Stadtmuseum der Zukunft: Wien Museum am Karlsplatz erhält Erweiterung

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Vor 63 Jahren wurde das vom Architekten Oswald Haerdtl geplante Wien Museum eröffnet. Allerdings war der Platzmangel schon lange ein Problem für das Museum, so dass der Stadtrat 2013 beschloss, dem Gebäude durch eine Erweiterung neues Leben einzuhauchen.

Die neue architektonische Gestaltung

2015 wurde entschieden, einen Architekturwettbewerb auszuschreiben. Das Ziel: die Verdoppelung der Museumsfläche von 6.900 auf 12.000 Quadratmeter, um einen hochfunktionalen Raum für Veranstaltungen und Ausstellungen zu schaffen. Insgesamt 274 Büros aus 26 Ländern nahmen an dem Wettbewerb teil, darunter internationale Büros wie Zaha Hadid Architects, Foster + Partners, Sou Fujimoto und viele andere. Neben den internationalen Teilnehmern wurden 117 Entwürfe aus Österreich und 50 aus Deutschland eingereicht, darunter Kuehn Malvezzi, Gerber Architekten, Hascher Jehle, Bez + Kock Architekten und Stephan Braunfels. Gewonnen hat das österreichische Architektenteam Certov, Winkler + Ruck. Das Siegerprojekt habe laut Jury, „großes Potenzial, durch sensible Detaillösungen ein selbstbewusstes Gesamtbild des Wien Museums am Karlsplatz zu schaffen“. Das Grundkonzept des Projekts der Architekten Certov, Winkler + Ruck besteht darin, zwei historische Epochen miteinander zu verschmelzen und somit das Alte mit dem Neuen zu verbinden, anstatt die alte Struktur vollständig zu verändern. Der Grundgedanke ist einfach: Es soll eine „schwebende“ Betonfassade als zusätzliches Stockwerk über dem alten Museum errichtet werden. Zusätzlich wurde der Raum zwischen den beiden Gebäuden in einen Glaspavillon im Eingangsbereich umgewandelt.

 

Tragwerksplanung

Um eine qualitativ hochwertige Tragwerksplanung zu sichern, wurden die Experten von Bollinger+Grohmann hinzugezogen, die auf die BIM-Software von ALLPLAN vertrauen. Die Besonderheit des Tragwerksentwurfs liegt darin, dass das architektonisch schlüssige Gebäude aus einem Hochbau mit zwei voneinander getrennten Bauteilen, dem „Altbau“ und einem „Neubau“ besteht. Der große, architektonisch und statisch komplexe Neubau schließt nicht direkt an den Altbau an, sondern ist in das ehemalige Museumsatrium „eingeschoben“. Zu diesem Zweck wurde im Atrium ein neues Fundament gelegt, auf dem die Stahlbetonkonstruktion des Erweiterungsbaus wächst.

Um diese Herausforderung zu bewältigen und die Grundfläche des Museums zu vergrößern, wurde die alte freitragende Stütze entfernt und ein neuer Stahlträger in die Decke eingesetzt, um das hohe Gewicht zu tragen. Die längeren freitragenden Balken wurden durch einen zweigeschossigen Stahlträger und einen ringförmigen Stahlträger mit Punktauflager im vierten Stockwerk ersetzt. So entstanden eine neue Halle, eine Treppe sowie zwei neue Stockwerke: ein gemeinsames Zwischengeschoss, das den Altbau mit dem Neubau verbindet, und eine schwebende Fassade für Sonderausstellungen. Im neuen, aufgestockten Dachgeschoss werden Sonderausstellungen stattfinden, während der Freiraum zwischen dem alten und dem neuen Gebäudeteil zu einer Aussichtsplattform mit dem Blick auf den Karlsplatz umgestaltet wird.

 

HocheffizienteEnergieversorgung

Für den ökologischen Energieaustausch des Museums war eine innovative Lösung gefragt: Um effizient und umweltschonend zu kühlen bzw. zu heizen, wurde beschlossen, zwei hocheffiziente Hybrid-Kältemaschinen/Wärmepumpen zu installieren. Messungen haben gezeigt, dass für ein kW verbrauchten Stroms 7 kW Wärme bzw. Kälte erzeugt werden. Dieser Effekt wird erreicht, indem die in der Abluft der Klimaanlagen enthaltene Energie genutzt und mit Hilfe von 30 Geothermiesonden, die in bis zu 150 Metern Tiefe installiert sind, im Boden gespeichert wird. Auf diese Weise wird im Sommer die Abwärme des Museums im Erdreich gespeichert und in der Heizperiode zur Wärmeerzeugung durch Entnahme von Wärmeenergie über die Geothermiesonden entnommen.

Nach jahrelanger Bauzeit sollder Umbau des Museums bis zum Frühjahr 2023 abgeschlossen sein: Für die lang ersehnte Eröffnung des Museums ist bereits eine neue Dauerausstellung geplant, die in 13 Kapiteln auf drei Etagen die Geschichte Wiens erzählen soll.