KI & digitale Trends: Potential für die Vorfertigung

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Künstliche Intelligenz, Automatisierung und nachhaltiges Bauen - das waren die Hauptthemen der diesjährigen Engineering Days. Von 26. – 27. November 2024 trafen sich mehr als 43 Aussteller, 36 Vortragende und Workshop-Leiter sowie insgesamt rund 360 Expertinnen und Experten aus der Fertigteilbranche in Salzburg. Die wichtigsten Erkenntnisse zu KI & digitalen Trends in der Vorfertigung finden Sie hier zusammengefasst:

Fertigteilbranche vorsichtig optimistisch für 2025

 

"Die Zukunft, in der wir übermorgen leben wollen, müssen wir morgen bauen und heute denken. Zukunft.Bauen. bedeutet, dass denjenigen die Zukunft gehört, die heute bereit sind, alles radikal neu zu denken und die in der Lage sind, sich mit Gleichgesinnten zu verbinden." Mit diesen Überlegungen gab Dipl.-Kfm. Christian H. D. Haak die ersten Impulse zum erfolgreichen Managen von Veränderungsprozessen. Der Spezialist für strategische Transformation machte eindrucksvoll deutlich, dass „Embrace change“ kein leeres Schlagwort ist, sondern Veränderung ein wesentlicher Bestandteil jeder Unternehmenskultur sein sollte, um zukunftsfähig zu bleiben. Der Unternehmensberater und Podcast-Co-Host von „Zukunft.Bauen.“ ermutigte die Teilnehmenden, die Zukunft aktiv zu gestalten, ins Handeln zu kommen und so heute bereits den Grundstein für den Erfolg von morgen zu legen.

Welche Chancen bietet KI für die Bauwirtschaft?

Danach beleuchtete Prof. Dr.-Ing. Markus König, wie KI-Lösungen Bauprozesse effizienter gestalten, Kosten senken und die Planungssicherheit erhöhen. Zu Beginn seines Vortrags gab der Professor an der Ruhr-Universität Bochum einen kurzen Überblick über die Entwicklung der KI:

> KI: Programme, die wie Menschen lernen und denken oder Entscheidungen auf der Grundlage von Wahrscheinlichkeiten treffen (ab ca. 1950)

> Maschinelles Lernen: Algorithmen mit der Fähigkeit zu lernen, ohne ausdrücklich programmiert zu werden (ab ca. Mitte 1980)

> Tiefes Lernen: Lernen mit künstlichen neuronalen Netzen, die umfangreiche Trainingsdaten benötigen (ab ca. 2010)

Anschließend stellte Markus König einige praktische Anwendungen vor, die für die Bauindustrie relevant sind:

> Bauausführung: Maschinelle Lernverfahren können beim Planen der Bauausführung unterstützen, Bauabläufe aktualisieren, Qualitätssicherungen durchführen, zur Fortschrittskontrolle dienen oder auch zur Baudokumentation beitragen.

> Sicherheit auf der Baustelle: Erkennen von potenziell gefährlichen Situationen z.B. Person geht unser beladenem Kran durch, kein Tragen von Helmen etc.

> Bestandsmodellierung: KI-Verfahren zum Auswerten von Bestandsinformationen und Erzeugen von Bestandsmodellen.

> Schadenserkennung: Oberflächenschäden z.B. Risse werden erkannt und klassifiziert.

Zum Abschluss seines Vortrag lud Prof. König die Teilnehmenden aus der Wirtschaft dazu auf, die bestehenden Daten mit der Wissenschaft zu teilen. Denn KI-Verfahren erfordern eine große Menge an hochwertigen Trainingsdaten.

Wie KI die BIM-Planung verbessert

Was bereits heute alles mit Hilfe der KI möglich ist, zeigte anschließend Stefan Kaufmann anhand von Beispielen aus der BIM-Planung auf. Der KI-Experte bei ALLPLAN stellte zahlreiche Praxisbeispiele vor:

> Zugang zu Bauwissen erleichtern: z.B. durch Chatbots, Fragen zum Nutzen von Software, geltende Normen und Richtlinien

> Informationsmanagement in Projekten optimieren: z.B. einfachere Suche von Projektdaten, Datensilos​ durch einfachere BIM-Verwaltung​ reduzieren

> Erzeugen von Inhalten: Bilder und Visualisierungen generieren, Pläne vervollständigen, rekonstruieren von Gebäuden in 3D, prädiktives Konstruieren

> Design optimieren: Material reduzieren, Energie einsparen, Kosten senken, Klimaauswirkungen reduzieren, Planungsqualität erhöhen

Ein eindrucksvolles Beispiel war der AI Visualizer, der in Sekundenschnelle Visualisierungen erstellt. Es benötigt keine zusätzlichen Systemanforderungen, da die Bilder in der Cloud generiert werden. Das Tool bietet Inspiration in verschiedenen Phasen des Entwurfsprozesses, sowohl für die Visualisierung von Architekturstilen als auch für die Darstellung von Möbeln, Materialien, Innen- und Außenansichten, verschiedenen Atmosphären uvm. Es ermöglicht Nutzern, hochauflösende Bilder aus niedrig aufgelösten Bildern zu generieren und hochwertige Renderings zu erzeugen.

KI zur automatisierten Erstellung von Umweltdaten für Bauprodukte

Warum Ökobilanzen für Bauprodukte so wichtig sind und wie sie funktionieren erklärte Lisa Oberaigner im Anschluss. Aus Sicht der Gründerin von EMIDAT sprechen drei wichtige Gründe dafür, sich bereits heute intensiv mit Umweltproduktdeklarationen (EPD) zu beschäftigen:

1) Immer mehr Kunden fragen aktiv nach Umweltdaten. Es ist für Bauunternehmen wichtig, die steigende Zahl an Anfragen effizient und verlässlich beantworten zu können.

2) In zahlreichen öffentlichen Ausschreibungen sind Ökobilanzen bereits aktuell ein Muss.

3) In naher Zukunft müssen Umweltdaten vermehrt veröffentlicht werden. Beispielsweise sieht die EU-Bauproduktenverordnung vor, dass bald jedes Bauprodukt mit CE-Zeichen verifizierte Umweltdaten vorweisen muss.

Die Expertin ging auf verschiedene Herausforderungen für Baumaterialhersteller bei der Datenerfassung ein und präsentierte Lösungen für einen effizienten Prozess.

 

Worauf beim digitalen Wandel vergessen wird: Der Mensch

Der Faktor Mensch in der digitalen Transformation stand beim Vortrag von Susana Jimenez im Mittelpunkt. Die HR-Expertin und Gründerin von Aprofitalents betonte die Wichtigkeit, Ängste und Befürchtungen angesichts von Veränderungen ernst zu nehmen und darüber zu sprechen. Eine wertschätzende Feedbackkultur kann wesentlich dazu beitragen, die Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden zu erhöhen. Erwartungen werden geklärt, Missverständnisse aufgeklärt, Vertrauen und Transparenz gefördert. So gelingt es der Führungsebene, auch in Zeiten des Wandels, ihre Teams zuversichtlich und erfolgreich durch Veränderungen zu führen.

Es gibt nur einen Weg und der ist vorwärts

KI ist zurzeit nur ein begrenztes Werkzeug und kann aktuell noch kein Ersatz für die Fach- und Entscheidungskompetenz von Menschen sein. Allerdings kann es gerade in Bauprozessen bereits heute zahlreiche Schritte beschleunigen, Routineaufgaben übernehmen oder auch schnelle Visualisierungen liefern. Welche Möglichkeiten Ihnen die KI im Ingenieurbau bietet, fasst diese Webinar zusammen https://www.allplan.com/de/ki-ingenieurbau/