Netto-Null-Ziele mit Green BIM erreichen

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Laut der Global Alliance for Buildings and Construction (GABC)1 waren Gebäude bereits im Jahr 2020 für 37 % der weltweiten energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich. Daher kommt der Architektur-, Ingenieur- und Bauindustrie (AEC) eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung zu. Der EU Buildings Climate Tracker2 2022 des Building Performance Institute Europe (BPIE) zeigt, dass bezüglich der Dekarbonisierung Aufholbedarf besteht und sich die Bau- und Immobilienbranche noch anstrengen muss, wenn bis 2050 Klimaneutralität erreicht werden soll. Nachhaltiges Bauen, Betreiben und Rückbauen wird daher schon in der Planungsphase eines Projekts eine wesentliche Anforderung. Building Information Modeling (BIM) kann dabei helfen, Transparenz zu schaffen und das Bauwerk früh zu optimieren.

BIM für Nachhaltigkeit

BIM ermöglicht der AEC-Branche, die Ressourcen- und Energieeffizienz zu verbessern. Sowohl bei Renovierungen als auch bei Neubauten bietet BIM die Grundlage für bessere Entscheidungen über den gesamten Lebenszyklus hinweg. So können beispielsweise der Materialeinsatz optimiert, Abfälle reduziert und die Nutzungseffizienz verbessert werden. Auch der Ressourcenverbrauch während des Baus, des Betriebs und des Abrisses kann mit Hilfe von BIM reduziert werden.

Nachhaltiges Planen mit BIM

Durch den Einsatz von BIM in der Planung kann das Projekt bereits in einer früheren Phase detaillierter analysiert werden als bei herkömmlichen Ansätzen. Mehr Informationen vor der Detailplanung können dazu beitragen, spätere zeitaufwändige Änderungen zu vermeiden. Zudem reduziert BIM das Fehlerrisiko - und damit auch das Risiko für Energie- und Materialverschwendung. Verschiedene Optionen können am BIM-Modell simuliert und die Ergebnisse auf der Grundlage von Fakten bewertet werden, was eine weitaus einfachere Optimierung ermöglicht als es ein 2D-Entwurf zulässt. Weitere Vorteile von BIM sind die Ermittlung eines effizienten Primärenergieeinsatzes sowie die Optimierung des Materialeinsatzes im Hinblick auf Abfall und Klimaschädlichkeit.

Darüber hinaus können mit BIM Fertigung und Montage detailliert geplant und verbessert werden. Dadurch können sowohl Zeit als auch Kosten bei Herstellung reduziert und so Material, Energie und CO2-Emissionen gespart werden. Durch die Verlinkung der BIM-Komponenten mit herstellerspezifischen Umweltproduktdeklarationen der Hersteller entsteht ein Gebäuderessourcenpass des Bauwerkes, der voraussichtlich auch in Deutschland in Zukunft den Immobilienkaufenden bereitgestellt werden muss.

BIM für nachhaltiges Bauen

Im Hinblick auf Nachhaltigkeit besteht der Hauptnutzen von BIM während der Bauphase darin, die Kommunikation aller Beteiligter so zu optimieren, dass Nacharbeiten, Materialverschwendung und Verzögerungen vermieden werden. BIM ermöglicht beispielsweise die Simulation des Bauablaufs, die Visualisierung des Baustellengeländes oder die Planung der Platzierung von Baugeräten und Materialien, ebenso wie die Planung des Baustellen-Zugangs und der Lagerung. Mit BIM können weiters präzise Fertigungsdaten für die industrielle, vorgefertigte und modulare Bauweise erstellt werden. Dabei können produzierende Unternehmen Daten aus dem Modell direkt verwenden – BIM ermöglicht so einen nahtlosen Datenfluss vom ersten Entwurf bis hin zu den Fertigungsmaschinen.

BIM und digitale Werkzeuge unterstützen papierloses Arbeiten auf der Baustelle. Projektinformationen werden mit Tablets oder Smartphones direkt auf der Baustelle bereitgestellt, wodurch ein transparenter Informationsaustausch und effizientes Issue Management ermöglicht wird. Mit Tools wie der mobilen App mTim können Informationen über die Fertigteilproduktion oder die Montage schnell über ein mobiles Gerät abgerufen und aktualisiert werden.

Der kontinuierliche Abgleich zwischen Punktewolken und BIM-Modell schafft eine für alle Baubeteiligten wertvolle Informationsgrundlage für die fehlerfreie Fertigung der jeweiligen Bauwerkskomponenten. Besonders für nachgelagerte Gewerke reduzieren As-built-Modelle Risiken und Aufwände.

Nachhaltiges Gebäudemanagement mit BIM

BIM bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für den nachhaltigen Betrieb der Anlage, beispielsweise für die Vorhersage künftiger Wartungsarbeiten, die Planung von Sanierungsmaßnahmen oder die Reduktion des Primärenergieverbrauchs. BIM bietet ein virtuelles Abbild der fertiggestellten Anlage, was für die Kontrolle des Energieverbrauchs oder die Planung einer effizienten Energienutzung durch die Überwachung mit Sensoren nützlich ist. Die in einem datenreichen BIM-Modell enthaltenen Informationen erleichtern die Planung von Reparaturen und Wartungsarbeiten, die Überwachung der Leistung oder die Sicherstellung effizienter Sanierungen. Das BIM-Modell liefert auch wichtige Daten zur Erstellung eines Materialpasses für eventuelle Sanierungen oder Abrisse, so dass die verwendeten Materialien schnell identifiziert, lokalisiert und für eine Wiederverwendung im Sinne der Kreislaufwirtschaft genutzt werden können.

Green BIM für Netto-Null

BIM ermöglicht die Optimierung der Planung und erleichtert Bauverfahren sowie die Verwaltung von Gebäuden. Insgesamt bietet BIM beträchtliche Vorteile für mehr Nachhaltigkeit – von der Verringerung von CO2-Emmisionen beim Bauen über Ressourcenschonung bis hin zur Vermeidung von Abfällen. Auf diese Weise können digitale Arbeitsabläufe die Effizienz und Nachhaltigkeit von Bauwerken verbessern und stellen so für die Baubranche ein wertvolles Instrument zur Erreichung unserer Klimaziele dar.

Die oben genannten Beispiele sind nur eine sehr kurze Zusammenfassung, wie BIM dazu beitragen kann, die angestrebten Netto-Null-Ziele zu erreichen. Wenn Sie mehr über die vielfältigen Möglichkeiten erfahren möchten, wie BIM das klimaneutrale Bauen unterstützt, laden Sie unser Whitepaper Green BIM - Digitale Lösungen für Nachhaltigkeit herunter.

Quellen:

1 globalabc.org/resources/publications/2021-global-status-report-buildings-and-construction

2 www.bpie.eu/publication/eu-buildings-climate-tracker-urgency-to-close-the-buildings-decarbonisation-gap/ ;