HoHo Wien: Das zweithöchste Holzhochhaus der Welt

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Innovation trifft Nachhaltigkeit: Im Wiener Gemeindebezirk Donaustadt erhebt sich das zweithöchste Holzhochhaus der Welt. Dieses faszinierende Projekt aus Österreich zeigt, wie moderne Technologien und ein nachhaltiger Fokus die Zukunft der Baubranche ändern können.

Von Nordamerika bis Europa ist die Verwendung von Holz beim Bauen nicht neu. Die moderne Bautechnologie treibt diesen architektonischen Trend voran und ermöglicht den Bau von Wolkenkratzern in nie dagewesener Höhe, ohne die Umwelt zu belasten. Heute gibt es zahlreiche erfolgreich gebaute Holzhochhäuser auf der ganzen Welt: Ein solches Projekt ist das vom Wiener Architekturbüro Rüdiger Lainer + Partner entworfene Holzhaus. Der 84 Meter hohe Bau macht das HoHo Wien zum höchsten Holzhochhaus im DACH-Raum und zum zweithöchsten Holzhaus der Welt.



Hoch, höher, HoHo

Bereits 2013 zeichnete, die in Wien geborene Baumeisterin Caroline Palfy die erste Skizze des zukünftigen Holzhochhauses, das in Wien liebevoll einfach "HoHo" genannt wird. Die Intention hinter dem Projekt war es, zu zeigen, wie Gebäude mit Holz ökologisch und ökonomisch gebaut werden können, sowie Holz als eine effiziente Alternative zu traditionellen Baumaterialien darzustellen. Doch die Realisierung und Finanzierung eines solchen Projekts ist keine leichte Aufgabe: Rund 65 Millionen Euro wurden in den Bau investiert. Das Ergebnis: Drei Jahre nach Baubeginn wurde das lang erwartete HoHo Wien im Sommer 2019 eröffnet. Das Bauwerk besteht aus drei aneinander angedockten Gebäuden: dem 6-stöckigen HoHo Next Gebäude und zwei HoHo Wien Türmen. Rund 800 Holzsäulen aus österreichischer Fichte tragen 24 Etagen, in welchen die Büros, diverse Wellness- und Beautybereiche sowie das Restaurant und Hotel ihren Platz finden.

Eine Wohlfühloase aus Holz

Beim Projekt HoHo Wien ist Holz das Hauptbaumaterial für alle Räume, wobei auch Beton und andere verstärkende Komponenten verwendet wurden. Dennoch beträgt der Holzanteil ab dem Erdgeschoss 75%. Das Holz in Form von Massiv- und Verbundwerkstoffen wird für den Außenrahmen, die Wände, die Fassade und den Raumausbau verwendet. Insgesamt wurden 3.600 Kubikmeter Holz verwendet, das zu 100% aus nachhaltig bewirtschafteten heimischen Wäldern kommt. Sogar die optische Gesamtgestaltung des Gebäudes mit dem unregelmäßigen Rhythmus des Bodenrasters und der Fenster ist mit einer Holzrindenstruktur versehen, die natürlichen Mustern folgt. Eine Besonderheit von Holzhäusern ist der angenehme natürliche Geruch des Materials, so dass die Räume des Hochhauses nach echtem Holz bzw. Wald duften und bei den Menschen, die dort arbeiten und leben, ein Gefühl von Wohlbefinden und Zuverlässigkeit hervorrufen. Faszinierender Fakt: in den österreichischen Wäldern wachsen jährlich 30 Millionen Kubikmeter Holz nach, davon werden rund 26 Millionen genutzt. Das gesamte für „HoHo“ verwendete Holz ist dort in nur einer Stunde und 17 Minuten gewachsen.1



Nachhaltige Synergie

Das Holzhochhaus ist nicht das typische, sondern eher ein experimentelles Gebäude. Neben den Anforderungen an die Energieeffizienz und einem hohen Holzanteil in der Konstruktion, war es für ein vielseitig nutzbares Wohn- und Geschäftshaus wichtig, dass die Innenräume leicht geplant und umgestaltet werden können. Daher war die Option einer modularen Struktur, die aus vorgefertigten und vormontierten Wohn-, Büro- und öffentlichen "Räumen" zusammengesetzt werden könnte, nicht geeignet. Stattdessen wurde das so genannte Systemknotenprinzip gewählt: Die Verbundplatten aus Holz und Beton sind an einem Stahlbetonkern und einem äußeren Rahmen aus Holzstützen und -trägern befestigt, wodurch die Belastung des Betonkerns erheblich reduziert wird. Die Flexibilität der Verbindungen macht Holzkonstruktionen stabil und ermöglicht es, auch starken Bodenschwankungen zu widerstehen. Als unterstützende Software für die Entwicklung und Demonstration des gewählten Montageprinzips wurde ALLPLAN eingesetzt. So wurden beispielsweise die Schalungs- und Bewehrungspläne für den Stahlbetonkern mit Hilfe von ALLPLAN erstellt. Durch die ebenerdige Gestaltung der Geschosse lassen sich beliebige Grundrisse realisieren. Das wiederum sorgt dafür, dass das HoHo Wien einen langen Lebenszyklus hat - wenn die Ausstattung geändert oder aufgerüstet werden muss, ist der Korpus flexibel und kommt nicht in die Quere.

Was den Brandschutz betrifft, so kann man mit Sicherheit sagen, dass das HoHo den Test bestanden hat. Der Test zeigte, dass die Holzkohleschicht, die sich bei einem Brand an der Oberfläche bildet, das Innenmaterial schützt. Nach den Testergebnissen hat das HoHo eine Feuerwiderstandsdauer von115 Minuten, verglichen mit den gesetzlich vorgeschriebenen 90 Minuten (Phan et al.,2019).2 Ein zusätzlicher Schutz wird durch Sprinkleranlagen gewährleistet, die an Holzkonstruktionen angebracht wurden.

Das HoHo Wien ist ein erstaunliches Beispiel dafür, wie man ökologisch und ressourcenschonend bauen kann. Außerdem speichert Holzbauweise auch CO2-Emissionen: rund 2.800 Tonnen Kohlendioxid wurden in Vergleich zur Betonbauweise gespart.