Visual Scripting – Die Alternative zum Programmieren

Lesedauer 4 min.

Visual Scripting findet in der Baubranche immer mehr Beachtung. Es ermöglicht den Anwendern, leistungsstarke, maßgeschneiderte Skripte zu programmieren, die unzählige neue gestalterische Möglichkeiten eröffnen. Mit Visual Scripting lassen sich wiederkehrende Entwurfstätigkeiten automatisieren, benutzerdefinierte Formulare, Analysen sowie projektspezifische Berichte erstellen. Aber was genau verbirgt sich hinter dem Werkzeug und wie verändert es die Planung?

Visual Scripting und BIM

Die parametrische Modellierung ist ein hervorragendes Werkzeug, um die Effizienz in der BIM-basierten Planung zu steigern. Das bedeutet, dass sich die modellierten Komponenten aufgrund der ihnen zugeordneten Parameter intelligent verhalten. Die Zuweisung der Parameter erfolgt über Skriptsprachen wie Python, die die Erstellung parametrischer Modelle ermöglichen und die Automatisierung von Design-Workflows unterstützen. Wenn Sie SmartParts oder PythonParts in einem Modell verwenden, dann modellieren Sie bereits parametrisch.

Visual Scripting ist für Architekten und Ingenieure von vielfältigem Nutzen und findet in unterschiedlichsten Bereichen Anwendung. So wurde beispielsweise im Außenbereich des Verwaltungsgebäudes des Textilverbandes Münster mittels parametrischer Modellierung die genaue Drehung jedes einzelnen Steins berechnet, um eine schwungvolle, strukturierte Fassade zu erhalten. Ohne parametrische Modellierung hätte jeder Stein manuell berechnet und im Modell platziert werden müssen. Mit Visual Scripting kann die Position der Mauerwerkssteine in Relation zu den Hilfselementen (z. B. einer Linie) gebracht werden. So passt sich die Fassade bei entsprechenden Änderungen im Designprozess automatisch intelligent an. Das spart wertvolle Planungszeit, ohne die Kreativität zu beeinträchtigen.

Warum Visual Scripting?

Einer der Nachteile der parametrischen Modellierung ist, dass Benutzer umfangreiche Kenntnisse in der Skriptsprache benötigen. Üblicherweise müssen Parameter und Abhängigkeiten durch das Schreiben von Codes erstellt werden, was fortgeschrittene Programmierkenntnisse erfordert. Während es bereits vordefinierte Komponenten zur Auswahl gibt, besteht das Problem vieler Architekten und Ingenieure darin, dass oft maßgeschneiderte Komponenten oder ein bestimmtes Verhalten erforderlich sind, das vordefinierte Lösungen nicht bieten können. Dies macht den Modellierungsprozess schwierig und zeitaufwendig.

Mit Visual Scripting können diese Komponenten durch visuelle Anordnung und Verknüpfung von Knoten, den sog. Nodes, auf einer grafischen Oberfläche geschaffen werden, die einfach zu verstehen sind – auch ohne Programmierkenntnisse. Im Wesentlichen gleicht es dem Erstellen eines Flussdiagramms. Außerdem beschränkt sich Visual Scripting nicht nur auf Modellkomponenten. Skripte können erstellt werden, um Workflows zu automatisieren, bestehende Objekte mit Informationen anzureichern oder das Modell zu analysieren.

Die Vorteile von Visual Scripting für Architekten und Ingenieure

Der größte Vorteil von Visual Scripting liegt darin, dass es nicht mehr notwendig ist, eine Programmiersprache zu erlernen, um spezifische Komponenten und Prozesse zu erstellen. Der Architekt wird zum Programmierer seiner eigenen Tools und kann so maßgeschneiderte Workflows und benutzerdefinierte Komponenten entwickeln, die zu seiner Arbeitsweise und den Projekten passen, an denen er regelmäßig arbeitet. Dies gibt Architekten und Ingenieuren die Flexibilität und Kreativität, die sie während des Entwurfs benötigen.

Visual Scripting ist ideal für die parametrische Modellierung komplexer Formen, die Erstellung häufig verwendeter benutzerdefinierter Objekte sowie die Automatisierung von Workflows. Nachdem alle Parameter definiert sind, werden die Beziehungen zwischen Komponenten oder Vorgängen aufgebaut. Wenn Änderungen erforderlich sind, wird weniger Zeit benötigt, diese zu implementieren, da die Komponenten üblicherweise automatisch aktualisiert werden, basierend auf ihren definierten Beziehungen und Verhaltensweisen.

Wenn beispielsweise eine Traverse breiter gemacht werden soll, muss das Objekt im herkömmlichen Planungsprozess gelöscht und ein neues mit der richtigen Breite erstellt werden. Bei einem parametrisch beschriebenen Modell muss nur das entsprechende Feld (Breite) angepasst werden, da die restlichen Komponenten automatisch reagieren. Diese Flexibilität sorgt für eine deutliche Effizienzsteigerung gegenüber herkömmlichen Methoden und macht Visual Scripting für jedermann zugänglich.

Was macht ALLPLAN 2020?

Visual Scripting wurde erstmals als Technical Preview in ALLPLAN 2019 und 2019-1 eingeführt. Es enthält eine Leinwand mit vordefinierten Nodes, die – wenn sie in der gewünschten Reihenfolge auf der Leinwand platziert werden – die Eingabewerte übernehmen, verarbeiten und dann bestimmte Aktionen oder Ausgaben auslösen. In ALLPLAN 2020 wurde die Nutzeroberfläche intuitiver gestaltet. Zusätzliche Nodes wurden auf der Grundlage von Nutzerfeedback hinzugefügt. Zudem sollen zahlreiche Beispiele den Anwendern helfen zu zeigen, wie man welche Ergebnisse erzielt. Visual Scripting kann ohne zusätzliche Software in ALLPLAN 2020 genutzt werden. Laden Sie eine kostenlose 30-tägige Testversion von ALLPLAN 2020 herunter und überzeugen Sie sich selbst, wie Visual Scripting Ihren Planungsprozess effizienter und effektiver gestalten kann.