Dem Glamping-Trend zum Dank erobert Architektur die extravaganteren „Campingplätze“ dieser Welt. Camping bedeutet normalerweise entweder Zelten oder im Van, Wohnmobil oder Wohnwagen Nächtigen bzw. Urlaubmachen. Einschlägige Campingplätze hierfür sind wohlbekannt und in aller Welt zu finden. Seit ein paar Jahren wächst eine Nische, die dieses traditionelle Campingerlebnis mit einer ordentlichen Portion Luxus verbindet.
Das nennt sich dann „Glamping“. Mittlerweile vermählt sich Camping mancherorts allerdings nicht bloß mit Glamour – daher der Name -, sondern auch mit waschechter Architektur. Mit Zeltplätzen hat das dann zwar nicht mehr viel gemein. Die Glamper stört’s jedoch wenig. Und die Geschichte gibt ihnen dabei recht.
Kuscheliges am Südpol
Ob nun im Joshua Tree Nationalpark, im Zypressenwald bei Suncheon oder am Südpol – Glamper zieht es dorthin, wo die Natur noch möglichst unberührt ist und die Zivilisation sich den Sinnen entzieht. Um hier dennoch nicht auf zivilisatorische Annehmlichkeiten verzichten zu müssen, werden Architekten und Designer kreativ. So wie Patrick und Robyn Woodhead von White Desert. Das Ehepaar schuf bereits 2006 zusammen mit ihrem damaligen Konstrukteur Ryan Ashworth igluartige Fiberglashäuschen für ein angenehmes Abenteuer in der Antarktis, ein kuscheliges Interieur inklusive. Mittlerweile hat Ashworth seine eigene Firma, Skulpod, gegründet, in der er zusammen mit Innenarchitektin Nouschla Očenášek die Off-Grid-Module weiterentwickelt und vertreibt.
Sichtbeton und Cortenstahl
Optisch ähnlich wie die „Pods“ am Südpol wirken die „Zelte“ in einem Öko-Luxus-Resort bei Quebec von Bourgeois/Lechasseur Architectes. Hier bestehen die Wände jedoch aus PVC und einer zusätzlichen Isolierschicht. Sichtbetonböden und edle Einbaumöbel machen sofort klar, dass dies kein Camping für jedermann ist. Ein ganz anderes „Glamp“ stellt wiederum „Folly“ in der kargen Landschaft von Joshua Tree dar. Hier hat Cohesion Studio einen kleinen Designertraum in Form zweier Cortenstahl-Hütten geschaffen. Nirgendwo sonst könnte man sich wohl Hippster auf Abenteuerreise besser vorstellen.
Campen wie die Könige
Der Trend ist bei genauerer Betrachtung übrigens ganz und gar nicht neu. Der größte Glamper aller Zeiten war vermutlich der im 13. Jahrhundert wirkende und herrschende Kublai Khan, der jährlich für drei Monate in einem palastartigen Zelt in Shangdu zu residieren pflegte. Auch europäische Fürsten machten es sich selbst oder ranghohen Gästen bisweilen in Zelten königlich gemütlich. Und selbst in der Kolonialzeit wussten reiche Briten noch ganz genau, wie man sich auf Safari abends, nach einem langen Tag der Großwildjagd, nach allen Regeln der Kunst entspannte. Das wirklich neue am Glamping ist heute also eher, dass man nicht unbedingt ein mongolischer Imperator oder englischer Lord sein muss, um in dessen Genuss zu kommen.