Die Zeiten, in denen die Garage in der Hauptsache als Abstellraum fürs Auto gesehen wurde, sind vorbei. Smarte Funktionen und moderne Gestaltung machen Garagen zu eleganten Objekten auf dem Stand der neuesten Technik. Der spannendste Trend in der Garagenarchitektur ist die Entwicklung hin zur mit neuen Mobilitätskonzepten kompatiblen „Öko-Garage“.
Dass Garagen mehr sein können als reizlose Zweckgebäude, bewies schon 1929 Le Corbusier mit seiner legendären Villa Savoye in Poissy nordwestlich von Paris. Eines ihrer interessantesten architektonischen Details ist die leicht geschwungene Rückseite des Gebäudes. Das Obergeschoss mit seinem gerundeten Fensterband wird getragen von Stützen, die weit über dem Erdgeschoss auskragen. Der so entstehende überdachte Freiraum dient als Zufahrt zu drei großzügig angelegten Garagen, die sich perfekt in das markante gestalterische Gesamtkonzept der Villa einfügen. Von ihnen führt eine als Rampe angelegte Galerie nach oben in die Wohngeschosse. Die Kurve der Fassade ist dem „minimalsten Wenderadius der Automobile“ dieser Zeit nachgebildet, wie Le Corbusier an eine Bekannte schrieb, sodass man mit einem Schwung in die Garage hineinfahren konnte.
Die glanzvolle Welt der Garagen-Architektur
Noch heute sind die Stellplätze der Villa Savoye für Architekten das Paradebeispiel für eine gelungene Integration der Garage ins architektonische Konzept eines Hauses. In seinem Buch „Haus und Auto“ zeigt Andreas K. Vetter spektakuläre Beispiele moderner „Garagenhäuser“ in der ganzen Welt. In einem Wohnhaus in Tokio kann der Ferrari des Hausherrn auf einer unterirdischen Hebebühne ins Wohnzimmer aufgefahren und den Besuchern präsentiert werden. Ein anderes Haus in Osaka hebt seine gesamte Fassade, wenn die Bewohner einparken möchten. Es wundert nicht, dass die innovativste Garagenarchitektur aus Japan kommt, denn hier dürfen Autos nicht im öffentlichen Raum abgestellt werden.
Aber auch europäische Architekten haben Garagen gebaut, die für Furore gesorgt haben. Nach einem ähnlichen Prinzip wie Le Corbusier verfuhren die Architekten von GRID in Wien, die unter einem Haus Parkflächen schufen, indem sie einen sehr markant, ja seltsam anmutenden Überhang schufen. Oder das T-Bone-Haus von Coast Architecture Office in Stuttgart: Die Garage ist hier so in das Hanghaus integriert, dass sie ohne großen Aufwand zum Wohnraum umfunktioniert werden kann. Allerdings ist der Transparenz von Garagen, die den geliebten Blechriesen auch in der Küche noch sichtbar macht, in Deutschland Grenzen gesetzt: Garagen unterliegen strengen Brandschutzbestimmungen und müssen zum Wohnbereich hin mit feuerfesten Türen und Wänden gesichert sein.
Ein weiteres beliebtes Konzept ist das „Unsichtbarmachen“ der Garage, wie etwa mit einem Garagenlift, der das Auto unter der Erde versenkt. Oder die Parkflächen werden – wie beim „Garagenatelier“ von Peter Kunz Architekten in Herdern – in der Landschaft „versteckt“: Acht minimalistische und beleuchtbare Betonkuben hat Kunz tief in einen Schweizer Berghang hineingebaut, dahinter verbergen sich die Parkflächen. Hinein gelangen die Autos durch ein seitliches Schiebetor im ersten Kubus der Reihe.
Garagen werden nachhaltig
Der wichtigste Trend in der Garagenarchitektur ist derzeit die immer ökologischere Ausstattung. Die neuesten Modelle verfügen längst nicht mehr nur über energiesparende LED-Leuchten, ein über Smartphone-App bedienbares Garagentor und moderne Belüftungsanlagen. Sie passen sich auch neuen Mobilitätskonzepten an, besonders der E-Mobilität. Die „Öko-Garage“ mit begrüntem Dach und Regenwassernutzanlage ist erst der Anfang. Mit optionaler Ausstattung mit Solarmodul samt Speichersystem werden sich die Garagen der Zukunft außerdem selbst mit Strom versorgen können und als E-Tankstelle genutzt werden.
Stromtanksäulen in Garagen zu kombinieren mit autarken Energiesystemen wie Smart Grids, ist die Herausforderung des Garagenbaus der Zukunft. Erfahren Sie mehr darüber in unserem Artikel über Architektur für Elektroautos.