Gebäude und Kreislaufwirtschaft: digitaler Gebäuderessourcenpass

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Um im Sinne der Kreislaufwirtschaft zu bauen, müssen Gebäude unter anderem als Rohstoffbanken betrachtet werden. Hierzu braucht es einen digitalen Gebäuderessourcenpass.

Beim Thema nachhaltiges Bauen beschränkt sich der Blick der Gesetzgebung respektive öffentlichen Förderungen (und Forderungen) noch weitestgehend auf die Energieeffizienz im Gebäudebetrieb. Wie diese erreicht wird – zum Beispiel unter dem Einsatz welcher Materialien, wo diese herkommen, was mit ihnen am Ende ihres Lebenszyklus geschieht etc. –, ist dabei sekundär. Um jedoch wirklich nachhaltig zu bauen, braucht es insbesondere vor dem Hintergrund schwindender Ressourcen eine ganzheitliche Betrachtung der Ökobilanz über alle Lebenszyklusphasen. Madaster Germany fordert daher die Einführung eines digitalen Gebäuderessourcenpasses. Dieser soll als zentrale Daten- und Informationsdrehscheibe eines Gebäudes unter anderem der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) im Bau- und Immobiliensektor dienen.

Ein digitaler Gebäuderessourcenpass, wie er Madaster vorschwebt und unter anderem auch im Koalitionsvertrag der Bundesregierung erwähnt wird, soll die „Aufzeichnung, Verknüpfung, Übertragung und gemeinsame Nutzung von Gebäudedaten und -informationen“ über alle Lebenszyklusphasen erleichtern. Dabei trägt er einerseits zu einem besseren Verständnis für Entwurf, Aufbau, Management, Betrieb und Lebensende von Gebäuden bei. Andererseits fördert er zugleich Transparenz und Vertrauen, hilft bei der politischen und finanziellen Entscheidungsfindung und bereitet nicht zuletzt den Weg für eine optimale Ressourcennutzung. Technische und methodische Voraussetzung für dieses digitale Dokument ist selbstverständlich BIM.

Cloudbasierte Daten für alle relevanten Parteien

Damit der Gebäuderessourcenpass funktioniert, müssen seine Daten (möglichst cloudbasiert) über den gesamten Lebenszyklus anpassbar und für alle relevanten Parteien unbegrenzt zugänglich sein. Mit Blick auf eine funktionierende Kreislaufwirtschaft betrifft dies insbesondere auch Abbruch- und Rückbau- sowie Recyclingunternehmen, die auf dieser Datengrundlage Aufwand und Kosten ihrer Arbeit planen können. Die Informationen dieser Unternehmen ermöglichen wiederum Herstellern, ihre Produkte an die Erfordernisse der Circular Economy besser anzupassen. Ob die Daten im Pass mit Dritten wie Behörden, Finanzinstituten, Maklern, Gutachtern, Anwälten etc. geteilt werden, obliegt allein den Gebäudeeigentümern, die auch als Dateneigentümer die Kontrolle über den Datenzugriff haben.



Lebendiges Dokument

Als „lebendiges“ Dokument beinhaltet der Gebäuderessourcenpass nicht nur Daten über den As-built-Zustand, sondern akkumuliert dynamisch über den gesamten Lebenszyklus alle relevanten Informationen. Er enthält die Verwaltungsdokumentation, Grundstücks- und Standortdaten, technische und funktionale Merkmale ebenso wie die finanzielle, ökologische und soziale Leistung eines Gebäudes. Insbesondere der Einfluss der Produkte und Materialien auf die Umwelt wie etwa die CO2-Emissionen während der Bauphase sowie die Anteile sowohl von Primär- und Sekundärmaterialien als auch von wiederverwendeten Baustoffen und -teilen werden erfasst. Darüber hinaus sollen Informationen aus anderen Datenerfassungsvorgängen wie beispielsweise aus Energieausweisen oder Nachhaltigkeitszertifizierungssystemen im Pass zusammenfließen.

Rohstoffbanken und Kataster für Materialien

Der digitale Gebäuderessourcenpass soll mit seinen Informationen maßgeblich zur Wertermittlung von Gebäuden beitragen, indem diese – zusätzlich zu den gewohnten Bewertungsaspekten – transparent als Rohstoffbanken betrachtet werden können. Aufgrund verschiedenster Datenquellen sind standardisierte Formate und offene Datenstandards wie IFC für den Pass geboten. Schlussendlich ist es Madasters Vision, das digitale Dokument mit einem flächendeckenden Materialkataster zu verknüpfen, der anschließend wiederum mit nationalen oder lokalen Katastern verbunden wird. Die anonymisierten Informationen sollen dann Gesellschaft, Politik und Verwaltung unter anderem für Analysen zu Stoffströmen dienen. Madaster selbst steht für ein ebensolches „Kataster für Materialien“ und betreibt schon jetzt eine Online-Plattform, auf der Gebäude entsprechend mitsamt ihren Baustoffen und Produkten digital registriert werden können.