BIG schafft mit The Heights in Arlington eine wahrhaft „verrückte“ Schule. Das Verdrehen von Baukörpern scheint dabei langsam zum Markenzeichen des Architekturbüros zu werden.
In unserem Bericht zum Brücken-Museums-Hybriden The Twist stellten wir eingangs die These auf, dass jedes Werk der Bjarke Ingels Group BIG bislang sowohl Unikat als auch Hingucker sei. Das ist wohl auch nach wie vor der Fall. Allerdings scheint sich inzwischen, wenn nicht gerade ein Corporate Design, so doch immerhin eine Art Markenzeichen des Büros abzuzeichnen. Der Witz von Gebäuden wie dem OMNITURM in Frankfurt am Main oder The Twist im norwegischen Jevnaker besteht in dem geschickten Übereinanderlegen und Verschieben von Bauteilen. Genau daran scheint BIG zunehmend Geschmack zu finden. Auch bei The Heights – einer High-School in Arlington, Virginia, – folgten die Architekten zuletzt dem Prinzip des „Drehs“.
Verrückt und „horizontalisiert“
Wäre The Heights von einem ganz „gewöhnlichen“ Architekturbüro entworfen worden, wäre die Schule heute vermutlich auch ein ganz normaler Kasten. BIG fand jedoch offenbar, dass es schön wäre, meherere begrünte Terrassen zu haben – und zerlegte das Gebäude just in einzelne Riegel, die fächerartig übereinanderliegen. Aus der Verschiebung ergeben sich ebensolche begrünte Außenflächen jeweils auf dem Dach des darunterliegenden Volumens. Genau genommen, geht es hierbei indes nicht bloß um Terrassen. Der Kerngedanke lag darin, ein möglichst eingeschossiges Raumgefühl für ein notwendigerweise mehrstöckiges Gebäude zu kreieren. Teil dieser „Horizontalisierung“ ist etwa auch eine Treppe, die mehr oder weniger linear durch das gesamte Gebäude schneidet und sämtliche Außenbereiche, einschließlich einer großzügigen Grünfläche am Fuße der Bildungseinrichtung, miteinander verbindet.
Zwei Schulen unter einem Dach
Unter den aufgefächerten Riegeln mit den Klassenräumen erstreckt sich eine gewaltige „Höhle“, in der die gemeinschaftlichen Funktionen wie Sporthalle, Theater, Bibliothek und Kantine untergebracht sind. Insgesamt vereint das Gebäude zwei Schulen des sekundären Bildungsbereichs – das H-B Woodlawn Program und das Eunice Kennedy Shriver Program – für etwa 774 Schüler unter einem Dach. Das Design von The Heights soll dabei auch den unterschiedlichen pädagogischen Ansätzen der Schulen, das heißt, einem Fokus auf Vertrauen und Selbstbestimmung einerseits sowie auf umfangreiche Ressourcen für Schüler mit besonderem Förderbedarf andererseits, gerecht werden.
Die mit dem Dreh
The Heights ist nicht das erste Bildungsgebäude von BIG in den USA. Wie die Schule in Virginia eröffnete 2019 ebenfalls die Business School der University of Massachusetts, um nur eine weitere zu nennen. Auch hier wurde wieder kräftig an der Form gedreht, diesmal zugunsten eines aufsehenerregenden Dominoeffekts. Die Beweise erhärten sich also: BIG ist das Architekturbüro mit dem Dreh.