Die Digitalisierung greift um sich und erobert langsam auch unsere Straßen. Bis die schillernden Visionen von umfassenden Smart Streets Wirklichkeit werden, dauert es aber wohl noch.
Den Verkehr sicherer und komfortabler, die Wartung bedarfsgerechter und effizienter machen – das sind die Ziele sogenannter Smart Streets. Zahlreiche Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Kooperationen befassen sich derzeit mit der Entwicklung von Lösungen für solch intelligente Straßen. Zu den größten zählen hier wohl das bereits seit 2013 bestehende Smart Street Project im Vereinigten Königreich, an dem verschiedene Universitäten, Städte und Unternehmen teilnehmen, das deutsche Forschungsprojekt Smart Streets unter Beteiligung des Fraunhofer Instituts sowie ein erst kürzlich gestartetes schwedisches Projekt, bei dem zwei Universitäten (KTH, Chalmers), ein Forschungsinstitut und drei große Bauunternehmen miteinander kooperieren. Im Zentrum all dieser Projekte steht vor allem eines: Kommunikation.
Alles vernetzt
Die Grundlage für wirklich intelligente Straßen als umfassendes System, wie es den genannten Projekten vorschwebt, besteht in einer umfangreichen Vernetzung der verschiedenen Straßenelemente. Das Fraunhofer Institut zählt hierbei auf: „Mobilie Endgeräte, ‚Wearables‘ von Passanten, vernetzte Autos, autonome Fahrzeuge, Lieferroboter, Drohnen, vernetzte Straßenmöbel von der digitalen Anzeigetafel bis zum sensorüberwachten Mülleimer und der Kanalisation.“ Erreicht werden soll die Vernetzung all dieser Elemente über eine durchgehende Internet of Things (IoT)Infrastruktur mit entsprechenden Übertragungsstandards (Bluetooth LE, NoRa, LiFi).
In der Praxis könnte ein mit Sensoren versehenes, smartes Auto Daten an einen IoT-Gateway in Form einer Straßenlaterne senden. Dieser wertet wiederum die Daten auf bestimmte Merkmale wie Gefahren aus und warnt zum Beispiel in Kommunikation mit anderen derartigen Gateways Fahrzeuge, die sich einer Gefahrenzone nähern. In ähnlicher Weise könnten ebenso Straßenschäden registriert und deren Wartung eingeleitet werden. Im Optimalfall ließen sich so Reparaturen auf den tatsächlichen Bedarfsfall reduzieren und teure, generalisierte Wartungen vermeiden. Auch der Strom für Ampeln und Straßenbeleuchtung könnte durch smarte, bedarfsgerechte Schaltung gespart werden.
Klein anfangen
Wie lange wir noch auf solch umfassende Systeme warten müssen, hängt mitunter davon ab, wie schnell eine entsprechende digitale Infrastruktur geschaffen wird. Gerade Deutschland hat in puncto Netzausbau bisher nicht gerade geglänzt. Und dann muss ein Smart-Street-System natürlich absolut reibungslos funktionieren, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Kurzfristig ist daher wohl eher nicht mit smartem Verkehr zu rechnen. Vielleicht schaffen es dafür aber einfache Lösungen schneller auf die Straße: Die Bundesanstalt für Straßenwesen in Köln etwa arbeitet daran, wie heißer Asphalt im Sommer Strom erzeugen kann – oder wie sich Straßen dank magnetischer Teilchen im Bitumen per Induktion selbst heilen können. Auch nicht schlecht.