Einmal ein Museum zu bauen – das ist der große Traum vieler Architekten und Bauingenieure. Solch ein Gebäude bietet viel Spielraum für die schöpferische Ausdruckskraft, ist lukrativ und erhöht das eigene Renommee. Dabei stellt sich stets die Frage, was bedeutender ist: eine angemessene Präsentation des Ausgestellten oder das äußere Design? In diesem Beitrag schauen wir uns an, welche Antworten die Planer zweier moderner Bauten der Museumsarchitektur auf diese Frage gefunden haben.
© ALLPLAN GmbH; Museum Centre-Pompidou-Metz
Große Faszination für den modernen Museumsbau
Die Zahl moderner Museen ist in den letzten Jahren rasant angestiegen. Ein Grund hierfür sind kommerzielle Sammler, die ihre Kollektionen in angemessenem Rahmen ausstellen möchten. Diese Art der Präsentation verstehen sie als moderne Form der Unternehmenskommunikation. Die BMW Welt etwa lockte in den letzten zehn Jahren mehr als 20 Millionen Automobilfans nach München. Im baden-württembergischen Waldenbuch widmet sich das Museum Ritter verschiedensten Kunstobjekten, die das „Quadrat“ in den Mittelpunkt stellen. Das Gebäude hat – wie sollte es anders sein – eine quadratische Form von 44 x 44 Metern. Doch ist es in der Museumsarchitektur immer so einfach, Form und Funktion in Einklang zu bringen?
Flexible Nutzungsmöglichkeiten
Wenn Architekten und Bauingenieure ein Museum planen, müssen sie verschiedene Punkte im Blick behalten. Hierzu zählen beispielsweise flexible Nutzungsmöglichkeiten, insbesondere bei wechselnden Ausstellungen oder wenn die Sammlungen später erweitert werden. Für das neu gebaute Centre Pompidou-Metz in Ostfrankreich wählten die Planer eine Konstruktion aus Stahl, Holz und Beton, die an die Strohhüte japanischer Reisbauern erinnert.
Vom hexagonalen Turm aus erstrecken sich drei Ausstellungsgalerien mit einer Länge von jeweils mehr als 80 Metern. Die Elemente aus Stahlbeton überlagern sich in Form eines Parallelflachs und kreuzen sich im Winkel von 45 Grad. Dabei werden sie von schlanken Betonsäulen gestützt. Das Haupttragewerk aus Stahlbeton umfasst sieben Etagen. Die Tragwerksplanung erwies sich auch durch die verschiedenen Bauelemente und Materialien als hochkomplexe Konstruktion, die mittels 3D-Planung gelang.
Insgesamt steht eine Ausstellungsfläche von 5020 Quadratmetern zur Verfügung. Dabei sind alle Ausstellungsbereiche beliebig modulierbar und ermöglichen so überraschende Kunstinszenierungen. Die insgesamt 59.000 Exponate des Hauptmuseums in Paris, die nach und nach in Metz gezeigt werden sollen, können so flexibel präsentiert werden.
Wechselwirkung zwischen Architektur und Ausstellungsobjekten
Neben der funktionalen Komponente spielt auch die Gestaltung selbst eine wichtige Rolle. So kann eine im Design zurückhaltende Gebäudehülle die Objekte umso mehr erstrahlen lassen. Es ist jedoch auch möglich, dass die Museumsarchitektur in eine Wechselwirkung mit den Exponaten tritt. Dies ist der Fall beim Corpus Museum im niederländischen Oegstgeest. Das transparente, 35 Meter hohe Gebäude in Form eines sitzenden Menschen lädt die Besucher dazu ein, den menschlichen Körper hautnah von innen zu erleben. In der Gehirn-Show entdecken sie beispielsweise, wie die Neuronen miteinander interagieren und im 5D-Herztheater gehen sie als rote Blutkörperchen auf eine abenteuerliche Reise.
© ALLPLAN GmbH; Corpus Musuem in Oegstgeest
Das Planungsbüro 3D Blueprint Architects & Engineers stand vor der Herausforderung, alle Bauelemente aus Holz und Stahl so miteinander zu kombinieren, dass alle Räume des Riesenmenschen für die Besucher problemlos zugänglich waren. Die Mitarbeiter setzten hierfür auf eine integrierte Projektplanung, die auf Building Information Modeling basiert. Dadurch konnten Sie alle Planungsfehler aufdecken und den Bau termingerecht sowie unter dem geplanten Budget fertigstellen.
Zusammenspiel von Form und Funktion
Moderne Museen sind Kulturbauten, die aufgrund ihrer inneren und äußeren Gestaltung Besucher anziehen. Funktion und Form hängen dabei idealerweise eng zusammen. So entstehen architektonische Kunstwerke, die den optimalen Raum für besondere Exponate bieten.
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