„Old McDonald hat ‘ne Farm (…) und auf der Farm, da gibt’s …“ – beachtliche Architektur! Richtig, wer gelungene Bauwerke sehen möchte, muss nicht immer in die Städte gehen, sondern findet sie manchmal dort, wo er sie vielleicht am wenigsten erwarten würde: auf dem Bauernhof. Scheunen, Ställe und Co. sind heutzutage weit mehr als einfache Bretterverschläge. Dennoch ist Simplizität hier funktionsgemäß Programm. Genau darin liegt auch die Stärke zeitgenössischer landwirtschaftlicher Architektur. Denn wie sagte einst schon Leonardo Da Vinci: „Einfachheit ist die höchste Stufe der Vollendung.“
In den Industrieländern sind landwirtschaftliche Gebäude heute längst nicht mehr so sichtbar, wie sie es vor einem oder selbst nur einem halben Jahrhundert noch waren. Das liegt nicht etwa daran, dass die Landwirtschaft etwas von ihrer Lebenswichtigkeit verloren hätte, sondern vielmehr daran, dass auch sie nun weitgehend industrialisiert und wie andere Großindustrie außerhalb von Siedlungen angesiedelt ist. Es gibt aber auch noch immer kleine innerörtliche oder ortsnahe Bauernhöfe. Während deren Vorgänger inzwischen als Idealbild für ländlich-idyllisches Wohnen umgenutzt werden, machen auch diese neuen Misch- und Nutzgebäude einiges her.
Modernes Design traditionell gebaut: Swallowfield Barn
Vermutlich haben Nutztiere selten besser gewohnt als in der Swallowfield Barn von Motiv Architects. Das edle Stück moderner Scheunenbaukunst befindet sich seit 2017 in der kanadischen Provinz British Columbia. Errichtet wurde sie, könnte man sagen, in einer Art traditionellem „Bauritual“, bei der mehr oder weniger das gesamte Dorf – in diesem Fall 60 Freiwillige – gemeinsam zu Werke gingen. Von außen besonders hervorstechend ist der versetzte First des Satteldaches. Das Highlight des einstöckigen Holzbaus stellt das Obergeschoss dar. Unter einer offenen Dachkonstruktion mit eng beieinanderliegenden Balken und einem breiten Lichtband befindet sich hier ein Heuspeicher, der gleichzeitig auch als Gemeindesaal dient.
Sensibler Ökobauernhof in Fernost
Schon von etwas größeren Ausmaßen ist ein Ökobauernhof aus der Feder des Pekinger Architkturbüros Arch Studio in der chinesischen Provinz Hebei, nahe Tangshan. Doch nicht trotz, sondern wegen ihrer Dimensionen übt sich die Organic Farm in Zurückhaltung. Aufgrund der umliegenden kleingliedrigen Dorfbebauung entschieden sich die Architekten gegen ein großes Gebäude und verteilten stattdessen die Funktionen auf mehrere kleinere Häuser, die über Veranden miteinander verbunden sind. Gleichzeitig umschließen die filigranen Holzbauten einen großen Hof, was deutlich die intendierte Anlehnung an traditionelle nordchinesische Hofbebauung (Hutong) erkennen lässt. Der Komplex ruht zum Schutz gegen den feuchten Untergrund auf einer 60 Zentimeter hohen Betonplattform.
Designer-Farm in Down Under: Crackenback Stables
Crackenback Stables von Casey Brown Architecture ist eindeutig das materiell vielseitigste Projekt dieser Auswahl. Das preisgekrönte Gebäude in Australiens Viktorianischen Alpen besteht aus einem zwei- und einem eingeschossigen Volumen, die über ein großzügiges Portal miteinander verbunden sind. Eine Verkleidung aus Zinkaluminium-Lamellen legt sich als schützender Mantel gegen Buschbrände und extreme Kälte über beide Baukörper und betont auf dynamische Weise deren Trapezform. Das Portalinnere sowie die kurzen Außenseiten in Cortenstahl bieten hierzu einen warmen Kontrast. Während sich der Pferdestall vorrangig mit Sichtbeton und Stahl zeigt, verleihen Holzvertäfelungen sowie Einbaumöbel aus Holz dem darüber gelegenen Wohnbereich eine etwas weichere und wohnlichere Note.
Eine Ranch von Meister Ando
Auch Pritzker-Preisträger machen vor landwirtschaftlicher Architektur nicht halt. So schuf etwa Stararchitekt Tadao Ando in den 1990ern für Mode-Zar Tom Ford die Cerro Pelon Ranch in New Mexico. Als Ford diese 2016 veräußern wollte, entstand der folgende „Verkaufsfilm“ über dieses elegante Kunstwerk aus Beton. Einfach zurücklehnen und genießen.