Eine neue Studie gibt Einblicke zum aktuellen Stand der Digitalisierung im Bauwesen. Bei den Herausforderungen steht nicht nur die Technik im Vordergrund.
„Wie viel Digitalisierung ist bei den Bauunternehmen schon in der Praxis angekommen und wo drückt der digitale Schuh derzeit?“ – So lautet die Kernfrage einer aktuellen Studie zur Digitalisierung im Bauwesen von RPTU, Fraunhofer IESE, Fraunhofer ITWM, SIAK, buildingSMART und dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Beantwortet wurde sie in Interviews mit insgesamt 26 Branchenvertreter:innen, darunter vorwiegend BIM-Manager:innen, Projektleiter:innen und Angehörige der Geschäftsführung. Thematisiert wurden das Verständnis von Digitalisierung, welche Systeme genutzt werden sowie insbesondere Hoffnungen, Herausforderungen und Lösungen in Bezug auf die Digitalisierung der Branche. Einige Erkenntnisse überraschen.
Digitalisierung im Bauwesen = BIM
Bei der Frage, was die Teilnehmenden (rund zwei Drittel davon aus großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden) unter Digitalisierung im Bauwesen verstünden, stehen drei Buchstaben im Vordergrund: BIM. Building Information Modeling wird zu weiten Teilen mehr oder weniger mit der Digitalisierung in der Branche gleichgesetzt. Ein Großteil der Befragten sieht es als zentrales Werkzeug für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie für das Verwalten und Austauschen von Daten und Informationen. Ferner wird es als Grundlage für viele weitere technische Entwicklungen erachtet.
Im Bauwesen verwendete Systeme
Die Teilnehmenden wissen von einer Vielzahl verschiedener Systeme beziehungsweise digitaler Werkzeuge zu berichten, die in ihren Unternehmen zum Einsatz kommen. Dies reicht von diversen Planungssoftware-Kategorien wie 4D-Modellierer, Projektkalkulations- und Projektsteuerungssoftware bis zu unterschiedlichen Planungsassistenzsystemen wie die Critical Path Method, die Program Evaluation and Review Technique und Resource Leveling. Aufgrund der Komplexität dieser Lösungen bleiben ihre Potentiale in der Praxis jedoch noch vielfach ungenutzt.
Herausforderungen und Lösungen für die Digitalisierung im Bauwesen
Die Branchenangehörigen erhoffen sich von der Digitalisierung vor allem drei Dinge: 1. ein effizienteres Bauen durch optimierte Prozesse, 2. eine bessere Zusammenarbeit durch direktere Kommunikation und 3. eine Steigerung der Attraktivität des Berufsbilds (beziehungsweise der Branche selbst). Die größten Herausforderungen liegen hierbei aktuell im Datenaustausch und in der Datenqualität – also vor allem in der Kompatibilität verschiedener Softwarelösungen (Stichwort OpenBIM). Doch hapert es nicht an der Technik allein, sondern insbesondere auch an personellen (Personalmangel, Akzeptanz), finanziellen (Anschaffungskosten, Freistellungen für Fortbildungen) und strukturellen (Vergabeverfahren) Größen.
Bedarf an Vorbildern und Standards
Tatsächlich werden von den Studienteilnehmenden überraschenderweise in erster Linie solche Problemlösungen als zielführend erachtet, die außerhalb des technischen Bereichs liegen. Primär überwiegt hier der Wunsch nach Vorreitern innerhalb der Branche sowie Vorbildern in den Unternehmen selbst. Gleichsam erachten die Interviewten eine Vereinheitlichung von Prozessen sowie das Etablieren nationaler und internationaler Standards als wichtige Lösung, um die Digitalisierung weiter voranzubringen.
Mehr Informationen zur Studie finden Sie hier.