100 Jahre alt und immer noch modern: Kubische Architektur im Bauhaus-Stil

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Im Jahr 2019 wird das Bauhaus in Dessau seinen 100. Geburtstag feiern. Da ist es an der Zeit für einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der kubischen Architektur. Denn der Bauhaus-Stil hat nichts an seinem Reiz verloren. Kubus-Gebäude liegen heute mehr denn je im Trend, insbesondere für modernen Wohnraum. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Philosophie hinter der Bauhaus-Architektur stand und welche architektonischen Elemente diesen Stil auszeichnen.

 

Schlichte und funktionale Ästhetik

Eigentlich gibt es den einen Bauhaus-Stil gar nicht. Unter diesem Namen vereinigten sich ab 1919 verschiedene Künstler, die ein gemeinsames Ziel verfolgten. Sie verstanden Architektur als ein Gesamtkunstwerk und wollten die Trennung zwischen Kunst und Handwerk aufheben. Darüber hinaus war es ihnen wichtig, Menschen aus allen sozialen Schichten eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen: Volksbedarf statt Luxus.

So entstanden die ersten industrialisierten Wohnungsbauten. Sie sollten effizient und nützlich sein. Die Funktion bestimmte nun die Ästhetik, nicht andersherum, wie es bis dato üblich war. Für jedes einzelne Element eines Wohngebäudes vom Mauerwerk bis zur Inneneinrichtung öffnete dieser Ansatz die Grenzen zwischen Handwerk, Technik, Kunst und Industrie: Form follows function. Eines der herausragendsten Beispiele dafür ist das Bauhausgebäude in Dessau von Walter Gropius, das 1926 eröffnet wurde.


Maarten; Bauhausgebäude Dessau

Geometrische Grundformen im Kubus-Haus

Die kubische Form in der Bauhaus-Architektur ist auf den niederländischen Architekten Theo van Doesburg zurückzuführen: Er stellte die einfache Würfelform in den Vordergrund seiner Entwürfe. Auch weitere geometrische Grundformen wie Dreiecke oder Kreise spielten eine wichtige Rolle. Die Reihung und Wiederholung dieser Motive ist eines der wesentlichen Merkmale der Bauhaus-Architektur. Die industrielle Fertigung ermöglichte nach dem 1. Weltkrieg auch neue Baustoffe wie Stahl, Glas und Beton. Sie zeichnen noch heute die modernen Wohngebäude in Kubus-Form aus.

Eine der ersten Wohnsiedlungen in diesem Stil des Neuen Bauens war die Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Sie wurde 1927 vom Werkverbund errichtet. Die Bauleitung übernahm der Bauhaus-Direktor Ludwig Mies van der Rohe. Zu den ausführenden Architekten zählten unter anderem Le Corbusier, Walter Gropius und Jacobus Johannes Pieter Oud.

 

Pit56, CC BY-SA 4.0; Weißenhofsiedlung Stuttgart

Dezent, geradlinig, großzügig

Die Kubus-Häuser der Gegenwart präsentieren sich wie damals in einer reduzierten Ästhetik. Die Planer verzichten auf extravagante Ornamentik, wie sie bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts üblich war, und bevorzugen stattdessen eine klare, gerade Linienführung. Großzügige Glasflächen, die teilweise um die Ecke laufen, bringen viel Licht ins Innere. Die Trennung zwischen Innen und Außen verwischt sowieso: Der fließende Übergang dieser Räume ist dem Bauhaus-Stil immanent, umgesetzt durch Schiebetüren und offene Wohnkonzepte.

Für die Fassade im Bauhaus-Stil wählen Architekten dezente Farben wie Sand oder Beige, Weiß, Grau oder Schwarz. Auch Holzfassaden sind sehr modern. Darüber hinaus verschönern Naturstein und Schieferplatten die Außenhaut der Wohngebäude im Bauhaus-Stil.

 

Innenarchitektur: Alles andere als kalt

Trotz aller Schlichtheit wirken Kubus-Häuser nicht kalt. Im Inneren sorgen warme Textilien für Gemütlichkeit. Geschickt platzierte Farbelemente in den Grundfarben Rot, Gelb und Blau wechseln sich mit unverputzten Betonwänden ab. Für Möbel kommen vor allem Chrom, Aluminium und Kunststoff zum Einsatz. Design-Klassiker des Bauhaus wie die „WG 24“-Lampe von Wilhelm Wagenfeld oder der Freischwinger bringen auch heute noch das gewisse Etwas in die Inneneinrichtung.

 

Die Zukunft der Bauhaus-Architektur

Bereits vor 100 Jahren wollten die Vertreter des Bauhauses bezahlbaren Wohnraum schaffen. Diese Idee hat in den Folgejahren insbesondere die Produktion von Fertigteilhäusern beeinflusst, die auf einer modularen Bauweise basieren. Aufgrund der klaren, geometrischen Formen punktet die moderne Kubus-Architektur auch in Bezug auf energiesparendes Bauen – ein wichtiges Kriterium in der heutigen Zeit. Deshalb werden in Zukunft noch viele weitere Wohngebäude in Kubus-Form entstehen.