Ersatz für ein „Jahrhundertbauwerk“ in Osnabrück

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Nach einem knappen Jahrhundert im Dienste des Schienenverkehrs braucht es für die Stützwand in der Turnerstraße in Osnabrück einen Ersatzneubau. KREBS+KIEFER sind mit der Planung betraut.

Nach weit über 90 Jahren neigt sich die Lebensdauer der 273 Meter langen Stützwand in der Turnerstraße in Osnabrück dem Ende entgegen. Als Teil der zweigleisigen Strecke Löhne-Rhein hat das 1928 errichtete „Jahrhundertbauwerk“ bis heute einiges an Lasten zu tragen: Von Inter-City-Verbindungen über den regionalen ÖPNV bis hin zum transeuropäischen Schienengüterverkehr (North Sea-Baltic) ist hier alles unterwegs, was auf Gleisen fährt. Wegen ihres schlechten baulichen Zustands laufen bereits seit 2021 die Vorbereitungen für eine Erneuerung der Schwergewichtswand. KREBS+KIEFER übernehmen dabei die BIM-, Objekt- und Tragwerksplanung.

Bestandsmodell und BIM-Modell für Ersatzneubau

Insgesamt sind in dem Projekt sieben BIM-Anwendungsfälle durch das Ingenieurbüro umzusetzen. Der Erste davon besteht in der Modellierung des Bestandsbauwerks. Dies erfolgte auf Grundlage eines bereits existierenden Bestandsmodells des verantwortlichen Vermessungsbüros, bei dem jedoch nur die Vorderseite der Wand exakt erfasst worden war. KREBS+KIEFER nahmen daher eine ergänzende Nachmodellierung in Allplan vor, basierend auf Erkundungsbohrungen, statischen Untersuchungen und Erfahrungswerten. Auch das BIM-Modell für den Ersatzneubau wurde in Allplan erstellt. Die Bauzeichnerinnen nutzten hierfür Architekturbauteile sowie eine ergänzende Modellierung als freie 3D-Objekte. Die aktuell noch nicht existierenden IFC-Elementtypen für die Geotechnik wurden dabei durch Hochbauelemente wie IfcWall, IfcFooting etc. ersetzt.

© KREBS+KIEFER; Perspektive einer Planungsvariante: Flach gegründete Vorsatzschale mit Rückverhängung mittels Einstabankern.

Effizienzgewinn durch parametrische Add-ons

Bei der Modellierung der Anker profitierte das Ingenieurbüro von den parametrischen Add-ons Bodenanker und 3D-Raster, wodurch sich redundante Arbeiten stark reduzieren ließen. Das brachte besonders bei der Entwicklung verschiedener Varianten für den Variantenvergleich einen erheblichen Effizienzgewinn, da Verankerungselemente wie Anker und Nägel sehr viel schneller editiert und modelliert werden konnten. Insgesamt wurden drei Varianten für den Ersatzneubau entwickelt: eine aufgelöste Bohrpfahlwand als Vorsatzschale, eine Vorsatzschale mit Rückverhängung sowie eine überschnittene Bohrpfahlwand in der Position der ursprünglichen Stützwand.

© KREBS+KIEFER

Variantenvergleich, 2D-Pläne und Visualisierung

Die Fachmodelle der Varianten wurden per IFC-Schnittstelle in eine Koordinationssoftware geladen und dort in ein BIM-Koordinationsmodell integriert. Dadurch konnten KREBS+KIEFER zusammen mit dem Auftraggeber (DB InfraGO AG) die Vor- und Nachteile der jeweiligen Variante erörtern. Aus dem Allplan-Fachmodell wurden zudem die benötigten 2D-Pläne als Schnittableitungen abgeleitet.

Bei der Visualisierung der neuen Stützwand kam die leistungsstarke Visualisierungssoftware Twinmotion zum Einsatz. Seit Version 2023-1 ist das Programm über einen Direct Link direkt in Allplan integriert. Dies ermöglicht unter anderem eine praktische Echtzeit-Synchronisation zwischen Allplan-Modell und Twinmotion-Visualisierung.

© KREBS+KIEFER; Momentan befindet sich das Projekt in den Leistungsphasen 3 und 4. Wenn die Bauarbeiten in den nächsten Jahren beginnen, wäre die Stützwand schon fast hundertjährig.