Bauen für ein besseres Leben: Ganzheitlich gesunde Architektur

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Neue Architekturkonzepte zielen darauf ab, mehr Gesundheit, Gemeinschaft und seelisches Wohlbefinden in das Leben ihrer Bewohner zu bringen. Bauen für ein besseres Leben – funktioniert das? Wir stellen einige spannende Experimente vor, etwa ein Kinderheim im Zuhause-Design oder die “Anti-Aging-Lofts”.

 

Kinderheim Kerteminde: Mit Zuhause-Gefühl aufwachsen

Ein Haus, das Selbstbewusstsein, Identitätsgefühl und Geborgenheit von benachteiligten Kindern unterstützt? Die Architekten vonCEBRAhaben es in Angriff genommen und entwarfen das Kinderheim in Kerteminde. Sie stellten dabei das Symbol für ein Zuhause, ein rechteckiges Gebäude mit Satteldach, in den Mittelpunkt. Diese grundlegenden Elemente wurden aufgenommen, mutig interpretiert und teils überformt - ein Giebel wurde buchstäblich auf den Kopf gestellt.

Jede Altersgruppe hat ihr „eigenes Haus“ erhalten. Mit seinem außergewöhnlichen, coolen Design soll es ein Gefühl des Stolzes und der Besonderheit vermitteln und ist – aneinandergereiht – dennoch Teil eines Ganzen.

Während die Wohneinheit für die Kleinen zum Garten mit Spielplatz ausgerichtet ist, liegt das Haus für die Teenager zur Straße. Die Älteren sollen so ermutigt werden, sich als Teil der Gemeinde Kerteminde zu sehen und sich an sozialen Aktivitäten zu beteiligen.

 

Durch unterschiedlich große Fenster, asymmetrisch über die Fassaden verteilt, fällt viel Licht in die Räume. Diese lassen sich einfach zur Lese- oder Filmecke, als Arbeitsplatz für Hausaufgaben, zum Kreativatelier oder Partyraum umgestalten. Das gesamte Ambiente ist stilvoll, hochwertig und modern – eben wie in einem richtig schönen Zuhause.



Gesundheits.Quartier, Wien: Ganzheitlich gesunde Architektur

Im Gesundheits.Quartier nach dem Entwurf von einszueins Architekten in Wien ist zwar ein Pflege- und Betreuungsservice vor Ort, sollte aber erst gar nicht nötig werden. Denn das Konzept „Gesund wohnen - gesund bleiben“ wird konsequent durchgezogen.

 

Die Holz-Hybridbauweise bindet CO2 und kreiert ein warmes, freundliches Ambiente. In den 31 Eigentumswohnungen sorgen großzügige Raumhöhen und eine einfache, statische Grundstruktur mit natürlich belichteter Erschließung fürWeite, Licht, Luft und Sonne – wichtige Voraussetzungen für eine gute Wohn- und Lebensqualität.

Gemäß dem Konzept der ganzheitlich gesunden Architektur wurden auch gesunde Ernährung und Bewegung „eingeplant“.In einem Kochstudio finden nicht nur Kochkurse statt, sondern auch Ernährungsberatungund regelmäßige Verkostungen mit Bioproduzenten. In den Seminar- & Bewegungsräumen der Wiener Schule für TCM sollen Kurse wie Yoga, Pilates etc. angeboten werden. Auch Gemeinschaftsflächenwie etwa die begrünte Dachterrasse sollen das Wohlbefinden der Bewohner fördern.

Reversible Destiny Lofts, Tokio: Durch Anstrengung fit bleiben

Der skurrilste Prototyp einer heilenden Architektur ist wohl das „Hindernis-Haus“ von Shusaku Arawaka und Madeleine Ginsin Mitawa bei Tokio. Die Architekten haben sich von der Theorie inspirieren lassen, dass nur ein Geist und ein Körper, die stetig gefordert werden, jung und fit bleiben. In den Reversible Destiny Lofts ist folglich jedes Element unlogisch, unbequem und gegen unsere Gewohnheiten angeordnet.

livehome; Reversible Destiny Lofts, Tokio

 

Der Boden ist uneben gestaltet, sodass man sich beim Laufen konzentrieren muss. Enge Durchgänge zwingen zum Bücken, Beugen oder sogar Auf-dem-Bauch-Rutschen. Jeder Raum hat andere Formen, Winkel, Höhen. Um Dinge zu verstauen, gibt es keine Schränke, sondern an der Decke hängende Haken. Diese Art von Stress soll vor allem bei älteren Menschen dem geistigen und körperlichen Niedergang entgegenwirken. Zudem sind in jeder Wohnung Elemente wie z.B. Leitern für Sport- und Dehnübungen eingebaut.

 

Diese Projekte zeigen, wie ganzheitlich gesunde Architektur körperliches und seelisches Wohlbefinden in das Leben der Bewohner bringen kann. Auch im modernen Krankenhausbau kommen innovative Konzepte einer „Heilenden Architektur" zum Einsatz. Erfahren Sie hier mehr.