Nachhaltiges Bauen im Fokus: Lebkuchenbauweise

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Kurzlebig, aber konsumierbar: Wie nachhaltig ist die Lebkuchenbauweise wirklich? Eine kritische Einordnung zu Saisonbeginn.

Es ist schwer zu sagen, wann die Sache mit den Lebkuchenbauten begann. Erstmalig erwähnt wird die Bauweise Anfang des 19. Jahrhunderts in Grimms Märchen (siehe Hänsel und Gretel – auch mit ersten Hinweisen auf eine nachhaltige Nutzung der Bausubstanz). Historische Lebkuchenbauwerke sucht man in heutigen Dörfern und Städten jedoch vergebens. Selbst wenn es einmal Zeiten gegeben haben sollte, in denen der würzig-süße Teig maßgeblich das Stadtbild prägte, so ist dies weder in alten Schriften überliefert noch durch archäologische Funde belegt. Angesichts dieser völligen Abwesenheit gelebter Lebkuchenkultur außerhalb der Saison stellt sich die Frage: Wie nachhaltig ist der beliebte Backbaustoff überhaupt?

Zahlreiche Schwächen der Lebkuchenbauweise

Alle Jahre wieder werden zur Weihnachtszeit Lebkuchenbauwerke umgesetzt, nur um wenig später spurlos zu verschwinden. Der Grund dafür liegt wohl in der Kurzlebigkeit des Baustoffs. Leb- oder Pfefferkuchen hält praktisch keiner Art von Witterung lange stand und ist obendrein buchstäblich ein gefundenes Fressen für Lebewesen in allen Größen. Hinzu kommen geradezu katastrophale statische Eigenschaften. Kurzum: Mit Blick auf die Nutzungsphase könnte die Lebkuchenbauweise kaum weniger nachhaltig sein. Die wirklichen Vorteile liegen stattdessen am Ende des Lebenszyklus. Lebkuchenbauten sind zu 100 Prozent biologisch abbaubar und sogar für den Verzehr durch Menschen geeignet. Mehr noch: Sie sind einfach lecker.

Kurze Lebensdauer ist nachhaltiger

Wie nachhaltig Lebkuchenbauwerke sind, hängt letztlich vom Verhalten ihrer Nutzer:innen ab. Interessanterweise kann sich hier der ökologische Fußabdruck mit zunehmender Lebensdauer sogar verschlechtern. Um die verbauten Rohstoffe optimal zu nutzen, sollte das Bauwerk möglichst zeitnah nach der Fertigstellung wieder verspeist werden. Eine komplette Lebkuchenbrücke aufzuessen ist jedoch ein größeres Projekt, an dem nicht wenige scheitern.

Wird der Verzehr nicht innerhalb von circa vier Wochen vollzogen, überschreitet die Bausubstanz einen Kipppunkt und wird (zumindest für menschliche Gaumen und Mägen) ungenießbar. In diesem Fall bleibt nur noch die Entsorgung. Diese sollte unbedingt über den Bioabfall erfolgen, um das Material stofflich zu verwerten. Entsorgt man das Bauwerk hingegen über den Restmüll, wird es unnötigerweise verbrannt.

Fazit: Nachhaltiger Bauen durch kluge Planung

Das Bauen in Lebkuchenbauweise ist also nur dann nachhaltig und sinnvoll, wenn der Verzehr des Bauwerks von Beginn an miteingeplant wird. Das Schöne: Wenn das Bauwerk ohnehin bald gegessen werden muss, ist auch die Bauqualität letztlich ziemlich egal. Das heißt, auch Fachfremde können ihre Lebkuchenarchitektur problemlos selber planen, ausführen und zurückbauen. Alles, was sie dazu brauchen, ist ein ordentliches Leistungsverzeichnis. Das gibt es hier.