Etwa 50 europäische Städte haben die European Circular Cities Declaration schon unterschrieben und fördern auf kommunaler Ebene, was wir global brauchen: eine echte Kreislaufwirtschaft.
Seit ein paar Jahren sorgen vereinzelte Projekte, die kreislaufwirtschaftliche Konzepte wie Cradle-to-Cradle (C2C) umsetzen, für Aufsehen. Momentan haben diese leider noch Pilotcharakter, während jedoch in Anbetracht schwindender Ressourcen sowie deren klimaunfreundlichem und umweltschädigenden Abbau eine ganz allgemeine Circular Economy Not tut. Aus diesem Grund hatten sich 2020 über 20 europäische Städte zusammengeschlossen und die European Circular Cities Declaration verfasst. Die Zeichner dieser Erklärung wollen als Leuchttürme den Wandel zur Kreislaufwirtschaft beschleunigen und nehmen sich selbst in die Pflicht, das Thema auf kommunaler Ebene voranzutreiben. In Deutschland hat nach Gründungsmitglied Freiburg im Breisgau im November 2021 auch Aachen die Erklärung unterzeichnet. Mittlerweile beteiligen sich europaweit etwa 50 Städte an der Initiative.
Ressourcennutzung von der Wirtschaftstätigkeit entkoppeln
Die Erklärung definiert Circular City als eine Stadt, die den Übergang von der üblichen linearen zu einer zirkulären Wirtschaft ganzheitlich über all ihre Funktionen hinweg und gemeinsam mit Bürgern, Unternehmen und der Wissenschaftsgemeinschaft vorantreibt. In der Praxis sollen unter anderem Geschäftsmodelle und wirtschaftliches Verhalten gefördert werden, die die Ressourcennutzung von der Wirtschaftstätigkeit entkoppeln, indem sie Wert und Nutzen von Produkten, Komponenten, Materialien und Nährstoffen so lange wie möglich aufrechterhalten. Dadurch werden Materialkreisläufe geschlossen und schädliche Ressourcennutzung und Abfallerzeugung minimiert.
Bau im Fokus
Wie viele andere Städte legt Neuzeichner Aachen bei seiner Transformation zur Circular City besonderen Fokus auf das Thema Bau. Laut Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen soll im Neubau etwa auf den Einsatz nachhaltiger Baustoffe und -weisen geachtet werden. Zudem erhält auch die Ertüchtigung von Bestandsgebäuden verstärkte Aufmerksamkeit, was Effekte auf die Stadtentwicklung mit sich bringt. So ist die Stadt beispielsweise bestrebt, leerstehende Gebäude in der Innenstadt durch Umnutzungen zu revitalisieren. Generell gilt es verbindliche Ziele zu definieren, die Politik und Verwaltung einhalten müssen.
Vorreiter Interreg-Projekt Greencycle
Freiburg hatte vor der Unterzeichnung bereits mit fünf anderen Städten im Alpenraum an dem EU-geförderten Interreg-Projekt Greencycle teilgenommen. In diesem wurden zwischen 2017 und 2020 „zwölf Schlüsselprinzipien für einen Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“ ausgearbeitet, die wohl nicht zufälligerweise der European Circular Cities Declaration sehr nahe stehen. Punkt 7 – das „Fördern von Kreislaufprodukten, die leicht zu teilen, leicht zu leasen, einfach wiederzuverwenden, leicht zu reparieren, leicht wiederaufzubereiten und zu recyceln sind“ – ist in der Baubranche bereits als Praxis aus Cradle-to-Cradle-Projekten bekannt. Über den Einsatz von BIM lässt sich darüber hinaus das Überwachen und Messen von Material-, Abfall- und Energieflüssen (Punkt 12) gebäudeseitig umsetzen.