Die Stadt Pforzheim befindet sich zwar am Rand des holzreichen Schwarzwaldes, gebaut wird hier jedoch zumeist massiv. Ein Pionierprojekt könnte nun den Anstoß zu einem baulichen Umdenken geben: Die Baugenossenschaft Arlinger eG plant im gleichnamigen Stadtteil ein Holzhochhaus. Mit seinen 14 Geschossen könnte „Carl“ sogar – zumindest kurzweilig – das höchste Holzgebäude Deutschlands werden. Vorausgesetzt, es wird vor der Wildspitze in Hamburg fertig.
Carl ist Teil eines größeren Wohnkomplexes. Pforzheim benötigt dringend neuen Wohnraum und Kindergärten, Bauland ist jedoch rar. Grundlage des Projekts ist daher zunächst der Gedanke einer möglichst effizienten Nachverdichtung. Ein Hochhaus liegt da natürlich nahe. Der hölzerne Carl wird in 13 Geschossen 37 Wohnungen unterbringen. Hinzu kommen zwei weitere, vier- und sechsgeschossige Baukörper, die zusätzliche 36 Wohnungen beherbergen. Im größeren davon soll zudem eine Kindertagesstätte für 100 Kinder entstehen. Im Erdgeschoss des Wohnturms ist noch ein Café vorgesehen.
Bruder Carl
Der Entwurf für das Quartier stammt vom Berliner Architekturbüro Peter W. Schmidt Architekten, die bereits einige größere Projekte in Pforzheim umgesetzt haben. Ein Holzbau vom Kaliber eines Carl ist allerdings auch für sie neu. Ganz aus Holz soll dieser dann allerdings doch nicht sein. Vor allem aus Brandschutzgründen wird der Erschließungskern aus Stahlbeton bestehen. Damit gleicht das Gebäude dem 84 Meter hohen Hoho in Wien. Doch wie beim großen österreichischen Bruder wird auch Carl mit möglichst viel Holz dem Klima einen Gefallen tun: 2.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid sollen durch den Einsatz des Naturbaustoffs eingespart werden.
Wichtiger Trend Holzbau
Der Trend zum Holzbau nimmt langsam Fahrt auf und erregt zunehmend Aufmerksamkeit – sowohl medial als auch bei Projektentwicklern. So sahnte etwa das aus 371 Holzmodulen bestehende Studentenwohnheim WOODIE bei den 2019er MIPIM Awards den Preis für die beste Wohnentwicklung ab. Mit Carl und der 18-geschossigen Wildspitze in Hamburg, die ebenfalls 2021 fertiggestellt werden soll und dann das höchste Holzhaus Deutschlands sein wird, liefert nun endlich auch die Bundesrepublik ihre ersten „richtigen“ Holzhochhäuser. Ähnliche Projekte mehren sich derzeit weltweit. In Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe tut dies auch mehr als Not. Um die CO2-Emissionen im Bau möglichst gering zu halten, ist ein extensiver, nachhaltiger Holzbau vermutlich unabdingbar.