Die Falthäuser kommen!

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Kaum ein Gebrauchsgegenstand ist so träge wie ein Haus. Allein es an Ort und Stelle zu errichten benötigt außerordentlich viel Zeit und Arbeit. Bauliche Veränderungen sind oftmals kaum minder aufwendig. Ein Gebäude zu bewegen ist in vielen Fällen geradezu unmöglich. Eine der wenigen Ausnahme stellen vorgefertigte Modulbauten dar, die bedarfsorientiert an verschiedenen Orten montiert und auch als Ganzes wieder entfernt werden können. Die britische Firma TEN FOLD entwickelt nun mithilfe eines bahnbrechenden Faltsystems Häuser, deren Flexibilität weit über die üblicher Modulbauten hinausgeht. Hier erhält der Begriff Fertighaus eine völlig neue Bedeutung.

Normale Gebäudemodule sind im Vergleich zu in herkömmlichen Bauweisen gefertigten Häusern schon äußerst praktisch, da sie zeit- und kosteneffizienter, umwelt- und ressourcenschonender sowie generell mobiler und flexibler sind. Insbesondere in der Mobilität und Flexibilität gehen die Systeme von TEN FOLD jedoch noch ein ganzes Stück weiter. Dies betrifft zum einen die Größe der vorgefertigten Häuser, zum andern den Aufwand, der nötig ist, um sie aufzubauen. Die Gebäude werden als kompakter Kasten per Tieflader zum Grundstück gebracht, bedürfen dort jedoch weder eines Krans noch sonst welcher helfender Hände. Stattdessen entfalten sie sich innerhalb weniger Minuten von selbst – und werden dabei um ein Vielfaches größer.

 

Echt fertig

Die selbstentfaltenden Häuser sind, anders als übliche Containermodule, zum Teil auch größenmäßig komplette Einfamilienhäuser. Das Standardmodell, ein neun Meter langer Container, entfaltet sich zu einem 64 Quadratmeter großen Raum. Zusammengefaltet verfügt der Container über eine Ladekapazität von knapp 23 Kubikmetern (8 x 1,3 x 2,2), die für zusätzliche Innenwände, Ausstattung, Armaturen und/oder als Laderaum genutzt werden können. Solch ein freistehendes Gebäude kann in einer Länge von bis zu 12 Metern hergestellt werden. In Verbindung mit einem Tieflader als strukturellem Bestandteil sollen noch sehr viel größere Dimensionen möglich sein. Das Maxi-Modell wird daher mit 100 bis 170 Quadratmetern angegeben.

Sanitäranlagen oder eine Küche können je nach räumlichen Wünschen entweder direkt in das Wohnmodul integriert oder an dieses in Form eines zusätzlichen Moduls angeschlossen werden. TEN FOLD bietet dabei sowohl Lösungen zum Anschluss an bestehende Leitungen als auch netzunabhängige Systeme. Ein entscheidender weiterer Vorteil gegenüber üblichen Modulbauten kommt noch hinzu: Die Stahlskelettbauten kommen ohne Fundament aus. Einzige Voraussetzung ist ein fester Untergrund. Die Gebäude stehen auf Stützen, welche sich an die meisten Bodenformen, sowohl in Bezug auf Festigkeit als auch auf Höhenunterschiede, von Hand anpassen lassen.



Genial gefaltet

Ermöglicht werden die „Klapphäuser“ durch ein ausgeklügeltes Faltsystem, bestehend aus einander ausbalancierenden Hebeln, die trotz ihres hohen Gewichts mit wenig Kraft und somit geringem Energieaufwand bewegt werden können. Videos zeigen, wie diese riesigen Faltarme mit Leichtigkeit von Hand in Bewegung gesetzt werden. Beim Entfalten machen sich die TEN-FOLD-Einheiten die Schwerkraft zunutze. Das Zusammenfalten erfolgt mit einer Winde.



Vielfältige Anwendungsgebiete

Das Sortiment der Firma beschränkt sich übrigens nicht nur auf Wohneinheiten, sondern bietet Module für jegliche Funktion, darunter auch etwa Brücken, Türme, Stadiontribünen oder große Solaranlagen. Das Gesamtkonzept eines Bauwerks, das geliefert wird und quasi unmittelbar einsatzfähig ist, ist in dieser Form nicht nur revolutionär. Es spiegelt auch einmal mehr den Zeitgeist und unsere Bestellkultur wider.



Wie bei anderen Modulbauten auch, sind Zeit- und Kostenpunkt vom Grad der Einzelanfertigung abhängig bzw. davon, inwieweit die Module in Serie produziert werden. Bis auf Beispiele aus der Fabrik gibt es noch keine TEN-FOLD-Häuser in der „richtigen Welt“ zu bewundern. Die ersten Klapphäuser sollen jedoch bis Ende 2018 geliefert werden. Wir sind gespannt.