Der Bergsportausstatter Dynafit baut sich und dem oberbayrischen Kiefersfelden (quasi) eine gläserne Alpen-Ikone. Das architektonische Kleinod kommt jedoch mit baulichen Herausforderungen.
Dynafit verlagert sein bisher in Aschheim bei München angesiedeltes Headquarter ins oberbayrische Kiefersfelden. Damit zieht die Bergsportmarke praktisch direkt in ihr natürliches Habitat – die Berge –, und zwar mitten in ihr Wirkungsfeld zwischen München, Innsbruck und Salzburg. Da so ein neues Hauptquartier heutzutage immer auch ein Aushängeschild ist, trumpft der Bergsportaustatter architektonisch groß auf: Zwei moderne, ineinander übergehende „Pyramiden“, die die umliegende Berglandschaft abstrahieren, setzen unter anderem eine „gläserne Fabrik“ in Szene. Die ikonische Architektur für montane Mode und mehr stammt vom renommierten Barceloner Büro Barozzi Veiga. Das Projekt ist jedoch nicht nur ein künftiges Wahrzeichen, sondern auch eine bauliche Herausforderung, die bereits im Tiefbau beginnt.
Nach bewährtem Vorbild
Dynafit gehört zur Oberalp S.p.A., der noch diverse weitere Bergsportmarken wie Salewa unterstehen. Bereits bei den Salewa Headquarters (fertiggestellt 2011) in Bozen lobte das familiengeführte Unternehmen einen internationalen Architekturwettbewerb aus, den damals Cino Zucchi Architetti und Park Associati (beide aus Mailand) für sich entscheiden konnten. Nach diesem bewährten Vorbild wurde auch der Wettbewerb um das Dynafit Headquarter durchgeführt, aus dem schließlich die bekannten Träger des Mies van der Rohe Awards aus Barcelona als Sieger hervorgingen. Das circa 6.700 Quadratmeter große Gebäude umfasst neben der bereits erwähnten gläsernen Fabrik mitunter Büroflächen, eine Kletterhalle, eine Ski-Manufaktur (für maßgeschneidertes Design) und ein öffentliches Restaurant namens Bivac2.
Spezialtiefbau unter sensiblen Bedingungen
Nach seiner Fertigstellung (voraussichtlich im August 2023) wird die neue Firmenzentrale rund 120 Angestellte beschäftigen. Der branchengetreue Lawinenschaufelstich (macht jeden Spaten obsolet) erfolgte bereits im Februar. Seitdem sind die Tiefbauarbeiten angelaufen – und die hatten es schon einmal in sich. Mit dem Spezialtiefbau und der Erstellung der Baugrube sind die Spezialisten der Engl GmbH betraut, die geotechnische Planung und Bemessung der Baugrubensicherung und Bauwasserhaltung obliegt den Ingenieuren der Grund & Boden Geotechnik GmbH.
Die Ausführung unterliegt jedoch sensiblen Bedingungen: In unmittelbarer Nähe verläuft die Transalpine Ölleitung (TAL). Würde diese durch die Bauarbeiten beschädigt, wäre das – nicht nur in Anbetracht der aktuellen Benzinpreise – zweifellos ein Fiasko. Beim Setzen der gewaltigen Spundwände, die für die Abdichtung der Baugrube gegen Grundwasser notwendig sind, war daher äußerste Vorsicht geboten.
Erwartungsgemäß haben die Spezialtiefbauexperten aus dem Tiroler Unterland die schwierige Aufgabe inzwischen einwandfrei gelöst, so dass dem Erfolg des Projekts nichts mehr im Wege stehen sollte. Nun heißt es also hoffentlich bloß noch bis Sommer 2023 abwarten, um Oberbayerns neue Pyramiden bewundern zu können.