Planung und Realisierung mit BIM und Lean bei der Vollack Gruppe
Interview mit Lars Kölln und Daniel Mondino von CORE architecture
Die Digitalisierung hat die Baubranche fest im Griff. Wer zu den großen Playern in der Architekturszene gehört, setzt auf modellbasierte Planungsprozesse. Lars Kölln und Daniel Mondino von CORE architecture erläutern im Interview, warum BIM auch für kleine Architekturbüros großes Potenzial bietet.
Building Information Modeling (BIM) ist die Arbeitsmethode, die vor allem bei Großprojekten für das Einhalten von Terminen und Kosten sorgt und damit vor allem für große Architekturbüros verpflichtend werden soll. Aber auch kleine Unternehmen profitieren von modellbasierten Planungsprozessen. Denn der Konkurrenzdruck ist groß. Die beiden Gründer und Inhaber von CORE architecture in Hamburg wollen sich mit einem deutlichen Innovationsvorsprung und über Netzwerke positionieren. Sie sind überzeugt: Architekten werden auch in Zukunft die zentrale Anlaufstelle für das Bauen sein – wenn sie bereit sind, sich zu bewegen.
Die zunehmende Digitalisierung verlangt vom Architekten, neu entstandene Fachdisziplinen zu koordinieren. Diese Funktionen sind weit weg vom Kreativen und stark managementorientiert. Wie ist Ihr berufliches Rollenverständnis?
Wir lieben unseren kreativen Beruf. Das Architekten-Dasein besteht aber nicht nur aus Entwurf und Gestaltung. Management und die Umsetzung von Design in die für den Bau benötigten Daten sind ebenso wichtig. Neben der Geometrie können wir jetzt weitere für die Architektur relevante Informationen liefern. Wenn wir in Zukunft so weiterarbeiten wie bisher, riskieren wir, als Architekten eine Randerscheinung zu werden, die nur noch einen kleinen Teilausschnitt im Planungs- und Bauprozess verantwortet.
Was heißt das konkret für die Architektur?
Entwürfe entstehen nicht mehr nur aus der bestechenden Skizze des Architekten. Vielmehr lassen sich mithilfe von Scriptings und der Möglichkeit, den Rechner Tausende von Varianten vergleichen zu lassen, Form, Energie und Material zu optimieren. Das hat dann wiederum Auswirkungen auf Kosten und Zeiten.
Heißt das, in Zukunft wird der Entwurfsprozess von Computern übernommen?
Es geht nicht darum, den Architekten mit seiner individuellen Kreativität wegzudiskutieren. Der entscheidende Punkt ist, dass man heute ein wesentlich leistungsfähigeres Werkzeug an die Hand bekommt, mit dem man sich vernetzen und unterschiedliche Informationsstränge in die Diskussion einbauen kann. Der kreative Prozess wird dadurch unterstützt. Die komplexen Schalenkonstruktionen von Eero Saarinen beispielsweise waren zeichnerisch sehr aufwendige Design-Strukturen. Computergestützt lässt sich so etwas sehr viel einfacher erzeugen.
Welche Herausforderungen sehen Sie darin, ein intelligentes Modell disziplinübergreifend zu koordinieren?
Das Motto sollte lauten: „Keep it simple.“ Das Modell ist kein Selbstzweck. Jedes Teilmodell erfüllt eine Funktion. Was wir bei BIM dringend benötigen, sind verbindliche Standards und rechtliche Rahmenbedingungen. Gleichzeitig dürfen wir die entspannte Auseinandersetzung mit dem Thema nicht belasten. Denn sonst ist es schwierig, innovativ zu sein. Innovation bedeutet nämlich auch Mut und Risikofreude. Die Digitalisierung schreitet rasant voran. Nur die Bauindustrie liegt weit abgeschlagen zurück. „Keep it simple“ ist daher genau der richtige Ansatz. Wir müssen nicht schon zu Beginn genau wissen, wohin die Entwicklung geht. Aber anfangen ist wichtig!
Wie reagiert die Bauherrschaft auf BIM?
Bei der Bauherrschaft ist es wie überall: BIM ist zum Teil angekommen, zum Teil auch nicht. Da müssen wir noch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten. In BIM darf man aber nicht einfach reinrutschen. BIM muss präzise bestellt werden. Damit sind wir bei einem anderen wichtigen Aspekt: BIM ist eine strategische Führungsaufgabe.
Architekten müssen sich fragen, wo ihr Büro in zehn Jahren stehen soll und was die wichtigen Themen sind. Für Lars Kölln und Daniel Mondino von CORE architecture ist die Antwort klar: Daten, Informationen und Vernetzung sind die treibenden Kräfte – heute und in Zukunft. Es gibt also gute Gründe, beim Prozessmanagement auf BIM zu setzen.