ALLPLAN findet nicht notwendigerweise ausschließlich in baurelevanten Berufen Anwendung. Drei kuriose Fälle von „Quereinsteigern“ zeigen, wie divers das Programm mitunter eingesetzt wird.
Wenn man an ALLPLAN-Nutzer denkt, hat man normalerweise Praktizierende oder Auszubildende baurelevanter Berufe wie Architekten, Ingenieure oder Bauzeichner im Kopf. Wer würde schon auf die Idee kommen, das Programm in Bereichen außerhalb des Bauwesens wie der Landwirtschaft, Forensik oder gar Mathematik einzusetzen? Tatsächlich gibt es solche „Quereinsteiger“ in die Software – und ebenso kuriose wie nachvollziehbare Gründe, warum sie sie auf ihrem Gebiet einsetzen. Drei von ihnen haben uns erzählt, bei welchen Aufgaben oder Problemstellungen sie bereits auf ALLPLAN zurückgegriffen haben.
ALLPLAN in der Landwirtschaft: Zwei Ställe
Johanna Kurz ist 25 und studiert Landwirtschaft an der FH Weihenstephan-Triesdorf. ALLPLAN kennt sie noch aus einer vorangegangenen Ausbildung, während der sie an der Berufsschule mit dem CAD-Programm zu zeichnen pflegte. Doch auch im Rahmen ihres derzeitigen Hochschulstudiums zum Bachelor of Science in Landwirtschaft kam es bereits vor, dass sie Zeichnungen landwirtschaftlicher Gebäude anfertigen musste. In solch einem Fall liegt es natürlich nahe, auf die bereits erlernten Fähigkeiten im CAD-Zeichnen zurückzugreifen, anstatt sich mit hohem Aufwand in ein neues Programm einzuarbeiten.
Als es im Fach „Tiergerechtes Bauen“ zwei Ställe zu entwerfen galt, tat sie ebendas. Dabei ging es nicht einfach um irgendwelche „Räume für Tiere“. Stall 1 sollte ein Kompostierungsstall für 120 Milchkühe nach EU-Ökoverordnung sein, mit Außenfuttertisch, Laufhof oder Weide, 80 Prozent Jungviehaufzucht und automatischem Melksystem. Stall 2 erforderte – ebenfalls nach Ökoverordnung – einen Mutterauenstall mit 160 Stallplätzen für die Ferkelerzeugung. Beides zeichnete Johanna Kurz in Nullkommanichts – ein echter Gewinn bei nur wenig Zeit für diese Projekte. Aber zugegeben: Gebäude mit ALLPLAN zu zeichnen liegt nicht gerade fernab dessen, wofür es entwickelt wurde. Die folgenden Fälle zeigen sich da schon zunehmend kurioser.
ALLPLAN in der Forensik: Tatortskizze
Der 20-jährige Leonard Klein studiert Allgemeine und Digitale Forensik an der Hochschule Mittweida. Mit ALLPLAN hatte er zuvor eigentlich noch nichts zu tun. Im vierten Fachsemester sollte er dann jedoch zusammen mit einem Gruppenpartner im Rahmen des Moduls „Digitalisierung der forensischen Fallarbeit“ eine Fachskizze erstellen. In der Praxis macht das die Spurensicherung zwar normalerweise von Hand, doch da ihm in seinem Projekt genügend Zeit blieb, die Skizze „ordentlich und detailliert“ anzufertigen, entschied er sich kurzerhand, dies mit ALLPLAN zu tun. Innerhalb einer Woche hatte er sich in das Programm eingearbeitet, einen Grundriss angelegt und eine Vielzahl von Spuren darin räumlich verortet.
Die erstellte Tatortskizze basiert übrigens auf einem echten Kriminalfall: die Ermordung des Politikers Heinz Herbert Karry im Jahr 1981. Da nur spärliche Informationen zu dem Fall vorlagen, mussten Leonard Klein und sein Kommilitone den Grundriss auf Grundlage weniger Abbildungen rekonstruieren und sich letztendlich größtenteils selbst ausdenken. Das Gleiche galt mehr oder weniger für die Spurenlage. Aus der Skizze wurde letzten Endes gemäß den Modulanforderungen mithilfe eines Freeware-Programms ein 3D-Modell des Tatorts erstellt.
ALLPLAN in der Mathematik: vierdimensionales Pendant zu Würfel
Mathematik ist fester Teil eines jeden Ingenieurstudiengangs. Dass allerdings ein für Bauingenieure und Architekten entwickeltes Programm wie ALLPLAN auch für rein mathematische Belange eingesetzt wird, dürfte eher eine Seltenheit sein. Jemand, der ALLPLAN genau zu diesem Zweck verwendet, ist Jarmo Bach. Mit der CAD-Lösung ist der Mathematiker durch seine frühere Ausbildung zum Zimmermann in Kontakt gekommen. Dabei nutzt er die Software nicht etwa, um direkt mathematische Aufgaben zu lösen – die Mathematik sei da sehr beweislastig und Darstellungen eher nebensächlich. Stattdessen hilft ihm ALLPLAN dabei, ein Verständnis und ein Gefühl für bestimmte mathematische Konzepte zu entwickeln.
Ein Beispiel hierfür wäre etwa ein vierdimensionales Pendant zu einem Würfel und welchen „Schatten“ dieses in die dreidimensionale Welt wirft (was sich auf Papier nur in zwei Dimensionen darstellen lässt). Durch die Möglichkeit des Drehens und Bewegens erhält Jarmo Bach nach eigener Aussage ein wesentlich besseres Verständnis dafür. Ein weiteres Beispiel sind imaginäre Zahlen, die durch einen Vektor in einer zweidimensionalen Fläche dargestellt werden können. Hier ermögliche ihm ALLPLAN ein besseres Verständnis für Prozesse, die in der Addition und Multiplikation abliefen.