Laut Schätzungen der UNO werden im Jahr 2030 bereits 70% der Weltbevölkerung in Städten leben. Könnten industrielles Bauen und mobile Fertigteilfabriken einer der Wege zur Lösung der globalen Wohnungsfrage sein?
Aktuell lebt bereits mehr als die Hälfte der weltweiten Bevölkerung im städtischen Bereich. Die UNO geht davon aus, dass 2030 mehr als 5 Milliarden Menschen in Städten wohnen werden. Diese rasante Verstädterung ermöglicht zwar einerseits wirtschaftliches Wachstum, bringt allerdings auch zahlreiche Probleme mit sich: Entstehung von Slums, fehlende Abfallentsorgung, mangelnde öffentliche Verkehrsmittel, Luftverschmutzung, ungeplante Zersiedelung, um nur einige Beispiele zu nennen.
Sozialer Wohnbau für die Länder des Südens
Mit der Agenda 2030 hat sich die UNO 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gesetzt, um Frieden und Wohlstand weltweit zu fördern und dabei gleichzeitig unseren Planeten zu schützen. Nummer 11 widmet sich den Städten und Siedlungen und hat zum Ziel, Wohnraum zu schaffen, der sicher, nachhaltig und qualitativ hochwertig ist.1
Um dieser stark steigenden Nachfrage nach leistbarem Wohnen in den Städten zu begegnen, entdecken Regierungen in Asien und Afrika zunehmend die Vorteile des industriellen Bauens. In der Vorfertigung erfolgt die Produktion von Wänden, Decken und konstruktiven Fertigteilen kosten- und zeiteffizient in Fertigteilfabriken. Danach werden die qualitativ hochwertigen Teile zur Baustelle transportiert und aufgebaut. Allerdings fehlen in vielen Ländern die dafür notwendigen Fabriken, die Infrastruktur sowie das technische Know-how.
Effizientes Bauen mit der mobilen Fertigteilfabrik
Für genau diese weltweiten Herausforderungen in der Baubranche entwickelt die NEULANDT GmbH als Teil der Umdasch Group Ventures innovative Lösungen. Beispielsweise entstand die NEULANDT 3P (Portable Precast Plant) - eine mobile Fertigteilfabrik, mit der an jedem beliebigen Standort Betonfertigteile produziert werden können. Die Fabrik findet in 40 Schiffscontainern Platz und ist innerhalb von vier bis sechs Wochen einsatzbereit. Die Halle ist 70m lang und 15m breit und besitzt zwei integrierte Kräne mit einer Kapazität von je 12,5t.
Erstes mobiles Fertigteilwerk errichtet
Die erste mobile N3P-Produktionslinie wurde erfolgreich in Abidjan (Westafrika) aufgebaut und soll demnächst in Betrieb genommen werden. In den Folgemonaten wird sie in der Lage sein, bis zu 1000 m2 Fertigteilwände pro Tag zu produzieren.
In der Produktion selbst kommt die effiziente Schmetterlingsschalung zum Einsatz. Bei dieser platzsparenden Art der Schalung wird mit aufgefalteten Stahlschalungskonstruktionen gearbeitet, wodurch die Elemente beidseitig schalungsglatt sind und keine Nachbearbeitung benötigen. Darüber hinaus bietet die Schmetterlingstechnologie den Vorteil, dass die Schalungstätigkeiten rascher und ergonomischer ausgeführt werden können. Nach der Befüllung mit Beton erfolgt die Erstaushärtung in der Batterie und nach rund 14-tägiger Trocknungszeit sind die Fertigteile bereit für die Montage.
Vorortproduktion schafft lokale Wertschöpfung
In der Fabrik entstehen Fertigteile mit beliebigen Maßen zwischen 3,00 m x 7,03 m und einer Dicke zwischen 8 und 20 cm. Dank der hohen Produktivität sollen pro Werk und Jahr bis zu 300.000m² qualitativ hochwertige Fertigteile produziert und somit über 1.500 Wohneinheiten (auf Basis von 65m² Wohnfläche) für Familien hergestellt werden. Auch mehrgeschossige Bauwerke können mit diesen Fertigteilen errichtet werden. Neben dem Schwerpunkt des sozialen Wohnbaus sind auch weitere Gebäudetypen wie Schulen, Krankenhäuser, Industriebauten oder Lärmschutzwände möglich.
Ein wichtiger Aspekt ist weiters, dass die Wertschöpfung in der Region verbleibt. Deswegen beziehen die Bauunternehmen Rohstoffe aus der Region und vertrauen auf lokale Arbeitskräfte sowie anschließende Gewerbe wie Elektro- oder Installationsunternehmen vor Ort. Kurze Transportwege und optimierte Logistikabläufe sparen wiederum Zeit und Kosten und minimieren den CO2-Fußabdruck.
Auch die CAD-Planung der Fertigteile erfolgt durch regionale Planungsbüros. Die Maschinen im mobilen Fertigteilwerk NEULANDT 3P sind mit den gängigsten Lösungen zur Fertigteilplanung, wie zum Beispiel ALLPLAN Precast, kompatibel.
Mit Hilfe mobiler Fertigteilfabriken könnte sozialer Wohnraum in großem Stil kostengünstig geschaffen werden. Dadurch könnte industrielles Bauen dabei helfen, die Ziele der Agenda 2030 zu erreichen, die Lebenssituation der lokalen Bevölkerung zu verbessern, Arbeitsplätze vor Ort zu schaffen und nachhaltig wirtschaftliche Impulse in der Region zu setzen.