HK Architekten zeigen mit ihrem Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn, wie man zeitgemäß mit dem Berg baut.
Mit der Natur zu bauen ist stets ein Balanceakt. Im Alpenraum hat sich immerhin mit der hölzernen Berghütte über die Jahrhunderte eine Typologie etabliert, die heutzutage geradezu natürlich wirkt, weil sie gefühlt schon immer da war. Bei einem größeren Gastronomiebauwerk ist das schon etwas schwieriger – vor allem wenn es in Gipfelnähe thronen soll. Eine klassische Holzhütte im Großformat wirkt da schnell plump oder – fast schlimmer noch – kitschig. Wie also dem Berg einerseits und den Ansprüchen an eine zeitgemäße Ästhetik und Funktionalität andererseits gerecht werden? HK Architekten aus dem vorarlbergischen Schwarzach liefern mit ihrem Gipfelrestaurant auf dem Nebelhorn eine überzeugende Antwort.
Den Gipfel befreien
„Die Leitidee war, den Gipfel wieder zu befreien, ihn in den Mittelpunkt zu rücken und erlebbar zu machen, wenn man von unten hochschaut oder mit der Bahn zum Gipfel fährt“, erzählt Architekt und Geschäftsführer Hermann Kaufmann. Von der Seilbahn setzt sich der unterhalb der Ankunftsebene gelegene Stahl-Holz-Hybridbau daher ein Stück ab, um nicht wie das vorherige Restaurant (ein Chalet) den Blick auf den Gipfel zu verstellen. Einzig ein schmaler Pavillon mit Bistro und Bar befindet sich noch auf dem Oberdeck, das ansonsten eine weitläufige Aussichtsplattform stellt. Formal folgt das terrassierte Gebäude – samt abgerundeten Glasfronten – in geschwungenen Linien dem Geländeverlauf.
Materialmix für Gestalt und Leichtigkeit
Die äußere Gestalt des Neubaus zeichnet sich durch einen ebenso zeitgenössischen wie harmonischen Materialmix aus. Das Untergeschoss ist mit lokalem Gestein vorgemauert. Die Terrassen sind in gefaltetes Kupferblech eingefasst, das durch die Glasfronten unterbrochen wird. Der Boden ist mit Lärchenholz verkleidet. Neben gestalterischen Gesichtspunkten spielte bei der Materialwahl auch die Logistik eine wichtige Rolle. Baustoffe können ausschließlich mit der Seilbahn oder einem Hubschrauber auf den Gipfel gebracht werden, wobei beide Transportformen im Vergleich zu Lkw – insbesondere im Hinblick auf das Gewicht – in ihrer Kapazität stark eingeschränkt sind. Leichtigkeit war also gefragt. Lediglich bergseitig ist der Hybridbau als „schwere“ Stahlbetonkonstruktion ausgeführt, die allerdings die vorhandenen Fundamente des alten Restaurants wiederverwendet.
Der eigentliche Star
Im Innern setzt das Restaurant den eigentlichen Star – die Berge – in Szene. Das Raumprogramm ist so konzipiert, dass Besucher möglichst von jedem Punkt aus die Aussicht auf die Alpenlandschaft genießen können. Die Gasträume formieren sich daher mit der Fensterfront entlang eines Bandes auf der Talseite, währen sich lediglich die Nebenräume zum Berg hin orientieren. Tiefer im Raum gelegene Tische stehen erhöht, damit sie über die davor gelegenen Gäste hinwegblicken können. Und auch akustisch wird auf das Naturerlebnis Rücksicht genommen: Ein moduliertes Deckenrelief und ein Bodenbelag aus Nadelfilz schlucken das unangenehme Klackern der Skischuhe.