Neues Fußballstadion für Hertha BSC?

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Jungarchitekt Lukas Mering ist seit Kindesbeinen Fan der Bundesliga. Da er findet, dass Hertha BSC ein eigenes Fußballstadion braucht, hat er ein solches kurzerhand in seiner Masterarbeit selbst geplant.

Seit Kindesbeinen bin ich begeisterter Fußball-Fan und verfolge insbesondere die Bundesliga mit großem Interesse. Schaut man sich die Vereine der anderen europäischen Topligen an, hinkt Berlin im Vergleich zu anderen Profi-Hauptstadt-Clubs ziemlich hinterher. Als Bundesliga- und Fußball-Fan im Allgemeinen würde ich einen Aufschwung unseres größten Hauptstadt-Vereins, Hertha BSC, sehr begrüßen. Neben der rein sportlichen Leistung, die dafür vonnöten ist, ist es aus meiner Sicht entscheidend, dass der Verein eine eigene Wirkungsstätte, ein reines Fußballstadion bekommt.

Grundstück bei Berlin-Tegel

Östlich des ehemaligen Flughafens Berlin-Tegel (und zukünftigen Forschungszentrums) liegt das Grundstück, das für den Entwurf eines neuen, eigenen Stadions für Hertha BSC herangezogen wird. Das Gelände ist geprägt von einer zentral gelegenen großen Freifläche, die gelegentlich für Events wie Messen, Zirkusse, Volksfeste etc. und zuletzt als ambulante Corona-Test-Station genutzt wurde. Im Norden und Osten liegt ein sehr kleinkörniges Wohngebiet, im Süden auf der anderen Seite des an der Längsseite des Grundstückes verlaufenden Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanals ein Gewerbegebiet mit im Westen anschließendem Wohngebiet. An der A111 gibt es eine eigene Ausfahrt namens „Zentraler Festplatz Berlin“. Fußläufig ist das Grundstück über einen Uferweg und über die Autobahnbrücke zu erreichen.

Freistehende Badewanne

Der städtebauliche Entwurfsgedanke besteht darin, einen Großteil des Grundstückes anzuheben, um so eine Plattform für das Stadion zu erzeugen und gleichzeitig den Uferbereich fern des Trubels um das Stadion herum abzugrenzen. Während im Osten unter der Geländeoberfläche reichlich Parkfläche generiert wird, wird im Westen eine Fanwelt mit angrenzender Sportlandschaft geschaffen. Das Leitmotiv bei der Formung der Stadionhülle ist eine freistehende Badewanne, die erhaben auf einem Tablett steht. Durch Eindrücken des Spielfeldes in das Plateau betritt der Besucher das Stadion auf halber Höhe, also zwischen Unter- und Oberrang, wo sich eine „Fuge“ mit zahlreichen Aktivitätsangeboten ausbildet.

Versorgungstunnel für Betrieb des Stadions

Die Mannschaften, Mitarbeiter, Anlieferer und sonstige Menschen, die für den Betrieb des Stadions wichtig sind, erreichen das Stadion über den Versorgungstunnel. Fährt man nun weiter, gabelt sich die Straße als Einbahnstraße und man gelangt bald zu den Stellplätzen für die Mannschaftsbusse, Schiedsrichter und Offiziellen des DFB. Direkt gegenüber der Mixed-Zone liegt der Pressekonferenzraum, der im Anschluss an ein Fußball-Spiel aufgesucht werden kann. Der hintere Teil des Tunnelrings dient der Anlieferung und Entsorgung. Für den normalen Besucher unsichtbar wird der Betrieb des Stadions über den Versorgungstunnel abgewickelt. Der Individualverkehr wird über eine separate Straße in ein Parkhaus geleitet, das unter Teilen des Stadionplateaus liegt.

Fanwelt und Parklandschaft mit Sport und Gastronomie

Den vorderen Abschluss des Geländes bildet die Fanwelt, die in unterschiedliche Bereiche geteilt ist. Zum einen liegt hier für den Fan, der von der Shuttle-Station an der A111 kommt, der große Fanshop auf direktem Wege zum Stadionplateau. Geht man jedoch Richtung Ufer, gelangt man durch eine vielfältige, grüne Parklandschaft mit Spielfeldern unterschiedlicher Sportarten zum Eingang in ein großes Sport- und Fitnessstudio, oder aber zu einer großen Gastronomie in Ufernähe.

Den ganzen Tag zelebrieren

Auf das Stadionplateau zu den Eingängen gelangen die Fans entweder über die Parklandschaft unten am Ufer des Flusses oder über eine große Magistrale, die frei von motorisiertem Verkehr gehalten ist, oder über die Aufgänge aus dem Parkhaus. Hier ruht das Stadion auf einem gigantischen Tablett, unter dem mannigfaltige Aktivitätsangebote zur Verfügung stehen, um den Aufenthalt im Stadion nicht nur auf das Geschehen rund um die 90 Minuten des Fußballspiels zu reduzieren, sondern womöglich über mehrere Stunden oder gar den ganzen Tag zu zelebrieren. Neben Stationen zu leichten Sporttätigkeiten wie Tischtennis, Billiard, Schach etc. gibt es hier auch Fotoboxen, mehrere kleine Fanshops, einen Showbereich, einen Museumsbereich, Leinwände zur Vorberichterstattung und diverse Kioske mit unterschiedlichen Speisen und Getränken.

Raffiniertes Lichtkonzept

Der Rückraum des Oberranges wird mit Schweinwerfern ausgeleuchtet, wodurch ein facettenreiches Lichtspiel durch die Punktwolken der Fassade fällt. Der Fantasie an Variationsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. So könnte die Fassade zum Beispiel im fließenden Übergang von Fankurve zu Fankurve in den Vereinsfarben der spielenden Mannschaften erstrahlen. Gekoppelt an die Geräuschkulisse im Inneren wäre es steuerungstechnisch denkbar, einen Wettbewerb zwischen Fans entstehen zu lassen, welche Fangruppe nämlich in der Lage ist, das Licht, welches auch vom Innenraum aus sichtbar ist, heller oder abwechslungsreicher erstrahlen zu lassen. Von pulsierenden Effekten über Laola-Wellen ist vieles denkbar, wodurch das Geschehen im Inneren nach außen transportiert werden kann.

Lukas Mering ist Absolvent der Hochschule Koblenz. Bei seiner Masterarbeit, die er mit ALLPLAN gezeichnet hat, wurde er von Prof. Dipl.-Ing.(FH) Architekt M.A. Marc Immel und Prof. Dr.-Ing Manfred Feyerabend betreut.