Der Baustoff Beton ist wegen seiner hohen Langlebigkeit, seiner statischen, ästhetischen und bauphysikalischen Eigenschaften beliebt. Aufgrund des hohen Energieeinsatzes bei seiner Herstellung muss seine Verwendung im Bauwesen jedoch hinterfragt werden.
Er ist der Baustoff der Moderne und noch immer einer der prägendsten unserer Zeit: Beton. Spätestens seit den 1950ern feiert er seinen weltweiten Siegeszug in allen Formen der Architektur – von der Infrastruktur bis zum höchsten Gebäude. Sein anhaltender Erfolg beruht dabei längst nicht mehr bloß auf seinen „Ureigenschaften“ wie einer hohen Druckfestigkeit, sondern mittlerweile auch auf seiner enormen Wandelbarkeit.
Beton ist nicht gleich Beton. Etliche Spielarten des Materials ermöglichen neben unterschiedlichen statischen und bauphysikalischen Qualitäten auch eine große ästhetische Bandbreite. Gerade letztere ist zunehmend ein schlagendes Argument dafür, dass sich viele Bauherren ganz „offen“ für ein „Leben in Beton“ entscheiden.
Ästhetischer Paradigmenwechsel
Es ist noch nicht lange her, da tat man alles, um nackten Beton zu verstecken. Selbst heute kann es noch passieren, dass man in einem gut 20 Jahre alten Haus auf Deckenverkleidungen aus Holz oder Polystyrol trifft. In zeitgenössischer Architektur ein modisches Verbrechen.
Hier hat sich mittlerweile der unverblümte Anblick des kruden Baustoffs in Decken, Wänden und sogar in Form von Möbeln als schickes gestalterisches Element etabliert. Selbst puristische, gänzlich in Sichtbeton gehaltene Schöpfungen sind da durchaus keine Seltenheit.
Sichtbeton hat viele Gesichter. Unterschiedliche Schalungen ermöglichen ebenso verschiedene Oberflächen und Muster. Das natürliche Grau des Materials transportiert eine moderne Eleganz und gilt unter Puristen als das Höchste der Gefühle. Dabei ist Sichtbeton längst nicht mehr auf diese Farbe festgelegt. Durch den Zusatz von Pigmenten lässt er sich vielfältig einfärben. Noch extravaganter (und erheblich teurer) geht es mit Foto- oder Lichtbeton.
Sicher und (fast) angenehm
Natürlich genießen diejenigen, die von Beton umgeben leben, nicht nur ästhetische Vorteile. Beton vermittelt durchaus zu Recht ein Gefühl von Sicherheit. Der nicht brennbare Baustoff bleibt selbst noch bei Temperaturen von bis zu 1000 °C weitgehend fest und bietet so im Brandfall optimalen Schutz. Aufgrund guter schallisolierender Eigenschaften trägt er zudem seinen Teil zum Frieden unter Nachbarn bei. Ein wirklich gutes Raumklima ist hingegen eher ein Mythos. Beton nimmt Feuchtigkeit schlecht auf und gibt diese nur zaghaft wieder ab. So kommt es unter Umständen ohne zusätzliche Lüftungsanlage zu unangenehm feuchten Wänden und einer Anfälligkeit für Schimmel.
Problembaustoff Beton
Besonders im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit erweist sich Beton als Problemkind. Die für Beton notwendige Herstellung von Zement kostet große Mengen an Energie. Zement ist für circa sieben bis acht Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Darüber hinaus stellt die der Betonproduktion geschuldete fortschreitende Verknappung von Bausand ein weltweites Problem dar. Dementsprechend müsste die Verwendung des Baustoffs nicht nur mit Blick auf die Klimaerwärmung begrenzt werden, sie wird auch auf lange Sicht aufgrund fehlender Ressourcen schlicht nicht mehr möglich sein. Moderne Software kann Ingenieure dabei unterstützen, den Einsatz von Material in Bauwerken deutlich zu reduzieren.
Bessere Ökobilanz durch Recyclingbeton
Um die Ökobilanz beim Einsatz von Beton weiter zu verbessern, kann zusätzlich sogenannter Recyclingbeton eingesetzt werden. Für diesen aus Rückbaumaßnahmen gewonnenen Baustoff wird zunächst Betonabbruch aus Bauwerken zerkleinert und in Kornfraktionen getrennt, wobei sogenannter Betonsplit entsteht. Dieser kann dann für die Herstellung von neuem Frischbeton genutzt werden. So lässt sich beispielsweise das Material einer alten Autobahnbrücke für die Errichtung eines modernen Verwaltungsbaus nutzen, wie im Fall der neuen Umweltstation der Stadt Würzburg. Bestenfalls wird ein Bauwerk aber erst gar nicht abgerissen, sondern bleibt durch Wartung und Instandsetzung in seiner Tragstruktur erhalten.