Um den Anforderungen an nachhaltige Stadtentwicklung in dicht besiedelten Metropolen gerecht zu werden, verfolgen südkoreanische Städtebauer seit Beginn des 21. Jahrhunderts ein Konzept zur Errichtung so genannter „Power Center“. Diese verdichteten Zentren in urbanen Ballungsräumen sind der Inbegriff für Nachhaltigkeit in der Stadtplanung. Wie ein solches Power Center konkret aussehen kann, stellen wir Ihnen im Rahmen unserer Serie „Die Stadt der Zukunft“ am Planungsbeispiel der südkoreanischen Stadt Gwanggyo vor.
Das Gwanggyo Power Center: Innovative Stadtplanung aus den Niederlanden
Die junge Stadt Gwanggyo befindet sich etwa 35 km südlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul im Techno Valley und wurde 2004 erbaut. Für die Planung einer New Town mit Ausrichtung für bis zu 77.000 Einwohner schrieb die Kommune der Stadt und das Daewoo Consortium 2008 einen städtebaulichen Wettbewerb zur Errichtung eines Power Center in Gwanggyos Stadtzentrum aus. Der Zuschlag ging an das niederländische Architekturbüro MVRDVmit Sitz in Rotterdam. Der eingereichte Designvorschlag von MVRDV besticht durch seinen nachhaltigen Ansatz: eine sich selbst versorgende Stadt in der Zukunft.
Futuristisches Design mit Multifunktionalität
Das futuristische Baukonzept für Gwanggyo besteht aus organischen Linien und kegelähnlichen Bauformen. Die hügelartigen Gebäude sind in einer Struktur aus konzentrischen Ringen errichtet, die sich nach oben hin verjüngen und mit einem Plateau abschließen. Jede Etage wird dabei von einer begrünten Heckenlandschaft bedeckt. Die innovative Lösung von MVRDV in Form einer Ringstruktur erfüllt dabei verschiedene Erfordernisse an Phasing, Positionierung und Größe der Gebäude. Durch das Variieren der Ringgröße erhält jede Etage eine Terrasse für das Leben im Freien. Das Gwanggyo Power Center vereint hierin verschiedene Nutzungsdimensionen der insgesamt 11 km² Baufläche in einem interaktiven Zentrum und bietet Raum für Wohnungen (200.000m²), Büros (38.000m²), Flächen für Einzelhandel, Bildungs-, Freizeit- und Kultureinrichtungen (200.000m²) sowie für Parkplätze (200.000m²).
Nachhaltigkeit in der Stadtplanung durch ausgeklügeltes Design
Auch in Bezug auf nachhaltige Stadtentwicklung ist das Gwanggyo Power Center bemerkenswert. Die begrünten Fassadenfiltern die zirkulierende Luft und verbessern dadurch Ventilation und Klima auf natürliche Weise. Ein internes Bewässerungssystem speichert überschüssiges Wasser, das in einem Rückkopplungskreislauf für die Bewässerung der Grünlandschaften verwendet wird. Dadurch wird eine externe Hydrationsquelle obsolet, was sich auch auf den Energiehaushalt des Gwanggyo Power Centers positiv auswirkt. Das Baudesign als Vertikal-Park ermöglicht es so, dass sich die neue Stadt komplett selbst versorgen kann. Ziel des Gwanggyo Power Center ist es außerdem die mobile Abhängigkeit der Stadtbewohner von Auto und Zug zu verringern und ein Gefühl der Gemeinschaft zu fördern. Ähnliche Ansätze finden Sie auch am Beispiel von Arcosanti in der Wüste Arizonas. Neben den positiven Auswirkungen auf Umwelt und das soziale Zusammenleben der Stadtbewohner fügt sich die Stadt der Zukunft außerdem stimmig in die umliegende Natur aus bewaldeten Hügellandschaften und einem großen See hinein.
Gwanggyo, die perfekte Stadt der Zukunft?
Ähnliche Knotenpunkte mit vielfältigen Anforderungen finden sich vermehrt in Südkorea. Das Gwanggyo Power Center ist ein vielversprechender Entwurf für nachhaltige Stadtentwicklung und bietet gute Ansätze für die Stadtplanung des Landes. Zwar sollte bereits 2011 der Startschuss für das Bauprojekt fallen, doch bleibt Gwanggyo auch zum jetzigen Zeitpunkt eine fiktive Stadt in der Zukunft.