Über 600 Jahre alt und doch wieder neu: Das Forchheimer Rathaus erhält eine Generalsanierung und ein zweites Leben – mithilfe von fabi architekten bda und ALLPLAN.
Das Rathaus Forchheim zählt zweifellos zu Deutschlands beeindruckendsten mittelalterlichen Rathäusern in Fachwerkbauweise. Kein anderes Rathaus in Franken verfügt obendrein über ein älteres erhaltenes Rathausdachwerk. Seit der Fertigstellung des Hauptbaus im Jahr 1402 diente es bis vor Kurzem noch der Stadtverwaltung in seiner ursprünglichen Nutzung, doch nun soll es nach einer Generalsanierung zum neuen Haus der Begegnung konvertiert werden. Für die Planung der aufwendigen Baumaßnahme, deren Bauzeit mehr als drei Jahre in Anspruch nehmen soll, zeichnet das Regensburger Büro fabi architekten bda verantwortlich – und setzt dabei auf ALLPLAN.
Neue Mischnutzung für Denkmal von nationaler Bedeutung
Neben dem 1402er Hauptbau, bestehend aus Nord- und Ostflügel, verfügt das als Denkmal von nationaler Bedeutung eingestufte Gebäude über diverse weitere Bauteile, die im Laufe der Zeit hinzugekommen sind. Hierzu gehören die Registratur aus dem 15., Magistratsbau und Türmchen aus dem 16. sowie ein Zwischenbau aus dem 17. Jahrhundert, der Registratur und Ostflügel miteinander verbindet.
Das neue Nutzungskonzept für das hufeisenförmige historische Ensemble sieht eine Mischnutzung mit kulturellem Schwerpunkt vor. So wird es etwa im großen und kleinen Rathaussaal sowie in der Markthalle mehrere Veranstaltungsbereiche für insgesamt bis zu 600 Besucher geben. Daneben entstehen unter anderem ein Trauzimmer, ein Repräsentationsraum des Stadtoberhauptes sowie eine Touristeninformation samt „Biererlebniskeller“. Archäologische Funde im Untergeschoss, die während der Sanierung zu Tage gefördert wurden und bis in die jüngere römische Kaiserzeit zurückdatieren, sollen zudem über Bodenfenster nach außen sichtbar gemacht werden. Neu ist darüber hinaus auch die Barrierefreiheit, die durch einen Anbau im rückwärtigen Gebäudeteil ermöglicht wird.
Trennung für Dialog mit der Vergangenheit
Das Gestaltungskonzept der Architekten sieht in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege eine klare gestalterische Trennung zwischen historischen und neuen Elementen vor. So sollen letztere in ihrer Form, ihrem Material und der Detailausbildung eindeutig zeitgemäß modern gestaltet werden. Die Umsetzung dieses Grundgedankens kommt insbesondere bei einer neuen Glashalle im Innenhof sowie der Gestaltung des Foyers und der Rathaushalle zum Tragen. Die historischen Bauteile werden unterdessen von Verfremdungen befreit und sensibel saniert. Diese deutliche Ablesbarkeit von Alt und Neu soll es den Besucherinnen und Besuchern ermöglichen, die zeitliche Abfolge der Veränderungen am Gebäude nachzuvollziehen und mit der Vergangenheit in Dialog zu treten.