage. So kann es auch an ungewöhnlichen Orten errichtet werden, beispielsweise als Dachaufbau mitten in London, als Wohnung mit Soundstudio in unmittelbarer Umgebung einer französischen Schlossruine oder als luxuriöses Gästehaus am See.
Innovative Lösung gegen den Wohnraummangel
In den Metropolen der Welt wird der bezahlbare Wohnraum immer knapper, Haushalte verkleinern sich und die Menschen besinnen sich wieder mehr auf das Wesentliche – gemäß dem Prinzip „Weniger ist mehr“. Tiny Houses könnten die Antwort auf diese Herausforderungen sein. Die Anhänger der Bewegung stehen für Minimalismus, Nachhaltigkeit und neue Formen des Wohnens.
Wenn die modulare Bauweise darüber hinaus industriell gefertigt werden kann, wird sie auch für zahlreiche Bevölkerungsgruppen erschwinglicher. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in unserem Beitrag „Klein aber fein - Wie mobile Häuser das Wohnen verändern“.