Der europäische Mensch verbringt durchschnittlich 20 Stunden am Tag in geschlossenen Räumen. Umso wichtiger ist schadstofffreies Bauen, das die Gesundheit nicht beeinträchtigt.
Laut einer Studie der Großhandelsgenossenschaft MEGA hat das Thema Wohngesundheit für 73 Prozent der Befragten einen hohen Stellenwert. Aus Gründen der Energieeffizienz werden moderne Gebäude heute immer dichter. Das führt zu einem geringeren Luftwechsel und darunter leidet das Raumklima. Die Folgen sind Schwindel, Allergien oder Kopfschmerzen. Schadstoffquellen kann der Bauherr bereits in der Planungsphase eines Gebäudes ausschließen. Auch die Wahl des richtigen Putzes spielt dabei eine zentrale Rolle. Baubiologen raten deshalb vor allem zu mineralischen Putzen ohne Chemikalien, die zu einem großen Anteil aus Sand bestehen. Als Bindemittel enthalten sie je nach Verwendung Ton, Lehm oder Kalk.
Rotkalkputz: Die natürliche Klimaanlage
Rotkalkputz filtert Schadstoffe aus der Luft, die durch den Gebrauch von Reinigungsmitteln und Klebstoffen entstehen oder aus Gasherden und offenen Kaminen in die Luft gelangen. Der alkalische Mineralputz reguliert durch die Aufnahme von überschüssiger Feuchtigkeit darüber hinaus die Luftfeuchtigkeit und beugt so Schimmelbildung und Myzelien vor. Kalkputze funktionieren gewissermaßen wie eine natürliche Klimaanlage. Durch seinen hohen pH-Wert eignet sich der mineralische Putz auch für die Außenfassade, da das Gebäude so widerstandsfähiger gegen den Befall von Moos und Algen ist. Entscheidet sich der Bauherr für farbigen Putz, muss zusätzlich ein Egalisationsanstrich als Farbschutz aufgetragen werden. Weitere Vorteile von Rotkalkputz sind seine gute Wärmespeicherkapazität sowie brandhemmende und schalldämpfende Eigenschaften.
Lehmputz für Allergiker
Ähnlich wie Rotkalkputz filtert Lehmputz Schadstoffemissionen aus der Luft und wirkt brandhemmend und schalldämpfend. Dieser Mineralputz ist vor allem für Allergiker optimal, da er zusätzlich Feinstaub aus der Raumluft bindet, der Überempfindlichkeiten verstärkt. Der Rohstoff Lehm kann regional abgebaut und zu 100 Prozent recycelt werden. Damit eignet er sich auch für nachhaltiges Bauen. Ein Feuchteausgleich lässt sich bereits durch drei bis fünf Millimeter Stärke erreichen, ein nachhaltiger Effekt zugunsten des Raumklimas erfordert 15 Millimeter. Außerdem ist Lehmputz komplett frei von Chemikalien, offenporig und hygienisch. Seine Aushärtung erfolgt durch Lufttrocknung, was ihn besonders energieeffizient macht. Weil Lehmputz sich nicht elektrostatisch auflädt, zieht er auch keine unnötigen Schmutzpartikel an.
Lehm versus Kalk
Hier noch einmal die Vorteile und Eigenschaften der beiden Putzarten für Sie zusammengefasst:
Kalkputz:
alkalisch, dadurch auch für Außenfassaden geeignet resistent gegen Schimmel und Pilze feuchtigkeitsausgleichend absorbiert Schadstoffe aus der Luft gute WärmespeicherfähigkeitLehmputz:
absorbiert Schadstoffe aus der Luftbindet Feinstaub feuchtigkeitsausgleichend keine elektrostatische Aufladung, dadurch schmutzabweisend nachhaltig gute Wärmespeicherfähigkeit keine chemischen ZusatzstoffeenergieeffizientDoch egal ob Lehm- oder Kalkputz: Im Hausbau haben sich mineralische Putze bereits seit Jahrhunderten bewährt. Da Wohngesundheit in Zukunft ein immer wichtigeres Thema sein wird, empfiehlt es sich, Baumaterialien auf ihre Eigenschaften hin zu untersuchen, um Schadstoffquellen noch vor Baubeginn auszuschließen.