Wenn es auf der Baustelle im Sommer heiß hergeht, muss der Beton mitunter schön kühl bleiben. Welcher Aufwand damit verbunden sein kann, zeigt der Bau eines Tunnels für Stuttgart 21.
Heiße Sommer stellen den Ingenieurbau bisweilen vor besondere Herausforderungen. Dies gilt zum Beispiel bei Tunneln in offener Bauweise. Hier darf nämlich die Frischbetontemperatur an der Einbaustelle nicht über 25 Grad Celsius liegen. Bei mitunter extremen Außentemperaturen ist das insbesondere bei Betonierleistungen von mehreren Hundert Kubikmetern am Tag nicht so ohne Weiteres möglich. Vor dieser Herausforderung stand im Sommer 2020 auch der Baukonzern Porr bei der Ausführung eines Tunnels für das Los 2A „Zuführung Untertürkheim“ im Rahmen von Stuttgart 21. Gelöst wurde das Problem mit einem Spezialzement von HeidelbergCement – und durch eine ausgeklügelte Kühlung.
Kühle Splitte und Spezialzement
Das Projekt umfasste neben dem eigentlichen Tunnel auch eine Rettungszufahrt und einen Trog. An manchen Tagen wurden rund 350 Kubikmeter Beton verbaut. Um den hohen Temperaturen vor Ort zu trotzen, wurden die verwendeten Splitte noch kurz vor ihrem Transport zum Heidelberger Betonwerk Hafen im Schotterwerk mit kaltem Wasser gewaschen. Im Werk musste die Körnung unmittelbar verarbeitet werden, da eine weitere Lagerung im Silo eine unerwünschte Erwärmung nach sich gezogen hätte. Also wurden die Splitte dort direkt mit einem Spezialzement namens CEM III/A 32,5 N-LH zusammengemischt. Letzterer wurde extra für den Tunnel von der HeidelbergCement-Tochter Betotech Baustofflabor GmbH entwickelt und zeichnet sich durch eine langsame Wärme- und Festigkeitsentwicklung aus, wodurch Risse und Spannungen reduziert werden.
Stickstoff und Sprinkleranlage
Der Betonmischer selbst wurde vollautomatisiert mithilfe von Stickstoff an einer eigens dafür aufgebauten Kühlanlage gekühlt, an die er heranfahren konnte. Die Temperatur des auf diese Weise weiter kühl gehaltenen Betons musste anschließend sowohl bei der Abfahrt vom Werk als auch bei Ankunft auf der Baustelle kontrolliert werden. An den heißesten Tagen führte der Weg des Betonmischers zusätzlich durch eine Sprinkleranlage an der Rettungszufahrt, wo die Fahrmischer-Trommel vor der Betonage eine erneute Abkühlung erhielt. Diese aufwendige Kühlungsprozedur betraf in erster Linie den Bau des Tunnels. Beim Trog kam sie nur sporadisch zum Einsatz. Zwar wurde auch hier die gleiche Betonmischung verwendet, doch lag die zulässige Frischbetontemperatur für das Bauwerk mit 30 Grad Celsius wesentlich höher.
Weitere Informationen: https://context.heidelbergcement.com/gekuehlter-beton-fuer-stuttgart-21/