Eine Reihe von Trends werden die AEC-Branche 2025 nicht nur maßgeblich prägen, sondern regelrecht transformieren. Wir zeigen, welche das sind.
Seit Jahrzehnten arbeitet die AEC-Branche hochkomplex, fragmentiert und projektbezogen. Jedes Bauprojekt wird in der Regel von Grund auf neu geplant, nach einzigartigen Spezifikationen entwickelt und selten wiederholt. Die Wertschöpfungskette ist lokal und sowohl vertikal als auch horizontal stark zergliedert. Auf jeder Stufe sind zahlreiche Akteur:innen beteiligt, was zu Schnittstellenproblemen und Ineffizienzen führt. Zudem hat die Branche nur schleppend durchgängige digitale Prozesse eingeführt und bevorzugt einen kapitalschonenden Ansatz, der Innovationen einschränkt. In Verbindung mit schwindenden personellen Ressourcen und Fachkenntnissen führt dies zu Verzögerungen, Kostenüberschreitungen und einem Missverhältnis zwischen Planung und Ausführung. All das könnte sich 2025 jedoch rasch ändern.
Neue Trends und Technologien verändern die Art und Weise, wie Gebäude geplant, gebaut und betrieben werden. Im Folgenden zeigen wir die wichtigsten Entwicklungen, die diesen Wandel vorantreiben – von einer fragmentierten, ineffizienten Bauwirtschaft zu einem vernetzten, digitalen und datengesteuerten Bauwesen.
Branchen-Disruptoren: Was ändert sich im Bauwesen?
Erweiterte Anforderungen an die Planung und zukunftsweisende Bautrends prägen den tiefgreifenden Wandel der AEC-Branche. Im Folgenden zeigen wir, wie diese Entwicklungen zu effizienteren Prozessen, nachhaltiger Planung und einer umfassenden Digitalisierung beitragen.
Nachhaltigkeit wird zum KPI in der Planung
Nachhaltigkeit ist nicht länger ein bloßer Nebenaspekt, sondern eine planerische Notwendigkeit. Regierungen und Bauherr:innen fordern eine klimaschonende Bauweise, weshalb Bewertungen sowohl der bau- als auch der betriebsbezogenen CO2-Emissionen von Beginn an berücksichtigt werden müssen. So hat sich Deutschland beispielsweise zum Ziel gesetzt, die Treibhausgasemissionen von Gebäuden bis zum Jahr 2030 um 68 Prozent zu reduzieren, was gleichsam einen weltweiten Trend zu einer grüneren gebauten Umwelt widerspiegelt. Infolgedessen muss Planungssoftware so weiterentwickelt werden, dass sie Echtzeit-Daten zur Nachhaltigkeit mit einbezieht, die es Architekt:innen ermöglichen, die CO2-Bilanz während des gesamten Planungsprozesses als wichtigen Leistungsindikator (KPI) nachzuverfolgen.
Steigende Anforderungen für Architekt:innen und Ingenieur:innen
Immer neue Vorschriften, die Einhaltung von Bestimmungen und sich ständig weiterentwickelnde Projektanforderungen überfordern Planungsteams zunehmend. Von Architekt:innen und Ingenieur:innen wird erwartet, dass sie mehr Verantwortung übernehmen – von der Einhaltung der Energieeffizienz bis hin zur Risikobewertung –, während sie gleichzeitig komplexe Planungsabläufe managen müssen.
Angesichts des Fachkräftemangels ist Effizienz wichtiger denn je. Um mithalten zu können, muss Software künftig Arbeitsabläufe verbessern, Compliance-Prüfungen automatisieren und die Dokumentation vereinfachen, um den Verwaltungsaufwand für die ohnehin schon überlasteten Fachleute zu verringern.
Modulares Bauen und Vorfertigung werden zum Mainstream
Die Verlagerung von traditionellem auf vorgefertigtes, modulares Bauen nimmt an Fahrt auf. Die Kombination aus Fachkräftemangel, steigenden Kosten und technologischen Fortschritten fördert die Nutzung von DfMA (Design for Manufacturing and Assembly – fertigungs- und montagegerechte Konstruktion) für schnellere und effizientere Konstruktionen.
Expert:innen prognostizieren für den Zeitraum zwischen 2024 und 2027 eine Wachstumsrate von zehn Prozent für DfMA. Dementsprechend muss sich auch die Software anpassen, um die Planung standardisierter, vorgefertigter Module zu unterstützen. Bessere Werkzeuge zur Konfiguration modularer Bauteile gewährleisten eine nahtlose Integration in einen zunehmend industrialisierten Workflow – vom Entwurf bis zur Ausführung.
Digitale Zwillinge übernehmen den Planungs-Lebenszyklus
Das Wachstum des Marktes für digitale Zwillinge zeigt die Nachfrage der Branche nach digitaler Dokumentation in Echtzeit. Digitale Zwillinge entwickeln sich von futuristischen Konzepten zu unverzichtbaren Werkzeugen, die einen kontinuierlichen Datenkreislauf über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes bieten.
Von der frühen Planungsphase über das Facilitymanagement bis zum Abriss verbessern diese virtuellen Modelle die Entscheidungsfindung und reduzieren kostspielige Fehler. Der nächste Schritt in der Softwareentwicklung besteht in einer nahtlosen Modellintegration, um einen reibungslosen Datenfluss von der Planung bis zum Rückbau zu gewährleisten.
Mehr Ressourceneffizienz durch Kreislaufwirtschaft im Bauwesen
Angesichts immer höherer Rohstoffpreise und Baukosten rücken Strategien zur Erhöhung der Ressourceneffizienz weiter in den Vordergrund. Damit gerät auch zunehmend die Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft im Bauwesen in den Fokus. Für zirkuläres Bauen müssen Gebäude von Beginn an als weitestmöglich rückbaubare Rohstoffspeicher geplant werden. Gleichwohl gilt es die Digitalisierung der gebauten Umwelt weiter voranzutreiben, um das Potenzial bestehender Materialspeicher bestmöglich ausschöpfen zu können.
Moderne Planungssoftware muss es ermöglichen, Vermessungsdaten wie Punktwolken, aber auch semantische Informationen und Pläne zum Bestand möglichst niedrigschwellig in BIM-Modelle zur Erstellung digitaler Zwillinge zu überführen. Zugleich muss sie in der Lage sein, Konstruktionen und Materialien auf ihre Rückbaubarkeit hin zu beurteilen. Ebenso bedarf es reibungsloser Schnittstellen zwischen der Software und öffentlichen Materialdatenbanken wie Madaster.
Mehr Stakeholder, mehr Komplexität
Je größer die Projekte werden, desto mehr Menschen sind daran beteiligt. Investitionen in die Infrastruktur nehmen weltweit zu, ebenso wie der Anteil von Megaprojekten am Bruttoinlandsprodukt. Damit steigt auch der Bedarf an Tools für eine teamübergreifende Zusammenarbeit.
Software muss eine gemeinsame Datennutzung in Echtzeit ermöglichen, Arbeitsabläufe für mehrere Benutzer:innen verbessern und das Management von Großprojekten optimieren. Die reibungslose Integration verschiedener Plattformen ist kein Luxus mehr, sondern eine Voraussetzung, um die Kommunikation zwischen Planenden, Auftragnehmer:innen und Bauherr:innen in komplexen Bauökosystemen zu verbessern.
Game-Changer für die AEC-Branche
Neben erweiterten Planungsanforderungen und wegweisenden Bautrends wirken drei Schlüsseltechnologien als wesentliche Antreiber des Wandels in der AEC-Branche: Cloud-Lösungen, immersive Planung und KI-gestützte Prozesse. Diese Technologietrends transformieren die gewohnten Arbeitsabläufe und eröffnen dem Bauwesen neue Perspektiven.
Cloud-gestützte Workflows im Fokus
Angesichts immer komplexerer Projekte erweist sich die lokale Verarbeitung umfangreicher Modelle nicht mehr als praktikabel. Cloud-Computing ist daher inzwischen unverzichtbar und ermöglicht es Architekt:innen und Ingenieur:innen zugleich, von überall aus an (großen) Projekten zu arbeiten.
Viele AEC-Fachleute greifen bereits überwiegend über die Cloud auf ihre Daten zu – ein Trend, der sich noch verstärken wird. Künftige Arbeitsabläufe werden vollständig auf cloudbasierter Verarbeitung beruhen, insbesondere bei anspruchsvollen Aufgaben wie Echtzeit-Rendering, statischen Berechnungen und großmaßstäblicher Zusammenarbeit.
Immersive Planung ist der neue Standard
Die Nachfrage nach besseren, interaktiven Benutzererlebnissen verändert die Planungs-Workflows. Der globale AR-Markt im Bauwesen wird in diesem Jahrzehnt voraussichtlich enorm wachsen. Viele Kund:innen erwarten schon jetzt, dass sie Projekte virtuell durchwandern können, bevor ein einziger Stein gelegt wird.
Die Planungstools der nächsten Generation müssen eine nahtlose AR/VR-Integration bieten, die das Erkunden von Modellen und das Testen von Szenarien in Echtzeit ermöglicht. Mit dem Einzug der Digital Natives in die Branche wird zudem eine einwandfreie UX von entscheidender Bedeutung sein, was sich wiederum auf die Akzeptanz der Software und die Kundenzufriedenheit auswirkt.
KI verbessert Planungsprozesse
KI ist in der AEC-Branche kein Experiment mehr, sondern entwickelt sich rasant zu einem Kernelement des Planungsprozesses. Generative KI wird Arbeitsabläufe revolutionieren – und das Bauwesen voraussichtlich einen beträchtlichen Nutzen daraus ziehen.
Von der Automatisierung sich wiederholender Aufgaben bis hin zur Vorhersage von Projektrisiken dürfte KI-gesteuerte Software die Iterationszeit drastisch verkürzen und Wochen in Stunden verwandeln. Gleichsam ist zu erwarten, dass KI eine wichtige Rolle bei der Konzeptentwicklung, der Materialauswahl und selbst bei der Konstruktionsoptimierung in Echtzeit spielen wird.
Die Zukunft des Bauwesens: Von der Fragmentierung zur Integration
Das Baugewerbe durchläuft derzeit einen Wandel, der nur einmal in einer Generation stattfindet. Was einst ein fragmentierter, manueller und ineffizienter Prozess war, wird intelligenter, schneller und vernetzter. Die Trends, die das Jahr 2025 prägen werden – KI-gesteuerte Automatisierung, digitale Zwillinge, modulare Bauweise und cloudbasierte Arbeitsabläufe – sind nicht einfach nur hilfreiche Innovationen, sondern sie verändern die DNA der AEC-Branche von Grund auf.
Vorbei sind die Zeiten, in denen man für jedes Projekt bei null anfangen musste. Vorfertigung und DfMA führen wiederholbare, skalierbare Lösungen ein, die Verschwendung reduzieren und die Effizienz verbessern. KI macht wochenlange manuelle Arbeit überflüssig, während digitale Zwillinge die Lücke zwischen Planung und Ausführung schließen und dafür sorgen, dass Projekte auf Kurs bleiben. Die Cloud-Technologie macht die Echtzeit-Zusammenarbeit zum neuen Standard und reduziert kostspielige Fehlkommunikation. In der AEC-Branche geht es nicht mehr bloß um den Bau von Gebäuden, sondern um intelligenteres Bauen.
Die Zukunft kommt nicht erst noch – sie ist bereits da. Bleibt nur die Frage: Sind Sie bereit, in ihr zu bauen?