Ein German Design Award für ein BHKW? Geht das noch mit rechten Dingen zu? Die klare Antwort: Absolut!
Ein starker künstlerischer Ausdruck findet sich in den vielfältigsten Bauwerken, selten jedoch in technischen Anlagen wie Kraftwerken. Da mag es auf den ersten Blick überraschen, dass der letztjährige German Design Award ausgerechnet an ein Blockheizkraftwerk in Leipzig ging. Nimmt man das betreffende Objekt jedoch in Augenschein, wird die Entscheidung der Jury schnell nachvollziehbar. In der Begründung hierfür ist zu Recht von einem Kunstwerk die Rede – kreiert durch eine außergewöhnliche Fassadengestaltung. Verantwortlich für das preisgekrönte Stück Baukunst sind thoma architekten. Das markante Gesicht der Kraft-Wärme-Kopplungsanlage planten die Baukünstler:innen aus Leipzig mit ALLPLAN.
Übergangslösung mit ansprechendem Erscheinungsbild
Das Blockheizkraftwerk Leipzig Nord-West im Stadtteil Möckern bildet im Rahmen des Zukunftsprojekts „Nachhaltige Energieversorgung für Leipzig“ der Stadtwerke Leipzig eine Art Übergangslösung: Bis zur kompletten Umstellung auf eine klimaneutrale lokale Energiewirtschaft soll die Anlage die winterliche Wärmeversorgung in der Stadt sicherstellen. Da sich das BHKW innerhalb eines städtischen Wohngebietes befindet und sowohl von der S-Bahntrasse aus als auch für den Pendelverkehr ins Stadtzentrum weithin sichtbar ist, war ein ansprechendes Erscheinungsbild geboten. Gar nicht so einfach bei einem rational geplanten Funktionsgebäude, das ausschließlich dem Zweck dient, eine hochwertige Wärmeversorgungsanlage zu beherbergen.
Die Kubatur unterliegt den technischen Anforderungen – und bietet somit kaum formalen Spielraum. Um dennoch dem Wunsch eines eleganten Äußeren entsprechen zu können, blieb also nur noch die Fassade. Die Herausforderung bestand darin, ein Gleichgewicht zwischen Zurückhaltung und städtischer Anziehungskraft zu schaffen. So fiel letztlich die Materialwahl auf ein poliertes Aluminiumblech, das durch eine Eloxalschicht vor Witterungseinflüssen geschützt wird. Neben seinen besonderen optischen Eigenschaften erfüllt das Material aufgrund seiner Langlebigkeit und rückstandsfreien Demontierbarkeit zugleich die Anforderungen an ein nachhaltiges Bauwerk.
Fassade als Kunstwerk
Konstruktiv handelt es sich um eine vorgehängte, hinterlüftete Fassade, bestehend aus einer zweiteiligen Unterkonstruktion sowie dem unsichtbar befestigten Fassaden-Finish aus Aluminium. Zum Kunstwerk wird letzteres allerdings erst durch die spezielle Verarbeitung des Materials: Dreieckige Aluminium-Schindeln in elf verschiedenen Größen sind so angeordnet, dass sie einen Wirbel erzeugen, der das Bauwerk, ähnlich einer aufgewühlten Wasseroberfläche, optisch in Bewegung versetzt. Zugleich sind die Dreiecke unterbrechungsfrei um die Gebäudeecken verlegt, wodurch sich die Anlage augenscheinlich auflöst. Die 0,8 Millimeter starken spiegelnden Aluminiumtafeln verstärken diesen Effekt der Auflösung und lassen das BHKW mit seiner Umgebung verschmelzen.
Spezialanfertigung geplant mit ALLPLAN
Thoma architekten planten ihre preisgekrönte Fassade mit ALLPLAN. „Wir arbeiten bereits seit über 20 Jahren mit ALLPLAN“, erklärt Geschäftsführerin Ariane Waegner. Mit dem CAD-Programm ließen sich nicht nur Standardkonstruktionen und -bauteile, sondern auch Spezialanfertigungen sehr gut modellieren. So konnten die Architekt:innen beim BHKW in Möckern sowohl die zweiteilige Metall-Unterkonstruktion aus Winkelprofilen und Trapezblech als auch das komplexe Mosaik aus Alu-Schindeln in ALLPLAN abbilden. Die passgenaue Planung kam dabei auch der Herstellung und Verarbeitung der Fassadenteile durch Fleischer Metallfaszinationen zugute.
Übrigens: Der German Design Award 2023 ist nicht der erste Preis, der das BHKW schmückt. Im Jahr seiner Fertigstellung wurde es bereits – völlig zu Recht – mit dem Deutschen Fassadenpreis 2022 ausgezeichnet.