Masdar City - Abu Dhabi: Eine urbane Utopie in der Wüste

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In der Wüste Abu Dhabis begann 2008 der Bau einer Vorzeige-Stadt für Nachhaltigkeit. Doch die Konstruktion von Masdar City, entworfen vom Londoner Stararchitekten Sir Norman Foster, kam nach nur einigen Jahren zum Stillstand. Ursprünglich sollte das Megaprojekt in diesem Jahr fertiggestellt werden. Bis heute wurden jedoch lediglich fünf Prozent der Baumaßnahmen umgesetzt. Die ambitionierten Ziele der Vereinigten Arabischen Emirate ließen sich nicht realisieren, unter anderem weil sich viele Investoren während der Wirtschaftskrise zurückzogen.


 

Masdar City: Die erste kohlendioxid- und abfallfreie Stadt der Welt?

Dabei sind die Pläne hochinnovativ und könnten weitaus mehr als eine architektonische Fata Morgana sein. Deshalb hält Masdar-Geschäftsführer Sultan Ahmed Al Jabar trotz der Wirtschaftskrise an seinem Traum einer 50.000 Einwohner zählenden Nachhaltigkeitsoase fest. Bis zum Jahr 2030, so prognostiziert er, soll sie Wirklichkeit werden. Ob sich das 20,3 Milliarden Euro kostspielige Projekt rechnet, ist jedoch fraglich. Gelingt es, wird Masdar City die erste kohlendioxid- und abfallfreie Stadt der Welt sein – ein Zentrum für Wissenschaft, Arbeit und Wohnen. Keine Autos, kein Müll – dafür Elektromobilität und Fahrräder, Energiesparhäuser und das größte Solarkraftwerk der Welt.

Das Silicon Valley für erneuerbare Energien

Der Ölstaat weiß um die Vergänglichkeit seines kostbaren Rohstoffs und setzt deshalb schon heute auf Alternativen. Bei der Entwicklung von Technologien hat sich Abu Dhabi das Ziel gesetzt, zum Silicon Valley für erneuerbare Energien und Klimaschutz zu avancieren.

Das größte Solarkraftwerk der Welt gibt es bereits im kleinen Maßstab: Im Rahmen des Projekts Masdar Clean Energy entstand eine Photovoltaik-Anlage mit einer Fläche von über 22 Hektar, die jährlich rund 17.500 MWh Strom erzeugt. Damit ist Masdar City der größte Lieferant erneuerbarer Energien im Mittleren Osten.

Auf der Wüsten-Baustelle wurden bisher 13 Gebäude errichtet, darunter auch eine Universität mit dem Studienschwerpunkt Erneuerbare Energien. Sie alle stehen eng beieinander, damit sie sich gegenseitig Schatten spenden können. Die kompakte Bebauung der Fläche hält zudem die Wege kurz und sorgt für eine bessere Konzentration der Energie. Nach Fertigstellung soll die sechs Quadratkilometer große Ökostadt außerdem von einer Stadtmauer umgeben sein, vor der Besucher und Bewohner ihre Fahrzeuge abstellen, um in selbstfahrende Elektromobile umzusteigen. Darüber hinaus bringt eine Elektrobahn durch ein unterirdisches Tunnelsystem Pendler an ihren Arbeitsplatz. Heute umfasst das Transportnetz lediglich zwei Haltestellen zu Demonstrationszwecken.

Utopie versus Realität

Trotz der theoretisch vielversprechenden Ansätze sind Experten skeptisch, ob Masdar City auch jenseits des Reißbretts funktionieren kann. Es müssten zunächst energieeffiziente Strukturen geschaffen werden, die auch für Menschen mit geringem Einkommen genutzt werden können, damit sich die Ökostadt auch am Wochenende mit Leben füllt. Im Moment ist Masdar City auf Pendler ausgerichtet, die hier ihre Geschäfte tätigen und anschließend wieder in ein Flugzeug Richtung Heimat steigen. Das widerspricht dem Ziel einer emissionsfreien Stadt und führt das Konzept ad absurdum. Dennoch gilt Masdar City als inspirierendes Beispiel, das zumindest in Ansätzen zeigt, wie Hochtechnologie und Forschung für mehr Nachhaltigkeit sorgen. Ob das ambitionierte Projekt jemals fertiggestellt wird, bleibt jedoch offen.