Doha Metro Network: Wer will da noch Auto fahren?

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UNStudio liefert mit Dohas neuem U-Bahnnetz schlagende Argumente dafür, das Auto zu Hause zu lassen – dank parametrischem Entwerfen.

Trotz ihrer Größe von etwa 2,4 Millionen Einwohnern und ihres sagenumwobenen Reichtums verfügte Doha bis vor Kurzem noch über keinen nennenswerten öffentlichen Nahverkehr. Stattdessen legten Katars Hauptstädter ihre Wege hauptsächlich mit dem Auto zurück. Vor ein paar Jahren jedoch begann der Bau des Doha Metro Network, das 2019 schließlich mit seinen bislang drei Linien – Rot, Grün und Gold – eröffnete. Das Ergebnis ist wohl eines der schönsten und modernsten U-Bahnnetzwerke weltweit. Maßgeblich verantwortlich für mittlerweile 40 schmucke Stationen war Ben Van Berkels UNStudio. Das renommierte Architekturbüro lieferte die Vision für das Netzwerk samt Architekturhandbuch mit Richtlinien zu Form, Details und Materialität.



Attraktive Alternative zum Individualverkehr

Das Hauptziel bestand darin, Fußgänger mit einer speziellen Architektur dazu zu bewegen, sich statt des Autos der Metro zu bedienen. Dementsprechend verfügen die nagelneuen Stationen über eine starke Identität, die sie überall wiedererkennbar macht und an die attraktive Alternative zum Individualverkehr einlädt. Darüber hinaus schaffen die Stationen als Unterführungen für verkehrsreiche Straßen zusätzlich mehr Sicherheit – selbst für Fußgänger, die die U-Bahn gar nicht nutzen.

Karawanserei und Gewölbe

Die für das Handbuch ersonnene Architektursprache greift traditionelle Ideen auf und entwickelt sie zeitgenössisch weiter. Als eine Art räumliches Leitmotiv fungiert die klassische Karawanserei – ein Wirtshaus mit Innenhof, der als Versammlungsort und Rastplatz auf historischen Handelsruten diente. Das Design fördert somit soziale Interaktion und „Platzbildung“ statt Raumbildung. Inspirationsquellen für die Formgebung stellen wiederum Gewölbe und Bögen aus der traditionellen Architektur Dohas dar, ebenso wie die Leichtigkeit der Daus (Segelboote) und die „dehnbaren“ Profile der Beduinenzelte. Aus diesen Zutaten leitet UNStudio eine eigene kontemporäre Gewölbearchitektur ab.

Prinzip Auster

In materieller Hinsicht ersann das Team um Ben van Berkel ein duales Prinzip, dass gewissermaßen einer Auster gleicht. So soll das Äußere in schlichter, puristischer Weise die monolithische Stärke des alten Katars widerspiegeln. Dem steht wiederum ein reiches, leuchtendes Inneres mit „Perlmutteffekt“ gegenüber, das Bewegung und Fluidität ausstrahlt. Die Verwendung katarischer Ornamentik hilft den Reisenden in Verbindung mit Lichtlinien bei der Orientierung.

Unikate mit gemeinsamer Identität dank parametrischem Entwerfen

Die neuen Stationen für das autonom gesteuerte U-Bahnnetz, wie sie heute zu bewundern sind, wurden übrigens nicht gänzlich von Menschenhand erdacht. Tatsächlich sind sie das beeindruckende Resultat einer Kombination aus dem Katalog der im Handbuch versammelten Elemente und parametrischem Entwerfen. Auf diese Weise konnten bislang 40 einzigartige Gebäude entstehen, die zugleich über eine gemeinsame Identität verfügen.